Kickbesessener Weltsport: Immer nur Fußball
Radrennen, Marathon, Ballspiele, es schaffen immer nur die üblichen Sportarten in die TV-Primetime. Aber es gibt es auch Wasserski oder Beachhandball.

S chon lange kein Lacrosse mehr geguckt. Oder Flossenschwimmen. Dabei sind das Sportarten, die aktuell mit großem Erfolg gezeigt werden. Die World Games, die am Sonntag in Birmingham/USA zu Ende gingen, sind hierfür genauso eine Bühne wie die Makkabiade, die derzeit in Israel stattfindet.
World Games sind eine Versammlung von Disziplinen, die nicht zum olympischen Programm gehören, die aber das Zeug dazu haben: von Aerobic bis Wasserski, von Beachhandball bis Ultimate Frisbee. Und die Makkabiade gilt als die „jüdische Olympiade“, mit etwa 11.000 Teilnehmern das drittgrößte Sportfest der Welt. Von Bowling bis Tennis-Paddle wird hier auch Spitzensport geboten, den wir sonst nicht sehen. Beziehungsweise: den es trotz der Größe und der Bedeutung dieser Weltereignisse nicht zu sehen gibt.
Dabei haben die Organisatoren von World Games und Makkabiade alles richtig gemacht. Pandemiebedingt sind sie ein Jahr ausgewichen, weil 2021 die Olympischen Spiele alle Aufmerksamkeit usurpiert hätten. Im aktuellen Weltsportkalender war das Tennisturnier von Wimbledon gerade zu Ende, und neben Tour de France der Männer und Fußball-EM der Frauen hätte doch Platz für Berichte sein müssen.
Ist aber nicht so, zumindest hierzulande. Dabei mangelt es nicht an Erfolgen: Bei den World Games findet sich Deutschland mit 24 Goldmedaillen deutlich auf Platz eins der Nationenwertung – vor den 16 Goldenen der USA und den 16 Goldenen der Ukraine, was ja auch mediale Beachtung verdient hätte.
Doch wir lernen in diesem Post-(oder immer noch?)-Covidsommer, dass Sport immer mehr zu Nix-als-Fußball wird. Das heißt in der Regel: Männerfußball, wobei es endlich auch den Frauen verdientermaßen gelungen ist, mit der erfolgreichen und sportlich höchst anspruchsvollen EM Boden gutzumachen. Anderer Sport, zumal wenn er nicht olympisch ist, findet so wenig Beachtung, als ob es ihn nicht gäbe. Und medial betrachtet stimmt das leider: Da gibt es ihn nicht.
Fairplay fürs freie Netz
Auf taz.de finden Sie unabhängigen Journalismus – für Politik, Kultur, Gesellschaft und eben auch für den Sport. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Inhalte auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich leisten kann, darf gerne einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Russland und Ukraine
Ukrainische Gebietsabtretungen im Tausch für Frieden?
Ökonom über ungerechtes Rentensystem
„Es geht um Umverteilung“
Badeverbote und Hitzewellen
Gefangen in der Betonwüste
Krieg in der Ukraine
Lieber Aufstand als Deal
E-Autos versus Verbrenner
Der gefühlte Freiheitsverlust
Proteste gegen Hunger in Gaza
Viel Krach gegen „Gila & Nancy“