piwik no script img

Kein Olympia in NRWKontinuität des Scheiterns

Armin Laschet, Fan von Olympia-Rhein-Ruhr, ist verärgert. Nach der Fast-Vergabe der Spiele 2032 rechnet er ab: mit IOC und dem Deutschen Sportbund.

Nichtsdestotrotz-Olympionike: Ministerpräsident Armin Laschet in der Arena Düsseldorf Foto: Federico Gambarini/dpa

Armin Laschet hatte schon bessere Laune. Die Pressekonferenz, die der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen am Freitagmittag in der Arena Düsseldorf veranstaltete, könnte man als verhunzt bezeichnen, als wirklich unerquicklichen Termin. Denn der Parteichef der CDU und Kandidat für den Posten des Kanzlers musste vor aller Öffentlichkeit eine bittere Niederlage verkünden. Die Olympischen Spiele im Jahr 2032 werden nicht in der sogenannten Metropolenregion Rhein-Ruhr stattfinden, sondern mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in Brisbane, an der australischen Goldküste.

Das Internationale Olympische Komitee hat unter der Woche Laschet und seinen Mitstreiter Michael Mronz, ehedem Lebenspartner von Guido Westerwelle, die unschöne Nachricht vom wiederholten deutschen Scheitern überbracht. Die deutschen Olympiaplaner wurden kalt erwischt von der zu einem sehr frühen Zeitpunkt erfolgten Entscheidung der Sportfunktionäre aus Lausanne.

Entsprechend angesäuert sagte Laschet: „Keine Frage, die Entscheidung des IOC hat uns überrascht und getroffen.“ Der Präsident des Olympischen Komitees, Thomas Bach, habe ihm dargelegt, Brisbane sei ein guter Kandidat in unsicheren Zeiten. „Ich teile diese Ansicht nicht“, sagte Laschet, leicht pikiert. Natürlich sei die Initiative aus seiner Region viel besser, versuchte er klarzumachen, ja geradezu vorbildlich sei der Wille, den Weg von der fossilen zur klimaschonenden Gesellschaft zu gehen – sowie jenen von der analogen zur digitalen. Aber was hat das mit Sport zu tun? Überzeugt so etwas das IOC? Egal.

„Fehlende Rückendeckung“

Laschet setzte nun zu einer persönlichen Abrechnung an. Zwei Adressaten drängten sich ihm auf. Zuerst einmal wurde der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zum Ziel seines kaum verhehlten Grolls; später sollte er sich noch über die „Intransparenz“ des IOC aufregen. „Der DOSB hat sich nicht in der Lage gesehen, in einen intensiven Dialog einzutreten.“ Laschet bemängelte eine „fehlende formale Rückendeckung“.

Fakt ist, dass sowohl der DOSB als auch die privatwirtschaftlich organisierte Olympia-Initiative von Mronz mit 14 NRW-Städten nicht aus der Knete gekommen sind. Sie haben die neuen, beschleunigten Entscheidungsprozesse im IOC fast schon amateurhaft unterschätzt. Das Olympiakomitee hatte sich nach Verabschiedung der Reformagenda 2020 mehr „Flexibilität“ bei der Vergabe der Spiele ausbedungen.

Bisher wurde das zum Teil recht teure Kandidatenrennen sieben Jahre vor Olympia mit einer nicht unspannenden Show beendet, jetzt scheint das IOC so ein bisschen nach Gutdünken und im Geheimen seine Lieblinge auf den Olymp zu schicken. Paris 2024 und Los Angeles 2028 benannte es im Doppelpack, Brisbane 11 Jahre vorher. Aus einem berechenbaren Prozess ist ein zeitliches Vabanque-Spiel geworden. „Der DOSB hat kein Gespür, was sich im IOC tut“, ätzte Laschet folglich.

Unbedarftheit deutscher Funktionäre

Mit dieser Einschätzung dürfte der Politiker recht haben, denn während die Australier bei Thomas Bach sehr früh gut Wetter machten und mit dem Ministerpräsidenten Scott Morrison, Annastacia Palaszczuk (Premierministerin von Queensland) und Adrian Schrinner (Bürgermeister von Brisbane) dem IOC verdeutlichten, dass Sport, Politik und Bürgerwille eine Einheit in Down Under bilden, und dies bei Kristin Kloster Aasen, der Vorsitzenden der Future Host Commission des IOC, offensichtlich sehr gut ankam, versemmelte Sportdeutschland in gewohnter Manier ein Sportgroßprojekt.

Die Reaktion von DOSB-Chef Alfons Hörmann auf die unliebsame Nachricht vom Mittwoch spricht für sich. Auf der Eröffnungsfeier der nordischen Ski-WM in Oberstdorf sagte er: „Dass das IOC die Entscheidung über die Olympischen Spiele 2032 nicht 2025 trifft, sondern bereits vier Jahre früher eine Weichenstellung vornimmt, kommt überraschend.“ Nicht nur der Vorsitzenden des Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD), blieb angesichts dieser Unbedarftheit die Spucke weg. Der Nachrichtenagentur dpa sagte sie: „Langjährige Beobachter der Szene haben genau dies schon seit geraumer Zeit prognostiziert.“

So blieb Armin Laschet nur die undankbare Rolle, der Nichtsdestotrotz-Olympionike zu sein. Die Bewerbung soll weitergehen, 2036 in den Fokus rücken. Eine Bürgerbefragung soll stattfinden. „Wir wollen weiter kämpfen.“ Was man halt so sagt in misslicher Lage.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • Nun Alfons Hörmann und Thomas Bach entstammen ja dem angeblichen Milch und Honig-Land.



    Wen wundert es, das Nordrhein- Westfalen nicht berücksichtigt wurde.



    Die Nordische Ski-WM findet natürlich in der Heimat der oben genannten Personen statt.



    Man darf gespannt sein, wer das rennen um die Kanzlerschaft gewinnt.

  • Laschet wird jetzt an allen Ecken und Enden dafür abgestraft, dass er sich vor ein paar Jahren zu Äußerungen bezüglich Russland, Syrien und Venezuela hinreißen ließ, die leider überhaupt nicht auf transatlantischer Linie liegen.

    • @Khaled Chaabouté:

      Ach was. Oecher Printe reicht - 🥳 -

      • @Lowandorder:

        Ich mag Aachen. Ist für mich eine europäisch-internationale Stadt mit vielen fortschrittlichen Ansätzen. Und Oecher Prenten sind natürlich fast die Besten (noch besser sind nur die Eupener Printen). Freunde von mir sind aus dem grün regierten Münster nach Aachen gezogen, weil es ihnen in Münster zu konservativ und klüngelig ist. Letzteres kann ich aus meiner Zeit in Münster nur bestätigen. Aachen ist nun mal romanisch geprägtes Rheinland. Da wird die eher mediterran-lockere Lebensweise, die sich seit der Römerzeit vererbt hat, wahrgenommen und selbst dem Klüngel noch Positives abgewonnen. Klar, dass Westfalen für diese Phänomene manchmal die Empathie fehlt.

        Liegt wohl alles daran, dass Laschets Seilschaften im Verborgenen agieren und dann dafür sorgen, dass Reaktionäre den Karlspreis erhalten und Langweilerveranstaltungen wie CHIO das Image von Aachen nach außen hin prägen, sogar mehr noch als die RWTH. Anderseits, Heine…

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an:

    “ Lasch und IOC

    IOC und DOSB - Laschet nicht auf der Höhe des Balles. Das ist alles. Nomaal. ("Mann muss ja auch was zum Lachen haben") A.L. - sinngemäß. Mal schaun, wie lange der Clown uns erhalten bleibt.

    kurz - Ich frag mich bei sojet dann.



    Wer berät soran Lappemann.



    Mein Sidekick weiß Rat - Lasch & Limi -



    “ Laschet und Liminski - Damit nicht später die Leute sagen: "Das haben wir nicht gewusst..."



    taz.de/Archiv-Such...&SuchRahmen=Print/ “ - Nathanael Liminski -



    deutscher Politiker, Leiter der NRW-Staatskanzlei



    & Däh! Na da schau her! => wiki -



    “ Der gebürtige Bonner stammt aus einem katholischen, eng mit der Laienorganisation Opus Dei verbundenen Elternhaus…“ - 😱 -

    kurz2 - Zwei doppelt schwarze! -



    Ne Oecher Printe & Ne Bonner Bönsch!



    Sorry&mit Verlaub:Braucht kaa Mensch!

    Nich to glöben & Rein tonn katolsch warrn.



    Holl wiss & Lot mi an Lann - 🤮 -

  • Das müsste ohnehin anderslaufen. Die Spiele müssen zwignend kostenneutral sein oder Gewinn einbringen. Und wenn sie Gewinn einbringen, dann muss der an die Bevölkerung, die werniger als 1,5k netto verdienen (der Rest hat ja schon Geld) verteilt werden. Und keiner darf einen Nachteile rfahtren, also nix mit Entmietung, nur um einen schicken Sportplatz hinzumeiern.

  • Ist das jetzt wirklich sein Ernst dass er sich dafür einsetzen will, ausgerechnet die Olympischen Spiele 2036 in Deutschland stattfinden zu lassen?

    • @Stadtkind:

      Immerhin NRW und nicht Berlin ;-)

      • @Bunte Kuh:

        aber bitte in Bonn, der steingewordenen Zurückhaltung. Das wäre direkt eine historische Antithese...

  • Schade, die Besten der Besten mal Live zu sehen hätte mich tatsächlich mal motiviert ins Ruhrgebiet zu fahren.

    • @FancyBeard:

      Die Gedoptesten der Gedopten...

      • @CarlaPhilippa:

        Im Volkssportbereich wird härter gedopt.

        • @FancyBeard:

          Und das ist jetzt die Absolution für den Profisport? Neue Rekorde gibt es nur mit pharmakologischer - und irgendwann gentechnischer - Unterstützung. Kann man hinnehmen oder auch nicht. Ist vor allem bedenkenswert für Eltern, deren Kinder als Talente identifiziert worden sind - ob sie ihnen damit einen Gefallen tun.

          • @CarlaPhilippa:

            Es gibt auch sowas wie neue Trainingsmethodik. Sie sollten nicht alles so schwarz sehen. Es wird heute weniger gedopt als früher.

  • Die ganze Story ist ja noch viel lustiger.

    Nur der DOSB kann sich um Spiele bewerben und die Chefin der Future Host Commission hat gesagt.

    "Ihr zufolge habe sich der Deutsche Olympische Sportbund entschieden, im Februar nicht in einen weiteren Dialogprozess über die Austragung der Spiele eintreten zu wollen."

    www.sportschau.de/...r-analyse-100.html

    Stimmt das, hat der DOSB Klausuren_Verlierer_Armin richtig auflaufen lassen, denn der wusste davon nichts.