Kein Bleiberecht für Gewaltopfer: Der Bund zeigt Härte
Berlin führt ein Bleiberecht für Opfer rechter Gewalt ein, Thüringen will folgen. Der Bund hält nichts davon: Das berge zu hohes „Missbrauchspotenzial“.
Das rot-rot-grün geführte Berlin ist damit nach dem rot-roten Brandenburg das zweite Bundesland, das diese Regelung einführt. Auf der Innenministerkonferenz, die Anfang der Woche in Dresden tagte, warben beide Länder für ihre Idee.
Unterstützung kommt auch von den Grünen im Bundestag, sie fordern den Erlass im Bund. „Die Berliner Weisung setzt die Große Koalition unter Zugzwang“, sagte Volker Beck, Sprecher für Migrationspolitik. „Ein Bleiberecht für Opfer rechter Gewaltstraftaten müsste auf Bundesebene geschaffen werden.“ Eine Anzeigebereitschaft der Betroffenen könnte so erhöht, die Aufklärung der Straftaten verbessert werden, so Beck.
Bei Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) indes stößt die Forderung auf Granit. Ein Bleiberecht für Opfer rechter Gewalt werde es nicht geben, sagte sein Sprecher der taz. „Aus Sicht des Bundesinnenministeriums sind diese Regelungen zur Bekämpfung rechtsmotivierte Gewaltstraftaten ungeeignet.“ Sie würden ein „erhebliches Missbrauchspotenzial“ bergen. Dies, so der Sprecher, habe de Maizière auch auf der Innenministerkonferenz bekräftigt. „Die Ahndung rassistisch oder extremistisch motivierter Straftaten muss den Strafgerichten vorbehalten bleiben und lässt sich nicht aufenthaltsrechtlich lösen.“
Berlins Innensenator Geisel hat einem Missbrauch der Regelung vorgebeugt. Stelle sich heraus, dass Betroffene selbst für ihre Opferrolle verantwortlich seien, gebe es kein Bleiberecht, teilte seine Verwaltung mit. Gleiches gelte für verurteilte Straftäter oder Gefährder.
Auf Länderebene hat sich dagegen bereits ein weiterer Nachahmer gefunden: Thüringen. Das rot-rot-grün geführte Land will als nächstes die Bleiberechtsregelung einführen. Ein entsprechender Erlass werde derzeit erarbeitet, bestätigte ein Sprecher des Justizministeriums am Donnerstag der taz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen