Kaputte Aufzüge, verschimmelte Wände: Die Weiße Siedlung wehrt sich
Weil die verantwortliche Adler Group Mängel nicht beseitigt, wollen Mieter*innen sie nun verklagen. Eine Kiezinitiative unterstützt Betroffene.
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Mieter*innen aus der Weißen Siedlung in Neukölln wollen ihren Vermieter verklagen. Sie wehren sich damit gegen nach ihrer Aussage konstant bestehende Mängel in den Wohnhäusern – etwa kaputte Aufzüge, Schimmel in den Wohnungen und Rattenbefall. Vorangehen werden zunächst Bewohner*innen aus dem Haus in der Sonnenallee 279, wie die Kiezinitiative Weiße Siedlung der taz bestätigte.
4 oder 5 der dortigen Mieter*innen werden gemeinsam mit der Initiative eine sogenannte Mängelbeseitigungsklage einreichen. Einer der Anwohner dort habe einen pflegebedürftigen Vater. Der Fahrstuhl sei etwa vier Monate durchgehend defekt gewesen. Der Rettungsdienst habe seinen Vater deshalb einmal über die Treppen nach unten tragen müssen.
„Die Mängel betreffen alle, aber wir können als Anwohner*innen immer nur einzeln dagegen klagen“, sagt Tobias Lemme, der in der Weißen Siedlung wohnt und die Kiezinitiative mit aufgebaut hat. „Und weil hier viele Menschen leben, die wenig Geld haben, die Bürgergeld beziehen oder nur wenig Deutsch sprechen, ist es schwierig, sie dazu zu bewegen, individuell zu klagen.“
Viele hätten keinen Rechtsschutz oder seien gar nicht erst im Mieterverein organisiert. Die Kiezinitiative will die Anwohner*innen deshalb nun bei Hausversammlungen über ihre Rechte informieren und dort Kontakte zu Anwält*innen herstellen, die kostenfrei beraten und unterstützen würden.
Kundgebung am Samstag
„Das braucht ganz viel Überzeugungsarbeit“, sagt Lemme. Bei den Treffen könnten die Mieter*innen sich untereinander versichern, dass sie sich gegenseitig die Mängel bestätigen und „abzeichnen“. „Unser Ziel ist, dass sie mit einem Gefühl von Sicherheit in den Rechtsstreit gehen“, sagt er. Die ganze Siedlung sei außerdem sehr groß, deshalb wollen sie jetzt von Haus zu Haus vorgehen. „Dass wir uns so organisieren und koordiniert klagen, das ist hier neu. Ein Vorbild ist die Mietergemeinschaft Kotti & Co, die damit schon erfolgreich war.“
In der Weißen Siedlung an der Sonnenallee in Neukölln leben rund 4.500 Menschen in fünf Gebäudekomplexen mit rund 1.700 Wohnungen. Die Häuser sind teils bis zu 18 Stockwerke hoch. Verwaltet und vermietet werden sie seit 2016 von der Adler Group – einem börsennotierten Wohnungsunternehmen, das in Berlin rund 18.000 Wohnungen besitzt.
Mieter*innen der Siedlung hatten sich bereits im vergangenen Jahr im April organisiert, um öffentlich und gesammelt gegen die Mängel zu protestieren. „Sie verschleppen alles, und wenn es um Schimmel geht, kommt direkt der Vorwurf, wir würden nicht lüften“, sagt Silke Fehst, eine Anwohnerin, die ebenfalls in der Initiative organisiert ist.
Am Samstag um 12 Uhr will die Initiative mit einer Kundgebung auf dem Mehrgenerationenplatz vor der Hausnummer 279 gegen die Adler Group protestieren. Dabei wollen sie auch schon mal symbolisch Klage einreichen. Das soll nicht nur ihren Protest nach außen tragen, sondern auch nach innen in die Siedlung hinein, um Anwohner*innen weiterer Häuser auf den Klageweg aufmerksam zu machen und dazu zu ermutigen.
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