Kandidatur für den CDU-Vorsitz: Zu hoch gepokert
Erst wollte Sabine Buder in den Bundestag, dann CDU-Chefin werden. Aber der Kommunalpolitikerin aus Brandenburg ist beides nicht geglückt.
I m Spätsommer ist die Tierarztpraxis Dr. Sabine Buder im brandenburgischen Biesenthal für einige Wochen geschlossen. Die Inhaberin, die Veterinärmedizinerin Sabine Buder, macht Wahlkampf: Sie will mit einem CDU-Direktmandat in den Bundestag. Dafür fährt sie übers Land, spricht mit Bauern, Landfrauen, Jugendlichen, Menschen, die sie unterwegs trifft. Sie produziert ein Video für ihre Website, das sie im Wald, bei Senioren, auf dem Pferd und mit ihrer Familie zeigt. Buder ist 37, verheiratet und hat 4 Kinder. All diese Mühe nutzte ihr allerdings wenig: Sie unterlag knapp ihrer Konkurrentin von der SPD.
Das war Buders Scheitern Nummer eins.
Aber Sabine Buder, eine selbstbewusste, souverän und frisch wirkende Frau, rhetorisch gut geschult, hebt das nicht aus den Latschen. Im Gegenteil, die Kommunalpolitikerin fühlt sich zu Höherem berufen: Sie will CDU-Parteichefin werden – und wirft kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist am vergangenen Mittwoch ihren Hut in den Ring. Dort rangeln bereits die Herren Norbert Röttgen, Friedrich Merz und Helge Braun miteinander. Eine Ostfrau gegen drei Westmänner, das kommt gut an. So oder ähnlich muss Sabine Buder gedacht haben. Aber ihr Hut kommt erst gar nicht im Ring an, er fällt vorher zu Boden: Ihr Kreisverband nominiert sie nicht, damit kann sie nicht als Kandidatin antreten.
Das ist Buders Scheitern Nummer zwei. Und weitaus peinlicher als beim verpassten Bundestagsmandat. Jetzt kennt die Personalie Buder die gesamte Republik.
Buder scheitert an sich selbst
Nun könnte man sagen, Buders Scheitern Nummer zwei sei eine Art Inszenierung, um die Kandidaturen der Herren besser aussehen zu lassen. Denn die CDU gibt vor, jünger, weiblicher und diverser werden zu wollen. Für einen solchen Prozess stehen die drei weißen mittelalten Männer nur bedingt.
Aber Buders Scheitern ist keines, das von außen gesteuert, von altbackenen und misogynen Parteimännern forciert wurde. Buder scheiterte an sich selbst.
Hört man sich in Buders Wahlkreis um, dem Landkreis Märkisch-Oderland – Barnim II, folgt den Leuten, die Buder aus der Lokalpolitik kennen, und denen, die auch sonst mit Buder zu tun haben, klingt das anders: Was für ein Glück, dass sie es weder in den Bundestag noch als Kandidatin für den CDU-Parteivorsitz geschafft hat. Wer möchte schon mit einer Frau zusammenarbeiten, der mehr an einer Selbstvermarktung liegt als an politischen Inhalten? Die mehr Hybris besitzt als Gemeinsinn? Die zuweilen autoritär auftrete und sich in der Stadtverordnetenversammlung über Kolleg:innen lauthals lustig mache?
Mit Buder darf aber weiter gerechnet werden. Auch wenn sie jetzt erst einmal ein paar Tier-OP macht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart