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Kampf gegen Corona in SüdeuropaSpaniens strikter Impfplan

Das spanische Gesundheits­ministerium setzt bei der Corona-Massenimpfung auf Impfzentren, Krankenhäuser und Priorisierungen – erfolgreich.

Eine Frau bei der Massenimpfung mit AstraZeneca im April 2021 in der Sportarena WiZink in Madrid Foto: Sergio Perez/reuters

Madrid taz Spanien will Ende August die Herdenimmunität erreichen. Dann sollen rund 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Und es sieht gut aus. Bereits jetzt haben 15,2 Prozent der Bevölkerung beide Impfdosen erhalten, 32,3 Prozent waren mindestens ein Mal beim Impfen. 93,4 Prozent der gelieferten Impfdosen wurden bereits verabreicht.

Das spanische Gesundheitsministerium setzt bei der Massenimpfung auf Impfzentren und Krankenhäuser. So wurden zum Beispiel in Madrid ein Sportpalast in der Innenstadt, ein Gebäude eines Fußballstadions und ein neu errichtetes Krankenhaus zu Impfzentren umfunktioniert. Spanien kennt keine niedergelassenen Hausärzte. Das öffentliche Gesundheitssystem ist, wie der Name sagt, öffentlich.

Das Gesundheitswesen ist Sache der Autonomen Gemeinschaften, in etwa vergleichbar mit den deutschen Bundesländern. Die Ärzte arbeiten in öffentlichen Gesundheitszentren, die von der staatlichen Krankenversicherung unterhalten werden. Diese Stadtteil- und Gemeindezentren für ärztliche Erstversorgung nehmen in Ballungsgebieten – anders als etwa bei der alljährlichen Grippemassenimpfung – nicht an der Covid-Impfung teil. Sie sollen damit vor Überfüllung geschützt werden.

Keine Aufhebung der Prioritäten

Die Impfzentren und Krankenhäuser arbeiten strikt einen nationalen Impfplan ab. Dieser setzt klare Prioritäten. Erst waren die Bewohner von Altersheimen sowie das dortige Personal an der Reihe, gefolgt von wichtigen Berufsgruppen wie den Beschäftigten im Gesundheitssystem, Bildungswesen, bei der Feuerwehr, Polizei und Armee. Dann begann die Impfung von Altersgruppen. Während noch Menschen zwischen 59 und 55 einbestellt werden, beginnen die Regionen parallel bereits mit der Impfung von 50 bis 54 Jahren. Anfang Juni dürften dann bereits die von 40 bis 49 Jahren an der Reihe sein. Eine Aufhebung der Prioritätengruppen ist nicht im Gespräch.

„Praktisch alle Autonomen Gemeinschaften weisen einen Abwärtstrend bei Neuinfektionen auf“, erklärte diese Woche Fernando Simón, Direktor des Zentrums für die Koordinierung von gesundheitlichen Notfällen. „Die Krankenhauseinweisungen nehmen ab. Jeden Tag haben wir bessere Daten“, fügte Simón hinzu. Mittlerweile liegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen im spanischen Schnitt bei 65,25. Nur noch einer von fünf Patienten auf der Intensivstation hat Covid-19. Simón hofft, dass schon bald die Maskenpflicht im Freien gelockert werden kann.

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4 Kommentare

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  • Richtige Vorgehensweise!



    Hier in DE die Impfpriorisierung aufzuheben ohne genügend Impfstoff, Telefonhotlines und Internetangebote die auch funktionieren...mit Endloswarteschleife und 150 mal klicken! Was soll das?



    Klingt halt gut für Jens Spahn, soll Tatenkraft und Entschlussfähigkeit signalisieren. Dabei sind Millionen aus Prio-Gruppe 1-3 noch gar nicht geimpft.



    Wieder ein Ding was bei uns im gelobten Deutschland nicht funktioniert.



    Man könnte auch sagen: Würde die Priorisierung nach Gefährdungsgruppen 100 % eingehalten dürfte es eigentlich ab dieser Tage so gut wie gar keine Toten mehr geben, da bei realisierter Impfpriorisierung alle hoch Gefährdeten geimpft wären. Gibt es aber, und Jens darf lächeln beim Verkünden der Impfstoff-für-alle-PK.

    • @Tom Farmer:

      Mein Freund Mitte dreißig musste eigentlich laut Priorisierung eigentlich als letzter vor Kinder und Haustiere geimpft werden. Dabei hat er bereits beide Dosen Biontec. Wegen einer Augenärztin die einfach mal geimpft hat.

      Spahn hat nur die vielen Ärzten, die bereits nach Gutdünken handeln, aus der Haftung genommen.

      So meine Vermutung.

    • @Tom Farmer:

      Ja, es ist nicht zu fassen, was hier in Sachen Impfstrategie abgeht. In den Arztpraxen, die nicht genügend Impfstoff für den Ansturm haben, stehen die Telefone nicht mehr still, sodass normale Patienten nicht mal mehr einen normalen Arzttermin vereinbaren können. Was geht eigentlich in den Köpfen der für dieses Chaos verantwortlichen Politiker:innen vor?

      • @Jossi Blum:

        nicht nur in Arztpraxen.

        Auch in Kliniken.

        Mein Vater hatte mehrere Schlaganfälle hinter einander. 1 ist 3 Tage lang unentdeckt geblieben obwohl meine Mutter Sturm geklingelt hat weil Sie aus der Kommunikation mit Ihm merkte das er einen erneuten Schlaganfall gehabt haben muss. Niemand erreichbar, unter anderem weil mache Hirnverbrannte Idioten einen BOT benutzen zum Strumklingeln!!!!

        Da wurde das Telefon abgestellt.

        Und naja das Personal vor Ort ist überfordert. Direkt nach dem 2ten Schlaganfall auf die Dialyse gebracht, weil kein Arzt anwesend war um das festzustellen sondern nur die Krankenschwester. Das war dann das offizielle Statement von der Klinik.