Kampf gegen Corona in Südeuropa: Spaniens strikter Impfplan
Das spanische Gesundheitsministerium setzt bei der Corona-Massenimpfung auf Impfzentren, Krankenhäuser und Priorisierungen – erfolgreich.
Das spanische Gesundheitsministerium setzt bei der Massenimpfung auf Impfzentren und Krankenhäuser. So wurden zum Beispiel in Madrid ein Sportpalast in der Innenstadt, ein Gebäude eines Fußballstadions und ein neu errichtetes Krankenhaus zu Impfzentren umfunktioniert. Spanien kennt keine niedergelassenen Hausärzte. Das öffentliche Gesundheitssystem ist, wie der Name sagt, öffentlich.
Das Gesundheitswesen ist Sache der Autonomen Gemeinschaften, in etwa vergleichbar mit den deutschen Bundesländern. Die Ärzte arbeiten in öffentlichen Gesundheitszentren, die von der staatlichen Krankenversicherung unterhalten werden. Diese Stadtteil- und Gemeindezentren für ärztliche Erstversorgung nehmen in Ballungsgebieten – anders als etwa bei der alljährlichen Grippemassenimpfung – nicht an der Covid-Impfung teil. Sie sollen damit vor Überfüllung geschützt werden.
Keine Aufhebung der Prioritäten
Die Impfzentren und Krankenhäuser arbeiten strikt einen nationalen Impfplan ab. Dieser setzt klare Prioritäten. Erst waren die Bewohner von Altersheimen sowie das dortige Personal an der Reihe, gefolgt von wichtigen Berufsgruppen wie den Beschäftigten im Gesundheitssystem, Bildungswesen, bei der Feuerwehr, Polizei und Armee. Dann begann die Impfung von Altersgruppen. Während noch Menschen zwischen 59 und 55 einbestellt werden, beginnen die Regionen parallel bereits mit der Impfung von 50 bis 54 Jahren. Anfang Juni dürften dann bereits die von 40 bis 49 Jahren an der Reihe sein. Eine Aufhebung der Prioritätengruppen ist nicht im Gespräch.
„Praktisch alle Autonomen Gemeinschaften weisen einen Abwärtstrend bei Neuinfektionen auf“, erklärte diese Woche Fernando Simón, Direktor des Zentrums für die Koordinierung von gesundheitlichen Notfällen. „Die Krankenhauseinweisungen nehmen ab. Jeden Tag haben wir bessere Daten“, fügte Simón hinzu. Mittlerweile liegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen im spanischen Schnitt bei 65,25. Nur noch einer von fünf Patienten auf der Intensivstation hat Covid-19. Simón hofft, dass schon bald die Maskenpflicht im Freien gelockert werden kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl