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Kampagne von Weight WatchersZu dick für guten Sex

Weight Watchers hat eine neue Kampagne. Die soll vor allem Frauen ansprechen, die beim Thema Sex wegen ihres Körpers Komplexe haben.

Zu viel? Das kann jeder für sich selbst entscheiden Foto: dpa

Mit Sex Geld verdienen? Das ist eigentlich nichts Neues in der Werbebranche. Weight Watchers hat darauf jetzt eine ganze Kampagne gebaut und muss dafür Kritik einstecken. Der Abspeck-Konzern hat in Australien das neue Programm „Black“ vorgestellt. Das behandelt eigentlich nur eines: Sex. Es geht um Essen, das „einen in Stimmung bringt“, Fitness, durch die sich Frauen wohler fühlen sollen, und mentales Coaching, das Frauen die „Ich bin nicht sexy“-Stimme vergessen lassen soll.

Das Diät-Unternehmen zitiert natürlich auch die passende Studie, die besagt, dass die Hälfte der australischen Frauen Sex im Dunkeln haben möchte. Ein Viertel der Frauen soll Sex sogar vermeiden, weil sie sich unwohl in ihrem Körper fühlen. Gut, dass Weight Watchers die passende Lösung parat hat: Werde dünner, dann hast du besseren Sex.

In den Köpfen vieler Frauen hat sich leider die Vorstellung festgesetzt, dass nur schlank gleich sexy sei. Das ist schade, denn es stimmt natürlich nicht. Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er sexy ist oder was er sexy findet. Es ist schade, dass das geschrieben werden muss, aber: Frauen müssen ihren Körper nicht hassen, wenn sie nicht superschlank sind. Niemand muss das. Alle können geilen Sex haben. Sogar mit Licht!

Das Bild von weißen, schönen, schlanken Frauen wird von den Medien und der Werbung immer weiter suggeriert. Weight Watchers wirbt zwar mit vollleibigen weißen Frauen, aber die Botschaft bleibt. Kampagnen, die ethnische, körperliche und soziale Diversity zeigen, wären wünschenswert. Das wäre zeitgemäß und hat Potenzial für tolle Werbestrategien. Das wäre sexy! Wie man eine Diät so verkaufen soll? Keine Ahnung. Die braucht doch eh niemand.

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13 Kommentare

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  • "Gut, dass Weight Watchers die passende Lösung parat hat: Werde dünner, dann hast du besseren Sex."

     

    Was ist, wenn das Gegenteil richtig ist: Die dicken, dicklichen und runden Frauen den besseren Sex haben, weil die anderen durch pausenlose Diäten und Anweisungen von Weight-Watcher so gestresst sind, dass das Licht dort ganz aus bleibt? Wer kann denn schon beurteilen gar prognostizieren, wann ein Mensch guten Sex hat und wann nicht? Das ist doch ein unglaublicher Betrug am Kunden. Was ist denn, wenn jemand abnimmt und der Partner/Inn hat längst jmd. anderes gefunden? Und es lag eben gar nicht am Gewicht, bekommen diese Kunden dann ihr Geld zurück oder heißt es dann, Du reißt schneller eine(n) Neue(n) auf, wenn Du dünn bist?

  • Das Schönheitsideal hat sich viel weniger verändert, als es der Fall sein müsste, wenn Schönheit ein soziales Konstrukt wäre. Menschen, die in der Antike oder in der Renaissance als attraktiv galten und von denen künstlerische Darstellungen erhalten sind, empfinden wir heute immer noch als schön. Und die optische Bevorzugung junger Frauen - von einer Taz-Redakteurin als Diskriminierung und "Lookismus" bezeichnet - ist ebenfalls eine menschliche Konstante und daher offensichtlich biologisch bedingt.

     

    Bei der Figur gibt es offenbar einen engen Toleranzbereich in unserem angeborenen Schönheitsempfinden, der es möglich macht, dass in manchen Zeiten sehr dünne Frauen und in anderen Zeiten Frauen mit etwas Bauchspeck bevorzugt werden. Aber stark übergewichtige Frauen galten praktisch zu keiner Zeit als attraktiv.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Thomas Friedrich:

      "Menschen, die in der Antike oder in der Renaissance als attraktiv galten und von denen künstlerische Darstellungen erhalten sind, empfinden wir heute immer noch als schön."

       

      Stimmt nur bedingt bzw. möglicherweise für die zwei Epochen, die Sie nennen. In anderen Zeiten, gerade in Zeiten des Mangels, galten immer wieder proppere Menschen als sehr attraktiv.

       

      Vielleicht speisen Sie Ihr Wissen aus heutigen Darstellungen vergangener Zeiten. Da spielen dann schlanke, schöne und vor allem saubere Menschen das europäsiche Mittealter nach und es könnte der Eindruck entstehen, die hätten damals schon unser heutiges Schönheitsideal gelebt.

  • "Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er sexy ist oder was er sexy findet."

     

    Das ist natürlich Blödsinn. Ich kann nichts daran ändern, dass ich eine 100 kilo schwere Frau nicht attraktiv finde. Genauso wenig kann ich es ändern, dass ich 50jährige Frauen im Allgemeinen weniger attraktiv finde als 25jährige.

     

    Unser Schönheitsempfinden ist viel stärker genetisch bedingt und über Kultur- und Epochengrenzen hinweg viel stabiler als es linke Sozialkonstruktivisten gerne hätten. Auch die Tatsache, dass wir starke Fettleibigkeit unattraktiv finden, ist nicht das Ergebnis einer Ideologie, die man "dekonstruieren" kann, sondern biologisch bedingt. Unser Schönheitsempfinden hat sich in Zeiten entwickelt, als starkes Übergewicht praktisch nicht vorkam. Deshalb ist es kein Wunder, dass wir sehr dicke Menschen als "deformiert" wahrnehmen.

     

    Davon abgesehen gibt es auch gesundheitliche Gründe, sich mit Übergewicht nicht abzufinden. Deshalb sind solche Artikel genauso unverantwortlich wie eine Verherrlichung von Magersucht.

    • @Thomas Friedrich:

      Spricht nicht gegen Ihre Annahme, daß das Schönheitideal sich im Laufe der Zeit gewandelt hat?

      • @Malte Kuller:

        Es hat sich geändert, aber nur innerhalb gewisser Grenzen, und die Änderungen sind zumindest auch durch biologische Anpassung erklärbar. Wir sind heute z. B. nicht mehr so von Hunger bedroht wie noch vor wenigen Jahrzehnten, also sind die mal als "schön" empfundenen Fettreserven, die ein Rubens noch glorifizierte oder mit denen die auc die Filmstars des mittleren 20 Jh. die Männerherzen höher schlagen ließen, weniger attraktiv geworden.

         

        Aber dass die gängigsten(!) Idealvorstellungen sich je vom groben Schema "jugendlich, gesund, Sanduhrfigur" gelöst hätten, sehe ich nicht.

  • Auf jeden Fall haben ältere und dickere Männer auch Komplexe, es wird nur nicht so thematisiert.

  • Ist das sexistisch, weil sich eine Firma nur an ein Geschlecht wendet oder weil es sich um Sex dreht? Hier wird doch gar kein Vergleich zu einem anderen Geschlecht gezogen. Sondern es dreht sich alles um ein Geschlecht. Vielleicht sogar von Frauen bei Weight Watches und deren Werbeagentur veranlasst.

     

    Und wenn die Zielgruppe nicht darauf reagiert, wird Weight Watschen das schnell ändern. Werbung ist teuer.

     

    Der potentielle Vorwurf richtet sich also nicht an die Firma, sondern an die Zielgruppe. Schade, dass die wieder nicht das macht, was die Ideen so hergeben.

  • Werbung ist meistens mehr Bedarfsbefriedigung als Bedarfserweckung. Will sagen: Hach ja, Herrgott, wie schade, dass es immer noch Frauen gibt, die mit ihrem Körper unzufrieden sind und irgendwelchen Schönheitsidealen hinterherhecheln, die sie nicht erreichen können, aber die gibt es nunmal. Das hat nichts mit Weight Watchers und ihrer Werbung zu tun

     

    Denn mal ganz ehrlich: Das ist unabschaltbar. Die "weißen, schönen, schlanken Frauen" sind nur die häufigste konkrete Ausformung des Phänomens "utopisches Ideal" - und durchaus ersetzbar. Denn auch ohne sie ist es doch so: Die Dünnen wären gerne fülliger (vor allem jeweils rechts und links des Brust- und des Kreuzbeins ), die Dicken gerne Dünner, die Blassen gerne brauner und die Braunen gerne blasser, die Lockigen gerne glatthaariger und die kühlen Blondinen gerne mediterran-exotischer - natürlich nicht Alle, aber immer genug, um als Ziegruppe für die Weight Watchers dieser Welt dienen zu können.

     

    Das einzige, was es in puncto Sexismus dazu zu bemerken gibt, ist dass sich dieselbe körperliche Unsicherheit auch bei Männern zusehends ausbreitet, genau wie bei Frauen beruflicher Erfolg zunehmend zum erstrebenswerten Merkmal wird. Noch lohnt es sich eher, solche Kampagnen füpr Frauen aufzusetzen, aber keine Sorge, liebe Sexismusjäger, das legt sich bald...

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    "Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er sexy ist oder was er sexy findet."

     

    Entscheiden kann das niemand. Man findet etwas sexy oder nicht aber man kann sich nicht entscheiden etwas sexy zu finden. Sich anscheißen lassen finde ich nicht sexy und ich kann mich auch nicht dazu entscheiden das auf einmal sexy zu finden.

    Ob man selber sexy ist liegt im Auge des Betrachters und die Vorlieben des Betrachters kann man überhaupt nicht beeinflussen. Man kann höchstens das quantifizieren was eine Mehrheit sexy findet und dabei kommen deutlich übergewichtige Peronen nicht gut weg.

     

    "Wie man eine Diät so verkaufen soll? Keine Ahnung. Die braucht doch eh niemand."

     

    Das sehen viele Ärzte aber anders! Nicht ohne Grund bombadiert einen die Krankenkasse im 3-Monats-Zyklus mit Magazinen in denen auch immer wieder Diäten Thema sind. Sie sind Thema weil Fettleibigkeit ab einem gewissen Grad ungesund ist. Von daher ist es gradezu zynisch zu behaupten niemand bräuchte eine Diät. Vermutlich braucht ein erheblicher Anteil der Deutschen allein schon aus gesundheitlichen Gründen eine Diät!

  • Frauen zu sagen, dass sie sich nicht wohl fühlen dürfen in einem übergewichtigen Körper ist genau so schlimm wie das Gegenteil.

    Adipositas ist keine individuelles Schönheitsideal, sondern wird als Krankheit eingestuft, die darüber hinaus viele Folgekrankheiten mit sich zieht.

  • "Die braucht doch eh niemand."

    Doch doch, Diät braucht schon so mancheR, nur die Gründe sind andere.