Kalbitz' Mitgliedschaft in der AfD: Er bleibt draußen
Das Landgericht Berlin lehnt Andreas Kalbitz' Antrag auf einstweilige Verfügung ab. Damit endet eine desaströse Woche für den Rechtsextremen.
BERLIN taz | Andreas Kalbitz bleibt vorerst draußen. Das Landgericht Berlin hat einen Antrag auf einstweilige Verfügung des ehemaligen AfD-Politikers abgelehnt. Damit muss er weiterhin auf seine AfD-Mitgliedschaft verzichten – und auch auf die damit verbundenen Posten als Beisitzer im Bundesvorstand und Landesparteivorsitzender in Brandenburg.
Dies ist der negative Höhepunkt einer turbulenten Woche für den Ex-AfD-Politiker. Am Dienstag trat Kalbitz endgültig als Vorsitzender der AfD-Landtagsfraktion zurück, nachdem er dem parlamentarischen Geschäftsführer seiner Fraktion durch einen Faustschlag einen Milzriss zugefügt hatte.
Der Entscheidung des Landgerichts war ein monatelanger Kampf um Kalbitz' Mitgliedschaft vorausgegangen. Bundesvorstand und Parteischiedsgericht der AfD hatten entschieden, dass seine Mitgliedschaft annulliert werden muss, da Kalbitz bei seinem Parteibeitritt vorherige Mitgliedschaften in vom Verfassungsschutz beobachteten Organisationen verschwiegen haben soll. Kalbitz wehrte sich juristisch, erst gegen die Entscheidung des Bundesvorstands und nun gegen die Entscheidung des Schiedsgerichts.
Das Landgericht Berlin erläuterte, dass ein Eingreifen ihrerseits nur infrage komme, wenn diese Annullierung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor Gericht keinen Bestand hätte. Dafür gebe es jedoch keine Evidenz. Kalbitz müsse daher die Entscheidung im Hauptverfahren abwarten. Bis es dazu kommt, dürften jedoch Monate vergehen.
Der „Parteikrebs“ solle sich zurückziehen
Kurz vor dem Gerichtstermin erschien auch Alexander Gauland im Gericht, verließ den Saal dann jedoch vor Beginn der Verhandlung ohne Kommentar. Gauland hatte Kalbitz' Verhalten in der „Box-Affäre“ zuletzt „unverzeihlich“ genannt, sah jedoch keinen Zusammenhang zum Verfahren um die Annullierung seiner Mitgliedschaft. Wahrscheinlich ist, dass er durch sein Erscheinen seine Unterstützung für den in der Partei zunehmend isolierten Kalbitz signalisieren wollte.
Der juristische Streit um Kalbitz ist nun bis zum Urteil im Hauptverfahren entschieden, die eindeutige Entscheidung des Gerichts deutet darauf hin, dass eine möglichen Berufung wenig Aussicht auf Erfolg hätte. Kalbitz muss also weiterhin auf seine AfD-Mitgliedschaft verzichten. Damit verliert er wohl auch seine letzte Chance auf eine Rehabilitierung innerhalb der Partei. Denn nachdem er seinen Fraktionskollegen durch einen Schlag ins Krankenhaus brachte, schwindet der Rückhalt für den Organisator des offiziell aufgelösten „Flügels“.
Ein Mitarbeiter der Landtagsfraktion schrieb am Dienstag auf Facebook einen Beitrag mit dem Titel „Andreas, bitte geh!“. Darin wirft der Mitarbeiter Kalbitz vorherige Gewaltausbrüche vor und bezeichnet ihn als „Parteikrebs“. Selbst der Kalbitz nahestehende AfD-Bundesvorsitzende Tino Chruppalla nannte Kalbitz' Rücktritt von der Fraktionsspitze „in dieser Situation konsequent und richtig“. Die Tage des Strippenziehers Kalbitz scheinen gezählt.
Leser*innenkommentare
Hartz
Da muss er jetzt eine eigene Partei gründen:
Die Kalbitz Partei Deutschlands (KPD)!
Es gibt immer eine Lösung---
Rudi Rastlos
@Hartz Und Sie sind überzeugt, dass diese KPD wirklich wie die FDP 5% bekäme? Hat im Bund die NPD, die er ja jetzt kapern könnte, seit von Thadden jemals Im BT gesessen?
Mir gefällt vor allem, dass er sich selbst ins "Aus geschossen" hat und nun kein Opfer spielen kann, um sich als Märtyrer zu stilisieren.
Und sein intensiver Einsatz, um das alles zu wenden ist durchaus nachvollziehbar, wenn man berücksiichtigt, welch lukrative Einnahmequelle doch solch ein Abgeordnetenmandat einschließlich Fraktionsvorsitz doch darstellen kann (und man ja auch nichts wirklich tun muss, wenn man nicht will). Ich hoffe, diese Karriere ist nachhaltig beschädigt.
Insbesondere wenn man als Qualifikation lediglich Zeitsoldat aufzählen kann. Denn sein Kleinverlag existiert wohl auch nicht mehr, das Studium an der Fachhochschule Potsdam bestand wohl lediglich in einem Gespräch mit einer Professorin. Von irgendwas muss die Familie ja leben
Hartz
@Rudi Rastlos Dann krichta Hartz vier...