Kältester Ort der Welt wird wärmer: Hitzewelle in der Antarktis
Meteorologen sind beunruhigt über neue Rekordtemperaturen am Südpol. Eigentlich müsste es jetzt kälter werden.
Im Durchschnitt liegt die Höchsttemperatur bei minus 53 Grad – also weit entfernt von den aktuell herrschenden Hitzetemperaturen. Ausreißer vom Schnitt sind zwar in gewissem Maße normal, aber der aktuelle Wert liegt auch 15 Grad über dem bisherigen März-Rekord. Eine Studie, die die Rolle des Klimawandels auf das aktuelle Hitzewetter quantifiziert, liegt bisher nicht vor. Die Antarktis gehört aber zu den Regionen, die sich laut Klimamodellen noch schneller aufheizen als die Erde im Schnitt, und die ist bereits 1,1 Grad wärmer als zu vorindustriellen Zeiten. Expert:innen sind jedenfalls stark beunruhigt. „Diese antarktische Hitzewelle verändert definitiv, was wir überhaupt für möglich halten beim antarktischen Wetter“, schrieb der Meteorologe Jonathan Wille von der französischen Universität Grenoble auf Twitter.
Die Station Wostok ist nicht die einzige, an der Hitzerekorde gemessen werden, obwohl der Herbst beginnt. Auf der knapp 600 Kilometer entfernten italienisch-französischen Forschungsstation Dome Concordia im Osten der Antarktis haben Wissenschaftler:innen am Freitag sogar einen Wert registriert, der nicht nur für den März besonders warm ist, sondern insgesamt über allem liegt, was dort je gemessen wurde: minus 11,5 Grad. „Ein absoluter Rekord für alle Monate, nachdem die Temperatur am 17. Dezember 2016 die minus 13,7 Grad Celsius übertroffen hatte“, twitterte der Meteorologe Etienne Kapikian vom französischen Wetterdienst.
Von Dome Concordia aus noch einmal mehr als 1.000 Kilometer entfernt liegt die französische Forschungsstation Dumont d’Urville auf einer Insel vor der ostantarktischen Küste. Dass es dort wärmer ist als im höher gelegenen Landesinneren, ist normal. Eigentlich sollten die Temperaturen aber zu Herbstbeginn zumindest unter null fallen. Das taten sie aber nicht und lagen im Höchstfall sogar bei noch 4,9 Grad – ein Rekord für den März.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Mehr Zugverkehr wagen
Holt endlich den Fernverkehr ins Deutschlandticket!
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Vorteile von physischen Spielen
Für mehr Plastik unterm Weihnachtsbaum
Stromspeicher für Erneuerbare Energien
Deutschland sucht die neue Superbatterie