Junge Aushilfsärzt*innen vs. Covid-19: Bauer sucht Rekrut*innen

Die grüne Wissenschaftsministerin in Baden-Württemberg Theresia Bauer prescht voran. Sie ruft Medizinstudierende dringend zur Mithilfe auf.

Arzt in einer Intensivstation.

Es wird mehr medizinisches Personal gebraucht. Hier die Universitätsklinik in Rostock Foto: Bernd Wüstneck/dpa

BERLIN taz | „Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.“ Mit diesen Worten beginnt die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) am Mittwoch ihren Aufruf an Studierende zur Mithilfe im Gesundheitswesen. Die Wissenschaftsminister*innen Bayerns, Schleswig-Holsteins und Niedersachsens appellieren im Kampf gegen Covid-19 ebenfalls an die Studierendenschaft.

Die Zeiten sind ungewöhnlich: Die Corona-Pandemie wird für das deutsche Gesundheitswesen zu einer unvergleichlichen Belastungsprobe. Das medizinische Personal arbeite hart und an den Grenzen der Belastung, äußert sich Bauer über die aktuelle Situation an den Kliniken.

Nun sind die Studierenden zur Unterstützung aufgerufen. Diese können Universitätskliniken, Krankenhäuser und Gesundheitsämter im Bereich der Patientenversorgung, bei Corona-Tests, Diagnostik, aber auch bei der Beratung und Betreuung der Menschen, beispielsweise über Telefonhotlines, unterstützen, so Bauer.

Am Montag bittet der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) gemeinsam mit den ärztlichen Direktoren der sechs bayerischen Universitätskliniken die Studierenden der medizinischen Fächer, „dort anzupacken, wo es nötig ist“. Gerade in einer humanen und demokratischen Gesellschaft gelte es, zusammenzuhalten, so Sibler.

Grobkonzept Infrastruktur

Diese Maßnahme ist Teil des Konzepts der vorausschauenden Personalplanung, auf das sich der Chef des Bundeskanzleramts und die Chef*innen der Staats- und Senatskanzleien der Länder am Dienstag im Rahmen des Grobkonzepts Infrastruktur Krankenhaus verständigt haben. Neben den Studierenden können sich Ärzt*innen und Pflegekräfte aus dem Ruhestand ebenfalls zur Verfügung stellen.

Diese Voraussicht geht jedoch unterschiedlich weit: Vor allem im Süden des Landes, wo sich die Pandemie bereits stärker ausgebreitet hat, setzt man auf schnelle Unterstützung durch die Studierendenschaft. An den Universitätskliniken Heidelberg und Freiburg können sich Medizinstudierende auf einer Onlineplattform registrieren. Unter Angabe von Fortschritt des Studiums, Vorerfahrung in medizinischen Bereichen und zusätzlichen Qualifikationen werden die Studierenden je nach Bedarf gezielt eingesetzt.

In Baden-Württemberg haben sich mittlerweile mehr als 2.200 Studierende registriert, in Heidelberg haben bereits einige ihre Tätigkeit zur Unterstützung aufgenommen, so eine Sprecherin des Klinikums. An den bayrischen Unikliniken sind derzeit mehr als 1.000 Studierende im Einsatz und man erwarte, dass diese Zahl noch deutlich steigen werde, teilte das bayrische Wissenschaftsministerium auf Anfrage mit.

Verlässlichkeit und Planbarkeit

Im Norden kann man (noch) deutlich entspannter sein. In Schleswig-Holstein, wo Stand Freitag 266 Menschen positiv auf das Virus getestet worden sind, setze man am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein „auf Verlässlichkeit und Planbarkeit“ bei der Rekrutierung des Aushilfspersonals. „Niemand wird in die Klinik gestellt und weiß nicht, was er oder sie tun soll“, so ein Sprecher des Klinikums. Man arbeite deswegen an einer Einweisung für die Neuzugänge. Die Arbeit der Studierenden wird indes nicht vergütet. Man werde demnächst womöglich zu Geldspenden aufrufen, teilte das Klinikum mit.

Anders in Niedersachsen: Am Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) können Freiwillige bereits online bei der Bewerbung entscheiden, ob sie als kurzfristig Beschäftigte*r oder Minijobber*in angestellt werden wollen. „Dass die Studierenden bezahlt werden würden, sei von Anfang an klar gewesen“, so ein Sprecher des MHH. Es gäbe genug Studierende, die für ihre Hochschule als Hilfskräfte arbeiten und ebenfalls entsprechend bezahlt würden. Das werde man in dieser Sache nicht anders regeln. Die Situation solle nicht ausgenutzt werden, um Studierende auszubeuten.

Viele Studierende können sich die Aushilfsarbeit jedoch auch als Pflegepraktikum, Famulatur, ein Praktikum, das im klinischen Teil des Studiums erfolgt, oder als praktisches Jahr anrechnen lassen, die Medizinstudierende im Laufe ihres Studiums ohnehin absolvieren müssen. Dort, wo Studierende im Rahmen ihrer klinischen Ausbildung eingesetzt werden und sich diese Leistung anerkennen lassen können, zahlen die meisten Universitätskliniken keinen Lohn.

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