Juli 2017 in rechten Medien: Die sozialen Stars
Am rechten Rand haben sich Medien etabliert, die über Social Media erfolgreich sind. Im Juli diskutierten Rechte vor allem über Gewalt in Hamburg.
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Wie informieren sich Rechte? Neben dem Zusammensuchen von passenden Nachrichten aus dem Mainstream und dem bewussten Aufsuchen klar rechts positionierter Medien wie die Junge Freiheit, gibt es einen dritten klaren Trend: Soziale Medien. Und so haben sich mehrere Websites auf diesen Kanal spezialisiert, insbesondere auf Facebook. Drei der erfolgreichsten: Die Epoch Times, „Anonymous News“ und „Journalistenwatch“. Alle drei holen mit reißerischen Überschriften in Sozialen Medien ihre LeserInnen ab. Ihre beliebtesten Themen: Flüchtlingsfeindlichkeit, Rassismus, Merkelhass und die AfD.
Die Epoch Times wurde einst von Anhängern der Heilsbewegung Falun Gong gegründet, die in China verboten ist. Seit 2005 gibt es die Seite auch auf Deutsch. Seit mehreren Jahren fällt sie als besonders erfolgreich in Sozialen Medien auf – und für ihren flüchtlingsfeindlichen Tenor. Im vergangenen Monat war einer der meistgeteilten Artikel der Seite eine Falschmeldung, dass das „US-amerikanische Bundeskriminalamt“ die Antifa als „gefährliche Gruppe“ einstufe. Der Titel des Artikels benutzte die rechtsextreme Formel „Antifanten“ um Antifa-AktivistInnen zu bezeichnen.
Übernommen wurde die Nachricht von einem Blog, der sie seinerseits von der rechten US-Seite „Infowars“ übernommen hatte. Im Gegensatz zu den deutschsprachigen Seiten berichtete diese korrekterweise, dass die Einstufung vom Heimatschutzministerium des Staates New Jersey vorgenommen wurde.
Die Seite anonymousnews.ru ist sehr wahrscheinlich aus der Facebook-Seite „Anonymous.Kollektiv“ hervorgegangen, die rechtsextreme, rassistische und verschwörungstheoretische Inhalte verbreitete. Anonymousnews.ru ist in den sozialen Medien ähnlich erfolgreich wie die Epoch Times, wenn auch rabiater in der Wortwahl. Regelmäßig werden Flüchtlinge, Ausländer und Muslime mit Tieren verglichen. Der mutmaßliche Betreiber der Website, Mario Rönsch, wird inzwischen von der Staatsanwaltschaft gesucht. Er soll neben der Website auch den inzwischen vom Netz genommenen Waffenshop „Migrantenschreck“ betrieben haben. Im erfolgreichsten Artikel im Juli lobte die Seite ein „Kopfgeld“ auf vermeintliche Randalierer beim G20-Gipfel aus.
„Journalistenwatch“ spielt direkt im Titel auf die Medienfeindlichkeit der rechten Bewegungen Deutschlands an. Und auch im Juli schreibt Betreiber Thomas Böhm einen Brief an die „Ex-Kollegen“: „ihr kotzt mich alle an“. Diese seien eine „Schande für die Zunft“, weil sie die Wahrheit verschwiegen – nennt aber selbst in der Begründung die falsche Zahl von „1000“ Migranten, die i baden-württembergischen Schorndorf (mehr dazu unten unter „Fake News“) „marodiert“ haben sollen. Laut Sächsische Zeitung ist Böhm Bundesgeschäftsführer des rechtspopulistischen Vereins “Pax Europa“. Der Thüringer Landesverband der rechtsextremen Partei „Die Freiheit“ soll dieselbe Anschrift haben wie die Impressumsanschrift von „Journalistenwatch“.
Im Folgenden werden mehrere Themen besprochen, die auf den Onlineauftritten von Junge Freiheit, Compact und „PI-News“ von Bedeutung waren.
Der Staat und die G20-Randalierer
Der G20-Gipfel, insbesondere die zu dieser Zeit in Hamburg stattgefundene Randale, wurde von der rechten Presse ausführlich besprochen – vor allem als Gelegenheit, rhetorische Punkte gegen die „linke Szene“ zu machen, und dabei Gruppen von Antifa bis SPD und Bundesregierung gleichzusetzen. So argumentierte Compact beispielsweise, dass G20-Demonstranten und die internationalen Regierungsvertreter beim G20-Gipfel auf derselben Seite stünden und die Randale von den Ergebnissen des Gipfels ablenken sollten.
Bei „PI-News“ wurde ein Focus-Interview mit SPD-Politiker Sigmar Gabriel besprochen, in dem dieser den Randalierern eine politische Motivation absprach und sie nur als Straftäter behandeln wollte. Damit versuche Gabriel die Wähler für dumm zu verkaufen, argumentiert die Seite. Die Junge Freiheit versuchte dagegen in mehreren Beiträgen zu argumentieren, dass nun härteres Vorgehen gegen die linke Szene im Allgemeinen von Nöten sei, dass der Staat auf dem linken Auge blind sei und linksextremistische Aktivitäten im Rahmen von Projekten gegen rechts auch noch fördere.
Hamburg-Barmbek
Nach dem Messerattentat in Hamburg berichteten ebenfalls alle rechten Medien. Wie auch im Mainstream wurde hervorgehoben, dass der Täter ein abgelehnter Asylsuchender war, der wegen mangelnder Papiere nicht abgeschoben wurde. Die Junge Freiheit führt die Verantwortung für den Angriff auf die Aufnahme von Flüchtlingen seit dem Sommer 2015 zurück, als „hunderttausende Einwanderer zum größten Teil unregistriert“ nach Deutschland gekommen seien. Unterschwellig scheint sie auch alle, die Flüchtlinge unterstützten, für mitschuldig zu halten.
Compact dagegen macht an anderer Stelle einen Generalverdacht auf und verweist auf alle Flüchtlinge, die nur geduldet sind. „PI-News“ hält den Angriff ebenfalls für eine Folge der Einwanderungspolitik und spricht vom „Behörden-Irrsinn der Großen Umvolkung“.
Fake News
Die Junge Freiheit berichtet, dass der Berliner Buchladen „Topics“ wegen Antifa-Angriffen schließen muss. Der Text zitiert vor allem aus einem Facebook-Post und scheint ohne Eigenrecherche geschrieben zu sein. Als der Laden auf seiner Facebook-Seite richtigstellt, dass er vor allem aus finanziellen Gründen schließt, gibt es weder ein Update noch eine Korrektur.
Alle drei rechten Medien berichten über die Randale in Schorndorf. Die erste Polizeimeldung über 1.000 Menschen, „die meisten wohl mit Migrationshintergrund“ zitieren sie allerdings nur eingeschränkt in dieser Differenzierung. Stattdessen wird daraus „1000 Merkel-Gäste“, „Einwanderermob“ und „Taharrusch-Mob“. Als sich in den folgenden Tagen herausstellt, dass sich das Meiste in Schorndorf nicht zugetragen hat, wie zunächst berichtet, gibt es keine Korrektur. Compact und „PI-News“ regen sich über „Verharmlosung“ auf, während die Junge Freiheit nicht weiter berichtet.
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