Jugendliche auf Facebook: Das große Geld mit den Kinderdaten

Facebook ermöglicht es Teenagern nun, ihre Einträge im ganzen Netzwerk sichtbar zu machen. Datenschützern gefällt das nicht.

Minderjährige können in sozialen Netzwerken für alle sichtbar posten. Was das bedeutet, erklärt ihnen niemand. Bild: dpa

BERLIN taz | Edgar Wagner ist froh über jeden Jugendlichen, der sich politisch engagiert. Man könnte annehmen, der Datenschutzbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz begrüße die Entscheidung von Facebook, die Einträge von 13 bis 17-Jährigen im ganzen Netzwerk sichtbar zu machen.

Bisher waren diese nur für „Freunde“ oder „Freunde von Freunden“ zugänglich. Durch die neue Regelung, die seit Donnerstag Anwendung findet, so hat es Gunnar Bender, Politik-Verantwortlicher von Facebook Deutschland formuliert, könne man „den Jugendlichen die Möglichkeit geben, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.“

Wagner begrüsst die Entscheidung nicht. Stattdessen ist er ziemlich sauer. „Es ist im höchsten Grade bedenklich, dass Facebook zunehmend mit Daten Minderjähriger Geschäfte macht“, schimpft der Jurist aus Mainz in einer Pressemitteilung. Den Verantwortlichen des sozialen Netzwerks wirft er reine Profitgier vor. Es gehe in erster Linie um den Handel mit Nutzerdaten. Zudem verdient Facebook an Onlinespielen und Werbung.

Wenn sich Minderjährige erstmals bei Facebook registrieren, sind ihre Einträge zunächst nur für „Freunde“ sichtbar. Dieser Empfängerkreis kann jedoch nach Belieben erweitert werden. Allerdings erscheint dann an ein Pop-up Fenster, in dem es heißt „Wusstest Du, dass öffentliche Beiträge von jedem gesehen werden können, nicht nur von Personen, die du kennst?“ Dasselbe Fenster erscheint in Zukunft bei Jugendlichen, die schon länger bei Facebook registriert sind.

Gunnar Bender verweist darauf, dass die Sicherheit der Kinder wichtig sei und man deshalb auf eine klare, verständliche Sprache geachtet habe. Dem Datenschützer aus Rheinland-Pfalz gehen diese Vorkehrungen gerade bei jüngeren Teenagern nicht weit genug. „Ein 13-Jähriger versteht doch gar nicht, worauf er sich da einlässt“, gibt er zu bedenken. Da die Eltern oft ebenfalls nicht mit sozialen Medien vertraut seien, blieben die Jugendlichen in der Netzwelt oft auf sich gestellt. „Die Vorbildfunktion der Eltern fällt hier vielfach weg“, fürchtet Wagner.

Um die Profile ihrer Kinder zu löschen, müssen Eltern eine notarielle Bescheinung vorweisen, die sie als Erzehungsberechtigte ausweist. Ein Stressfaktor, vor dem viele kapitulieren. Hinzu kommt, dass die jungen User in neuen Accounts einfach ein falsches Alter angeben können – was Umfragen zufolge die Häfte aller Zwölfjährigen tun.

Die Grundeinstellung „nur Freunde“ beruhigt Datenschützer Wagner jedenfalls nicht. Er glaubt, Facebook wolle damit nur Umsichtigkeit vorgaukeln. Tatsächlich wüssten die Verantwortlichen, dass es für die 13-Jährigen viel zu verlockend sei, für alle sichtbar zu posten.

Was kann also getan werden, um Jugendlichen mögliche Probleme im Netz nahezubringen? Schließlich geht es nicht nur um Facebook. Auch in anderen sozialen Netzwerken können schließlich Minderjährige posten. Edgar Wagner fordert, dass der Gesetzgeber eingreift und Kinder nur im privaten Bereich posten sollen.

Tatsächlich gab es schon Versuche, des Bundesrats, entsprechende Gesetze auf den Weg zu bringen. Die Bundesregierung lehnte dies jedoch mit der Begründung ab, man wolle warten, bis es dazu eine europaweite Regelung gebe. Das kann allerdings noch Jahre dauern, in denen die Online-Netzwerke Narrenfreiheit haben.

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