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Jürgen Gottschlich über den Kampf gegen den "Islamischen Staat"Anti-IS-Koalition gesprengt

Der gemeinsame Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat wird immer mehr zu einer Illusion. Während die Bundeswehr ihre Aufklärungstornados für die Überstellung in die Türkei vorbereitet, werden die Auseinandersetzungen in der Anti-IS-Front immer heftiger. Zwar sind auf dem Papier mehr als 60 Staaten zum Kampf gegen den IS versammelt, die Hauptakteure zerstreiten sich aber immer mehr.

Nicht nur sind sich der Westen und Russland nach wie vor nicht einig darüber, welche Rolle das Assad-Regime im Kampf gegen den IS spielen soll. Auch welche der Anti-Assad-Milizen man zu den „Terroristen“ und welche zur Achse des Guten zählt, ist heftig umstritten. Dieser Streit wird nun noch angeheizt durch den Konflikt zwischen Russland und der Türkei, der durch den türkischen Abschuss eines russischen Bombers über Syrien ausgelöst wurde.

Im Norden Syriens kämpft derzeit eine von Russland und den USA unterstützte Koalition unter Führung der syrischen Kurden der PYD gegen eine Allianz von Turkmenen und Islamisten, die von der Türkei und Saudi-Arabien unterstützt werden. In Nordirak machen die irakische Regierung, der Iran und Russland dagegen Front gegen eine türkische Militärmission, die kurdische Kämpfer der Autonomieregierung, die in Konkurrenz zur PYD steht, für den Anti-IS-Kampf ausbilden soll.

Von diesen Machtspielen profitiert nicht nur der IS, sondern am ehesten nützen sie den Kurden in der gesamten Region. Während Deutschland und andere EU-Staaten die nordirakischen Peschmerga mit Waffen und Ausbildern unterstützen, tun die USA und neuerdings auch Russland das Gleiche bei den syrischen Kurdenkämpfern der PYD. Das schafft zwar noch keine schlagkräftige Truppe gegen die „schwarze Macht“ des IS, aber wenigstens könnte es mittelfristig dazu führen, dass die Großmächte die Türkei zwingen, ihren Kleinkrieg gegen die Kurden einzustellen.

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