piwik no script img

Jazzfest Berlin als StreamingfestivalLuftbrücke mit HipHop und Hildegard

Am Donnerstag startet das Jazzfest Berlin als virtueller Streaming-Event. Sein trotziges Motto: „Now Is the Time“. Konzerte werden zugeschaltet.

Spielte schon vor Obama: Saxofon Lakecia Benjamin Foto: Elizabeth Leitzell

Gelegentlich bricht auch im Corona-Alltag noch durch, wie absurd diese Realität ist, in der unsere Gegenwart abläuft. Zum Beispiel, wenn man im Gespräch bemerkt, dass es eben gar nicht normal ist, die Parameter „Seuche in New York City“ und „Bürgerkrieg in den USA“ in Betracht ziehen zu müssen, wenn man ein Jazzfestival in Berlin plant.

Dass man eigentlich über die Berliner Szene reden müsste, über die Rolle von Institutionen für die Entwicklung des Jazz und darüber, dass das bürgerlich geprägte Jazzfest Berlin diesmal im migrantisch und proletarisch geprägten Wedding stattfindet, weit weg von seiner aktuellen Heimat, dem Haus der Berliner Festspiele.

Das wird gerade renoviert und fällt als Konzertort aus, mental ist das Festival noch weiter weg von seiner früheren Heimstatt, der Berliner Phil­harmonie: „Das Jazzfest hat eine fast 60-jährige Geschichte. Wir ziehen ein ganzes Universum mit um. Einen Ortswechsel ­vorzunehmen ist gar nicht so einfach. Im ­Frühjahr waren wir in der Phase, in der man mit 100 Bällen jongliert. Und dann trat Corona ein.“

Die Unterhaltung mit der Leiterin des Jazzfests Berlin, Nadin Deventer, fand unmittelbar vor dem Beschluss statt, dass alle Kulturverstanstaltungen für vier weitere Wochen abgesagt werden müssen. Tagelang blieb unklar, ob das Jazzfest auf den verschiedenen Bühnen des „Silent Green“ alternativ digital ablaufen kann. Schließlich die ersehnte Nachricht aus dem Berliner Senat: Für Streaming-Angebote können Kulturorte trotz Lockdown genutzt werden. Das Jazzfest Berlin 2020 unter dem Jetzt-erst-recht-Motto „Now Is the Time“ findet also statt – nur eben für ein Publikum vor den Bildschirmen statt live am Ort.

Das Krisenjahr 2020 – aber das Festival absagen? „Nie“, sagt Deventer. „Das ist die Verpflichtung der Institutionen, weil wir so privilegiert sind, wirtschaftlich. Bisher sind unsere Jobs noch nicht gefährdet, wir können ein Festival denken, ohne mit Eintrittseinnahmen zu kalkulieren. Ich sehe uns gerade in der Verpflichtung gegenüber den Kolleg*innen in der Technik und Infrastruktur und natürlich den Künstler:innen, das Spiel so lange am Laufen zu halten, wie es geht.“

Jazzfest Berlin

Bis Sonntag 8. November, www.berlinerfestspiele.de

Die internationale Vernetzung des Jazzfests half dabei, es neu zu denken, die eigene Verflechtung mit den öffentlich-rechtlichen Radiostationen entfaltete sich produktiv zu dem, was nun die dezentrale „Jazzfest Berlin Radio Edition“ ist – eines der Standbeine des Festivals, mit regional von acht Landesrundfunkanstalten eingespielten Konzerten, etwa der Sängerin Natalia Mateo mit ihrer Hommage an Bill Withers.

Szenarien im Papierkorb

„Wir haben von März bis November zig Szenarien entwickelt, die alle funktioniert hätten, aber der Verlauf der Pandemie war so aberwitzig, dass sie im Papierkorb gelandet sind“, seufzt Deventer. Zu den tragenden Elementen der nun umgesetzten Version gehört, das Jazzfest um eine Partnerstadt zu erweitern, die nicht nur eine lebendige Jazzszene bietet, sondern auch zu den am härtesten von Covid getroffenen Orten zählt: Die Brücke New York–Berlin, auch abseits des Jazz musikalisch längst etabliert, leidet unter den Beschränkungen. Ein internationales Jazzfest, das nur schwer mit der Einreise internationaler Künstler*innen rechnen kann, sowieso.

Ein Teil des Festivals war daher ohnehin digital erdacht – live übertragene Konzerte im renommierten, aber leeren New Yorker Club Roulette sollen mit den Konzerten auf den Bühnen des Silent Green in Dialog treten, in drei künstlerischen Tandems.

1978 gegründet, spielten bei der Einweihung der heutigen Spielstätte des „Roulette“ unter anderem Laurie Anderson und John Zorn, nun treten für das Jazzfest etwa die Saxofonistin Lakecia Benjamin, die bei der Amtseinführung Barack Obamas 2008 spielte, und das New Trio des Pianisten Craig Taborn auf, der als einer der Hauptvertreter der Fusion von Jazz und Electronica gilt. „Auch auf Berliner Seite spielen viele US-Künstler:innen“, so Deventer. „Es ziehen immer mehr nach Berlin, weil die Situation in Amerika immer schwieriger wird.“

Schubser für die Szene

Now is the time: Natürlich ist die Situation für die Jazzszene auch ein Schubser. Wie jede Krise jenen Chancen bietet, die schon zuvor privilegiert waren, bietet auch der digitale Umbau des Jazzfests Möglichkeiten in Bezug auf Zugänge und Inhalte. Sind die Reisen großer Combos angesichts des Klimawandels zeitgemäß? Wie kann das Lokale mit dem Globalen nachhaltiger verzahnt werden? Die Situation lässt solche Fragen konkreter beantworten.

Klar ist aber auch: Jazz und körperliche Distanz sind kein match made in heaven. Der enge Keller, das stickige Nebeneinander und das Durcheinanderpalavern gehören zur Musik wie das Saxofon. Das hat das Jazzfest Berlin in den letzten Jahren immer wieder aufgegriffen, mit Konzerten in Clubs außerhalb der Komfortzone, mit der Auflösung der Bühnensituation im Theatersaal der Festspiele. Ist der digitale Raum als intimer Ort eher eine Fortsetzung dieses Gedankens oder sein Gegenteil?

Erste Eindrücke dieser Digitalversion lassen sich am Donnerstag Abend gewinnen. Dann steigt das Festival mit einer Performance des Improvisationskünstlers Joel Grip ein: Sie erkundet die Kunstsprache „Ap Lla“ in rituellen Zeremonien und mit Anklängen an HipHop und Hildegard von Bingen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Ja wie? Da gibt’s doch was zu feiern -



    Na aber Hallo - 🥂🍷 🍻 - Prost Adolph -

    Gott schuf Adam. Oskar Jacobson schuf -



    Adamson - Heinrich Band schuf das -



    Bandoneon & Däh - Aldoph Sax*- …klar:



    Das Saxophon 🎷 * 6. November 1914 -

    kurz - Happy birdsday - alte Hütte - 🥳 -

    unterm—— remember —



    Seine Arbeitsvorgabe: Ein marschierfähiges Blasinstrument.



    Das sich - aus der Ferne - wie Streicher anhört & Luurens&Höörens all!



    It works! 🎷🎷🎷🎷 🥂🥂🥂🍷🍷🍺



    ——-



    de.wikipedia.org/wiki/Adolphe_Sax



    &



    de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Band



    &



    de.wikipedia.org/w...amson_(Comicfigur)



    &



    de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Jacobsson



    & der Tusch!by Adamson ohne Worte🤫



    de.m.wikipedia.org...der_ohne_Worte.jpg

    So geht das

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - ergänzt so

    “ Schließmuskel-Rastellis







    "Es gibt Gerüchte,



    dass Hülsenfrüchte -



    in Mengen genommen



    nicht gut bekommen..."



    (Heinz Erhardt)







    Mediziner:in: "Leiden Sie an Blähungen?"



    Patient:in: "Wieso leiden?"



    (Autor:in unbekannt)“

    kurz - Na tonn Glück - ik nich.



    Mann - bin ich froh.

    unterm—— indessen - unvergessen —



    Hera - die Göttermutter Braaanschweig:



    “Hastdu geprummst Hastdu geprummst



    Gackernd entschwanden wir - 😂 - 🐓-



    Tucho - Der Buchstabe G - läßt grüßen!

  • Ja wie? Peinlich. Unter&Überschriftenrastellis at their best - 🤫 -

    “ Spielte schon vor Obama: Saxofon Lakecia Benjamin“ - 🤧 -

    kurz - Der bekannte lübsche Kunstfurzer (…?)



    Gab vor SM Kaiser Wilhelm II. - das Deutschlandlied zu Gehör! - 😂 -

    unterm——- für Spätgeborene —



    Zu der Zeit gab‘s aufem Rummel mehr Kunstfurzer- als Bixbuden.



    & das! Blasinstrument im Jazz -



    War das Cornet (einer der ersten mit trp Ludwig Armstark!;)



    wg Sezessionskrieg gab‘s die wie Sand am Meer

    • @Lowandorder:

      Ich bin ein bischen ins Schleudern gekommen.

      Lakecia Benjamin visiting the Vandoren showroom in Paris



      www.youtube.com/watch?v=Rb6t9RXEnwc

      Für mich als alten Cornetspieler klingt das doch ganz gut.

      Cornet Chop Suey - Bria Skonberg



      www.youtube.com/watch?v=gNLRfi3u0Ts

      Ähem, jetzt bin ich abgeglitten.



      Also Kunstfurzer,Kaiser Wilhelm II.,Bixbuden ?

      • @Ringelnatz1:

        Jung - Vandoren - dont ask me why - it I never played & sorry what a small horn!



        &



        The other lady - you know - its a trp not a cornett & We dont know any tone - but



        “ Charles Joseph „Buddy“ Bolden (* 6. September 1877 in New Orleans; † 4. November 1931 in Jackson (Louisiana)) war ein US-amerikanischer Kornettist in New Orleans um 1900.“



        de.wikipedia.org/wiki/Buddy_Bolden



        & Sorry - Boxbuden! mit “Bix“ nixzutun!



        But. The rest - is true.



        & Höörens - “man wird sich doch nochmal verfurzen dürfen.“



        www.spiegel.de/spi...nt/d-13526051.html - Luna Luna Park -



        André Heller - mein damals jüngster fiel vor Lachen von der Salvatore Dalí Wand als das Mozart-Motto “Es wird allweil gefurzt in der Nacht - das es kracht!“ fröhliche Urständ zu gestrichener 🎻 Wirklichkeit wurde. Das martialische Scheißhaus gegenüber auch von Dalí - riß dann endgültig alles raus - 😂 -



        (wie ich an den streng gehüteten Katalog gelangte - verschweige mehr!;)



        &



        Neueren Datums - Ritze - HH - 🤫 -



        Lübecker Nachrichten - 2020-10-17 - KULTUR & LEBEN -. Hamburg. Ein Kunstfurzer, der den falschen Mais-bohnen-auflauf gegessen hat,



        & Däh - there is hope & pupp & fartz -



        ze.tt/furzen-kann-...kunstfurzen-nicht/

        Soweit mal

        • @Lowandorder:

          Schwibb, stapp, trippe,l ich tapp! ;-)



          Das is was für mir.

          Aus Bix wird Box!! Die totale Aufhellung!

          .... Dem Kunstfurzer Ernst-Ludwig Waldhall aus der Steiermark strafft es die Figur...



          Man muß Schreiber einfach mögen!

          Ein jazziger Artikel.

          Schau mir in die Augen Kleines.



          Sie hat wunderschöne Augen.

          Det war jetzt allet ne volle Breite und äußerst, wissenswertes übers' Furzen.



          Da muß ich es einfach nochmal bringen weil guter Blues geht immer:

          Constipation Blues ◦ Screamin' Jay Hawkins



          www.youtube.com/watch?v=VAzSvhioo34

          Let It Go!!