Japan ist Weltmeisterin: Jaaaaaaaaa-pan!
Mit 3:1 im Elfmeterschießen werden die Japanerinnen zum ersten Mal Weltmeisterin. Zweimal holten sie zuvor den Rückstand gegen die US-Amerikanerinnen wieder auf.
BERLIN taz | Japans Fußballerinnen sind zum ersten Mal Weltmeister. Die Auswahl von Trainer Norio Sasaki setzte sich am Sonntag im WM-Finale mit 3:1 (2:2, 1:1, 0:0) im Elfmeterschießen überraschend gegen Olympiasieger USA durch. Vor 48.817 Zuschauern im ausverkauften Frankfurter WM-Stadion erzielten Aya Miyama (81. Minute) und Homare Sawa (117.) in einer dramatischen Partie die Tore für Japan. Das US-Team, das den Titel 1991 und 1999 geholt hatte, war durch Alex Morgan (69.) und Abby Wambach (104.) zweimal in Führung gegangen. In der 120. Minute sah Azusa Iwashimizu wegen einer Notbremse die Rote Karte von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus.
Doch das Team aus Asien blieb bis zum Ende cool, während den US-Girls die Nerven im Elfmeterschießen versagten. Nur eine von vier Schützinnen traf. Die Japanerinnen hatten im Viertelfinale Gastgeber Deutschland ausgeschaltet und sorgten nun für den ersten WM-Triumph eines asiatischen Fußballteams.
In einer spannenden Partie hatten die US-Amerikanerinnen eine Reihe klarer Chancen und hätte schon zur Pause deutlich führen können, ja führen müssen. Bereits nach 20 Minuten schien die Führung überfällig, nach Möglichkeiten durch Lauren Cheney (8.), Abby Wambach (9.) und zweimal Megan Rapinoe (12./18.). Sie spielten gut, sehr gut gar, mit der bekannt großen Präsenz in den Zweikämpfen, sehr spritzig und gedankenschnell.
Japan - USA 3:1 i.E. (2:2,1:1,0:0)
Japan: Kaihori - Kinga, Iwashimizu, Kumagai, Sameshima - Ohno (18. Maruyama - 119. Iwabuchi), Sawa, Sakaguchi, Miyama - Ando (66. Nagasato), Kawasumi
USA: Solo - Krieger, Buehler, Rampone, LePeilbet - O'Reilly, Boxx, Lloyd, Rapinoe (114. Heath) - Cheney (46. Morgan), Wambach
Schiedsrichterin: Steinhaus (Hannover)
Zuschauer: 48.817 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Morgan (69.), 1:1 Miyama (81.), 1:2 Wambach (104.), 2:2 Sawa (117.)
Elfmeterschießen: Boxx gehalten, 1:0 Miyama, Lloyd verschossen, Nagasato gehalten, Heath gehalten, 2:0 Sakaguchi, 2:1 Wambach, 3:1 Kumagai
Gelbe Karten: Miyama / -
Rote Karten: Iwashimizu (120.+1/Notbremse) / -
Beste Spielerinnen: Ohno, Sawa / Wambach, Lloyd, Morgan
Immer wieder kamen die Amerikanerinnen dabei über die außen, wo insbesondere Rapinoe im Zusammenspiel mit Cheney für viel Gefahr sorgte. Yukari Kinga und Saki Kumagai bekamen die beiden nie in den Griff und weil auch Sawa und Mizuko Sakaguchi die Spielfeldmitte nicht unter ihre Kontrolle brachten, ergab sich ein deutliches, zuweilen drückendes Übergewicht für die Amerikanerinnen. Es folgten weitere Einschussmöglichkeiten von Wambach, die nur die Latte traf (29.) und Cheney, die den Ball mit dem Kopf knapp über das Tor setzte (34.). Aber ein Treffer wollte nicht gelingen.
Den gab es erst in der zweiten Halbzeit, als die für Cheney eingewechselte Alex Morgan den Bann brach. Nach einem langen Pass aus der eigenen Hälfte von Rapinoe ließ sie Kumagai stehen und schoss den Ball seelenruhig mit links ins rechte Toreck (69.). Trainerin Pia Sundhage hatte im Verlauf des Turniers schon mehrfach ein glückliches Händchen mit ihren Wechseln bewiesen, und auch im Finale stellte sie ihren sicheren Instinkt unter Beweis.
Solo machtlos
Von den Japanerinnen war bis dahin nicht viel zu sehen gewesen, nie fanden sie in das so flüssige, federleichte Kombinationsspiel aus dem Halbfinale gegen Schweden. Es dauerte eine volle halbe Stunde gedauert, bis sie sich ihre erste Chance im Finale erarbeitet hatten. Es wollte nicht viel funktionieren und auch der Doppelwechsel von Trainer Norio Sasaki in der 66. Minute (Karina Maruyama und Yuki Nagasato für Kozue Ando und Shinobu Ohno) schien mehr Beweis für einsetzende Verzweiflung denn Folge eines taktischen Plans. Aber die Spielerinnen verfielen nie in Hektik und versuchten weiter in Ruhe ihr Spiel zu finden.
So richtig gelang dies nicht, und dass die Japanerinnen dennoch in dieses Finale zurückfanden, hatten sie nur einem grotesken Fehlverhalten der amerikanischen Abwehrspielerinnen Rachel Buehler und Ali Krieger zu verdanken, die sich den Ball im eigenen Fünfmeterraum so lange hin und her spielten, bis Aya Miyama dazwischen gehen konnte und den Ball zum Ausgleich im Netz unterbrachte. Hope Solo war machtlos. So retteten sich die Japanerinnen in die Verlängerung.
Hier waren es allerdings wieder die US-Girls, die für Akzente und Torgefahr sorgten. So setzte sich Morgan abermals stark gegen Sameshima und Kumagai durch, zog den Ball aber am langen Pfosten vorbei (95.). In der 104. Minute schließlich flankte Morgan scharf in die Mitte, wo Abby Wambach einen wuchtigen Kopfball ansetzte und die Kugel zur erneuten Führung einköpfte.
Die Partie schien abermals zu Gunsten der USA entschieden. Bis vier Minuten vor Ende der Verlängerung, als Aya Miyama zum Eckball anlief und den Ball scharf auf den kurzen Pfosten brachte, wo Homare Sawa ihn kunstvoll mit der rechten Hacke ins Tor verlängerte. Das fünfte Turniertor der japanischen Kapitänin, die sich neben der Trophäe für die beste Torschützin auch den für die beste Spielerin des Turniers sicherte.
Das Elfmeterschießen wurde dann noch einmal in Frage gestellt als Wambach in der Schlussminute aus sechs Metern vergab, dann Iwashimizu für eine Notbremse rot sah und die Japanerinnen den folgenden Freistoß samt Nachschuss nur mit Mühe aus dem Tor halten konnten. Und dann versagten den US-Girls in den entscheidenden Minuten die Nerven, Japan war Weltmeister. (mit dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker