Italienische Schauspiellegende: Gina Lollobrigida ist tot
Sie war eine der Ikonen aus Hollywoods goldenem Zeitalter. Nun ist die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida im Alter von 95 Jahren gestorben.
Umso schmerzhafter war es für ein ganzes Land, wie „Lollo“ nach einem Familienstreit entmündigt wurde und in den letzten Jahren nur noch um ihre Würde flehte. Nun ist Gina Lollobrigida im Alter von 95 Jahren gestorben – Italien verliert einen seiner großen Stars.
1927 in dem Örtchen Subiaco östlich von Rom geboren, wird Gina schon als Dreijährige in einem Wettbewerb zum schönsten Kleinkind gekürt. Nach dem Zweiten Weltkrieg geht sie in die Hauptstadt, will Malerei und Bildhauerei studieren und schlägt sich mit Statistenrollen und Kohlezeichnungen von Gästen in den Lokalen durch.
Zum Film kommt sie zufällig: 1946 wird sie auf der Straße entdeckt und 1947 vom Produzenten Mario Costa für den Film „Opernrausch“ engagiert. Nur ihr Name erscheint anfangs selbst den Regisseuren zu schwer – sie wollen den vielversprechenden Jungstar „Diana Lori“ nennen. Lollobrigida sträubt sich: „Mein Onkel ist trotz unseres langen Namens ein bekannter Maler geworden.“
Sie fotografierte Castro, Pelé, Reagan, Newman, Dalí
Lange gilt die brünette Darstellerin in Anlehnung an einen ihrer Filmtitel als „die schönste Frau der Welt“. In den 50er und 60er Jahren macht sie als umgarnter Männerschwarm Furore. Doch hat Gina – eine Koseform des Namens Luigina – stets mehr zu bieten: In mehr als 60 Filmen wirkt sie mit und macht später noch mit der Fotokamera und dem Bildhauerspachtel eine zweite und dritte Karriere.
Bereits Anfang der 70er Jahre entscheidet sich „Gina nazionale“ zu dem Rollenwechsel vom Film zur Fotografie – mit gutem Grund: „Ich habe es abgelehnt, mich auszuziehen“, erklärt sie später. Daraufhin hätten die Filmproduzenten sie links liegen lassen.
Kein Problem für die selbstbewusste Italienerin, die sich kurzerhand auf ihre andere Passion konzentriert. Sie lichtet Prominente wie Fidel Castro, das brasilianische Fußballidol Pelé, Ronald Reagan, Paul Newman und Salvador Dalí ab. Selbst die deutsche Fußballnationalmannschaft posiert vor ihrer Linse.
In den 1990er Jahren folgt die dritte Karriere. Lollobrigida kehrt quasi zu ihren Anfängen zurück und nimmt Unterricht bei dem bekannten Bildhauer Giacomo Manzù. Später arbeitet sie häufig in ihrem Atelier in Pietrasanta in der Toskana, stellt Skulpturen in Moskau und Sevilla aus. Nebenbei engagiert sie sich für eine bessere Welt, wird zur Unicef- und FAO-Botschafterin.
Zu Gina Lollobrigidas Welterfolgen zählen Filme wie „Fanfan, der Husar“ und „Die Schönen der Nacht“ sowie „Der Glöckner von Notre Dame“, wo sie an der Seite von „Quasimodo“ Anthony Quinn die umschwärmte Esmeralda spielt. Sie dreht an der Seite von Humphrey Bogart, Marcello Mastroianni, Sean Connery, Alec Guinness, Burt Lancaster und Rock Hudson und arbeitet mit Regisseuren wie Howard Hughes und René Clair zusammen.
Einen Oscar, den ihre Landsfrauen Sophia Loren und Anna Magnani bekamen, erhält Lollobrigida jedoch nie. Dafür wird sie in Washington von Präsident Eisenhower empfangen und erhält 1985 aus der Hand des französischen Kulturministers das „Offizierskreuz für Kunst und Wissenschaft“.
„Ich habe das Recht, in Frieden zu sterben“
„Weniger Glück als andere“ hat sie nach eigenen Angaben „in Herzensangelegenheiten“. 1949 heiratet sie den jugoslawischen Arzt Milko Skofic. Aus der Ehe, die 1971 geschieden wird, geht Sohn Milko Jr. hervor. Anschließend sagt man „Lollo“ zahlreiche Affären etwa mit Milliardär Howard Hughes und dem Politiker Henry Kissinger nach.
2006, mit 79 Jahren, macht sie noch einmal Schlagzeilen, als sie den 34 Jahre jüngeren Javier Rigau heiraten will. Doch dazu kommt es nicht – der Spanier stellt sich als Heiratsschwindler heraus.
In ihren letzten Jahren steht erneut ein junger Mann im Fokus, „mein großes Glück“, wie Lollobrigida sagt. Offiziell ist er ihr Assistent und wohnt mit seiner Familie bei der Schauspielerin. Sohn Milko behauptet, der Mann habe die Seniorin manipuliert. Deswegen und als Folge des Eklats um den spanischen Betrüger erwirkt der Sohn, dass seiner Mutter ein Finanzvormund vorgesetzt wurde. Lollobrigida und ihr Anwalt meinen, Milko gehe es nur um das Vermögen der Mutter.
„Ich habe das Recht, in Frieden zu leben, aber auch in Frieden zu sterben“, sagt Lollobrigida 2021 in einem TV-Interview. „In meinem Alter sollte ich eigentlich ein bisschen Frieden haben. Aber den habe ich nicht. Ich bin müde. Man sollte mich in Frieden sterben lassen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland