Israels Krieg in Gaza: Weiter so mit deutscher Hilfe?
Die Lage in Gaza ist unbeschreiblich. Der zaghaften Kritik der neuen Bundesregierung an Israel müssen aber endlich Taten folgen.

E in kleines Mädchen irrt durch ein brennendes Schulgebäude, in dem seine Familie Schutz gesucht hatte – dieses Bild ging am Montag um die Welt. Am Samstag starb im Gazastreifen die 11-jährige Yakeen Hamad, die mit ihren Postings ihren 90.000 Followern auf Instagram bis zuletzt etwas Hoffnung gab, bei einem israelischen Luftangriff. Am Freitag wurden bei einem weiteren Luftangriff neun Kinder der Kinderärztin Alaa al-Najjar getötet, während sie im Krankenhaus arbeitete. Nur ihr Mann und ein Sohn überlebten den Angriff.
Es gibt kaum noch Worte, um zu beschreiben, was in Gaza geschieht. Einen „Genozid im Livestream“ nennt es Amnesty International. Seit Israel die Waffenruhe mit der Hamas aufgekündigt, eine Totalblockade des Gazastreifens verhängt und eine neue Großoffensive gestartet hat, sterben täglich Dutzende Menschen durch israelische Bomben.
Routiniert behauptet die Armee, sie würde auf „Hamas-Zentralen“, Waffenlager und Tunnel zielen. Aber die hohe Zahl der Opfer spricht eine andere Sprache; sie ist völlig unverhältnismäßig. Nicht gezählt werden die vielen Menschen, die im Kriegsgebiet an Hunger oder an Krankheiten sterben, die unter anderen Umständen nicht tödlich wären.

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.
Israels Armee will drei Viertel des abgeriegelten Gazastreifens erobern und dessen Bevölkerung auf ein Viertel des Küstengebiets zusammenziehen – das ist nun der offizielle Plan. Es ist gut, dass Friedrich Merz das israelische Vorgehen jetzt scharf kritisiert. Das hat sein Vorgänger Olaf Scholz nie gemacht. Aber diese Kritik muss Konsequenzen haben. Sonst bleibt sie folgenlos.
In der SPD wird die Forderung laut, Waffenlieferungen nach Israel zu stoppen. In der EU wollen viele Staaten mehr Druck auf Netanjahu machen und das Handelsabkommen mit Israel aussetzen. Allen voran Spanien fordert, den Krieg endlich zu beenden, die Grenzen für Hilfe zu öffnen, die Besatzung zu beenden und sich in Richtung eines Friedens zu bewegen. Merz sollte sich dem nicht versperren. Sonst macht Israel weiter so wie bisher – mit deutscher Hilfe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
ACAB-Debatte der Grünen
Jette Nietzard will Grüne bleiben
Virologe Hendrick Streeck ist zurück
Warum nicht auch Drogenbeauftragter?
Preisvergabe an Ursula von der Leyen
Trump for Karlspreis!
Hessische Ausländerbehörden
Arbeit faktisch eingestellt
Deutsche Waffen in der Ukraine
SPD gegen geplante Aufhebung der Reichweitenbeschränkung
Unvereinbarkeitsbeschluss der Union
Überholter Symmetriezwang