Isolationspflicht bei Corona: Vier Bundesländer kippen Isolation
Wer Corona-positiv ist, muss sich in manchen Bundesländer künftig nicht isolieren, aber Maske tragen. Lauterbach hält das für verantwortungslos.
Die Gesundheitsminister:innen der vier Länder begründen den Schritt mit der durch Impfungen und durchgemachte Infektionen gestiegenen Basisimmunität in der Bevölkerung, mit den vergleichsweise milden Verläufen bei der vorherrschenden Omikron-Variante, mit den zuletzt sehr kurzen Infektionswellen und mit den guten Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern.
Abgeschafft ist die Isolationspflicht bereits in Spanien, Dänemark und Österreich. Eine hohe Zahl von Neuinfektionen blieb etwa in Österreich bislang aus. Regelmäßige anlasslose Tests gibt es dort aber auch kaum noch.Ähnlich wie in Österreich werden auch in den vier Bundesländern nicht alle Regeln aufgehoben.
So muss sich zwar ab dem Wegfall der Isolationspflicht niemand mehr zu Hause absondern. Aber es soll eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gelten, die nur im Freien bei Wahrung des Mindestabstands von 1,5 Metern wegfällt. Wer Symptome zeigt, soll sich krankschreiben lassen und zu Hause bleiben. Symptomfreie Menschen dürfen trotz positivem Test zur Arbeit, es sei denn sie arbeiten in medizinischen oder Pflegeeinrichtungen oder Massenunterkünften.
Lauterbach verurteilt das Vorpreschen
Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärte, man habe diesen Schritt gehen müssen, weil „sich die Bundesregierung bislang einer gemeinsamen Lösung in der Isolationsfrage verweigert“.
Die Entscheidung sei im Einvernehmen mit Gesundheitsexpert:innen gefallen. Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, erklärte die Aufhebung am Dienstag für „medizinisch vertretbar“. Er appellierte an die Eigenverantwortung, damit Erkrankte wirklich zu Hause bleiben.
Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Markus Beier, sagte der Rheinischen Post, es sei letztlich eine politische Entscheidung, ob es eine gesetzlich verankerte Isolationspflicht gebe oder nicht. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, forderte eine grundsätzliche Debatte über das Ende der Pandemie, bevor Schutzmaßnahmen vereinzelt aufgehoben werden.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verurteilte das Vorpreschen der Landespolitiker:innen zu Beginn der Wintersaison als verantwortungslosen Fehler, der vor allem vulnerable Personen gefährde. Er verwies darauf, dass es in der Bevölkerung eine breite Zustimmung zur Isolationspflicht gebe. Tatsächlich hatten sich Mitte Oktober in einer Befragung des ARD-Deutschland-Trends 69 Prozent der Befragten gegen eine Aufhebung der Isolationspflicht ausgesprochen.
Auch bei Virologen gibt es unterschiedliche Ansichten zur Abschaffung der Isolationspflicht. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, schrieb bei Twitter, es gebe politische und gesellschaftliche Argumente dafür und dagegen. „Was mir dabei wichtig zu betonen ist: Keine Isolationspflicht mehr zu haben bedeutet nicht, dass Covid-19 für jeden ab jetzt völlig harmlos und nur ein Schnupfen ist.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen