Islamistenangriff in Kenia: Nichtmuslime selektiert und getötet

Mit einem besonders brutalen Überfall auf einen Reisebus in Kenia demonstrieren die somalischen Shabaab-Milizen grenzüberschreitend Stärke.

Der Bus am Ort des Überfalls. Bild: ap

KAMPALA taz | Wer somalisch aussah oder Suren aus dem Koran zitieren konnte, der kam mit dem Leben davon. Die Übrigen mussten sich auf den Boden legen und wurden erschossen, berichtet einer der Überlebenden. Mitglieder der somalischen islamistischen Miliz al-Shabaab überfielen am Samstagmorgen einen Reisebus im Norden Kenias nahe der Grenze zu Somalia. Sie zwangen die Passagiere mit vorgehaltener Waffe aus dem Bus heraus und teilten sie in Muslime und Nichtmuslime. 28 Nichtmuslime wurden getötet.

Die meisten von ihnen waren kenianische Lehrer, die zu Beginn der Weihnachtsferien aus der nordkenianischen Stadt Mandera in die Hauptstadt Nairobi reisen wollten. Rund 30 Kilometer außerhalb von Mandera war der Bus mit 60 Passagieren auf einer schlechten Straße in einen Hinterhalt geraten.

Al-Shabaab-Sprecher Sheikh Ali Mohamud Rage erklärte, der Überfall sei eine Racheaktion für Razzien in Mombasa, der größten Stadt an Kenias muslimisch geprägter Küstenregion. Kenias Polizei hatte vergangene Woche dort zahlreiche Moscheen durchsucht und schließlich vier geschlossen, als darin angeblich Waffen und Sprengstoff gefunden worden waren. Ein junger Mann wurde erschossen, da er angeblich eine Granate werfen wollte; es kam zu Protesten.

Kenia wird seit Jahren immer wieder von Terrorattacken der al-Shabaab heimgesucht. Das trifft das Land hart: Kenia ist ein beliebtes Ziel für Touristen. Diese bleiben mit zunehmenden Reisewarnungen aus.

Die Terrormiliz gerät in Somalia stetig mehr unter Druck. Spezialeinheiten aus Kenia, Uganda, Burundi und Äthiopien kämpfen in Somalia unter Mandat der Afrikanischen Union, um die Miliz zu zerschlagen und die Hoheit des Staates wiederherzustellen. Mit Erfolg: Die al-Shabaab hat die Kontrolle über weite Teile ihres Territoriums und der Handelswege verloren. Al-Shabaab-Anführer Ahmed Abdi Godane wurde im September getötet, was die Befehlsstruktur geschwächt hat.

Al-Shabaab hat die Region infiltriert

Daraufhin hat sich die Miliz in die Grenzregion zu Kenia zurückgezogen und begeht von dort aus vermehrt Angriffe auf das Nachbarland. Bereits vor zwei Wochen hatte der Gouverneur des Bezirks Mandera, Ali Roba, davor gewarnt, berichtet die Tageszeitung Daily Nation: Es gebe keinen Zweifel, dass Al-Shabaab-Zellen die Region infiltriert hätten. Es hätte in nur 40 Tagen rund zehn Angriffe gegeben, darunter zahlreiche Sprengstoffanschläge auf Autos.

Kenias Polizeichef General David Kimaiyo erklärte, die Angreifer seien nach dem Überfall auf den Bus über die Grenze nach Somalia geflohen. Vizepräsident William Ruto verkündete in einer Fernsehansprache: „Ich versichere, dass wir diejenigen, die für den Tod von Kenianern verantwortlich sind, überall jagen werden, sei es in Kenia oder in Somalia.“

Berichten zufolge hat Kenias Luftwaffe in Vergeltung ein Al-Shabaab-Lager in Somalia bombardiert und 45 Milizionäre getötet.

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