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Investition der ÖlkonzerneÖlmultis wollen fossil bleiben

Eine Studie zeigt, dass europäische Ölkonzerne ihre Gewinne kaum in erneuerbare Energie investieren. Stattdessen geht der Ertrag in fossile Energien.

Das Geschäft mit der Klimakrise: Ölkonzerne wie TotalEnergies setzen weiter auf fossile Energien Foto: Stephane Mahe/REUTHERS

Berlin taz | Europäische Ölkonzerne wie Shell, BP, TotalEnergies oder der deutsche Öl- und Gasproduzent Wintershall Dea investieren ihre jüngsten Rekordgewinne weiter in fossile Energien statt in Klimaschutz, zeigt eine Untersuchung, die von der Umweltorganisation Greenpeace in Auftrag gegeben wurde.

Die Studie „The Dirty Dozen“ (zu Deutsch „Das dreckige Dutzend“) führte der Hamburger Energieexperte Steffen Bukold, Gründer und Leiter des Forschungs- und Beratungsbüros EnergyComment durch. Dafür analysierte er Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte und weitere frei zugängliche Dokumente von zwölf europäischen Ölkonzernen aus dem Jahr 2022.

Im Schnitt steckten die Unternehmen 2022 nur 7,3 Prozent ihrer Investitionen in erneuerbare Energien. Knapp 93 Prozent flossen hingegen in fossile Infrastruktur wie Pipelines oder LNG-Terminals, zeigt die Analyse. Derzeit kommen demnach im Schnitt 0,3 Prozent der von den Konzernen produzierten Energie aus erneuerbaren Quellen und 99,7 Prozent aus Öl oder Gas.

„Die meisten der untersuchten Konzerne verpflichteten sich zumindest verbal klar dazu, bis 2050 ‚net zero‘ zu sein“, heißt es in der Studie. Dennoch dächten sie gar nicht daran, ihre fossile Produktion zu stoppen, kritisiert Greenpeace. Stattdessen setzten die Unternehmen auf „kontroverse“ Maßnahmen wie die Speicherung von CO2 im Boden, um ihr fossiles Geschäft beizubehalten.

Übergewinnsteuer reicht nicht

Tatsächlich will Wintershall Dea beispielsweise auch perspektivisch nicht zu einem Unternehmen für erneuerbare Energien werden – sondern „zu einem in Europa führenden unabhängigen Gas- und Carbon-Management-Unternehmen“, wie der Konzern der taz auf Anfrage mitteilt.

„Ölmultis wie Shell und BP haben die heutige Klimakrise maßgeblich verschuldet, und sie missbrauchen ihre Rekordgewinne, um die Welt tiefer in diese Krise zu lenken“, sagt Greenpeace-Energieexpertin Lisa Göldner. Sie fordert strenge europaweite Regelungen, „damit die satten Gewinne nicht dafür verwendet werden, weiter nach Öl und Gas zu bohren und so die Klimakrise weiter anzuheizen“.

Die Europäische Union hatte im Dezember eine Übergewinnsteuer für Mineralölkonzerne beschlossen. Gewinne, die 2022 und 2023 mindestens 20 Prozent über dem Schnitt von 2018 bis 2021 liegen, müssen demnach mit einem Satz von 33 Prozent besteuert werden.

Das reicht Greenpeace aber nicht. Die Studie kommt zu dem Fazit, dass der Ölverbrauch in der fossilen Industrie „durch verstärktes Recycling oder andere Rohstoffe möglichst schnell gesenkt werden“ sollte. Laut Göldner sollte die Politik ihr Vertrauen darüber hinaus lieber „in kleine und mittelständische Unternehmen und Bür­ge­r:in­nen­pro­jek­te setzen, deren Fokus ausschließlich und glaubwürdig auf erneuerbare Energien liegt“.

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14 Kommentare

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  • @FAVIER

    Danke für den Buchtipp. Der Buchhändler meiner Wahl ist bald aus dem Urlaub zurück :-)

    • @tomás zerolo:

      Dafür nicht.

  • Wenn ich einen Handwerker beauftrage meinen Vorgarten in eine Schotterwueste umzubauen - wer ist fuer diesen Umweltfrevel veranwortlich? Der Handwerker oder ich als Auftragsgeber?

    Warum also nicht den gruenen Klimaminister der fossilen Grossauftraege kritisieren, statt die Oelmultis, die die Auftrage annehmen?

    Denn die Kritik ist vollkommen berechtigt. Wir bauen gerade eine LNG-Frackingsgas-Infrastruktur fuer Jahrzehnte auf, die nur unwesentlich weniger CO2 produziert als die Kohle, die man damit abloesen will.

  • Wenn ich sehe, wie der Sprit scheinbar nichts mehr kostet, sobald er im Tank ist, - man startet erst den Motor, dann belädt man das Fahrzeug, dann guckt man im Garten noch mal, ob man etwas vergessen hat. Ganz wichtig: Vor dem Losfahren noch das Smartphone nach Neuigkeiten durchforsten. Und jeder Weg, egal wie kurz, wird per Auto zurückgelegt. Wenn die Kraftstoffpreise doch die Schmerzgrenze erreichen, wird wieder ein Hilfsprogramm gestartet. Bei DER Nachfrage kann niemand erwarten, dass das Geschäftsmodell aufgegeben wird.

    • @Woodbine:

      Noch mehr als Treibstoff wird Gas und Öl in der Petrochemie gebraucht, und das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern. Warum sollte ein Konzern, der Güter fördert die in globalen Wirtschaft gebraucht werden, sein Geschäftsmodell ändern?

  • Solange ein Geschäftsmodell funktioniert und Gewinne abwirft, wird es weiter betrieben. Eigentlich müssten die Staaten einen Ordnungsrahmen definieren, wodurch derartige Geschäftsmodelle nicht mehr möglich sind. Nachdem dies nicht passiert, bedeutet das, dass dies von der Politik nicht gewollt wird.



    Warum sollte also das dreckige Dutzend auf die sprudelnden Gewinne verzichten, die sie ja erwirtschaften müssen, um innerhalb eines kapitalistischen Systems ihr Existenzrecht zu verteidigen? Gewinne oder Untergang ist nun mal die kapitalisitische Devise.



    Forderungen an das dreckige Dutzend, ein erfolgreiches Geschäftsmodell aus "übergeordneten Gründen" zu beenden, sind widersinnig, da es im Kapitalismus keine dem Gewinn und dem Wachstum übergeordnete Gründe gibt.

  • Was erwarten wir denn von der Menschheit????

  • Das liegt vielleicht daran, dass so wenig Windkraftanlagen genehmigt werden und die Dauer der Verfahren so lang ist ?!

    • @Rudolf Fissner:

      Nö, das liegt eher daran, dass dem ‚universal‘ Autofahrer egal ist, ob der Planet unbewohnbar wird. Hauptsache er hat sein Spielzeug, jetzt wo er Sorge hat, dass es mit dem großen Autoscooter vorbei sein könnte, ist der sogar bereit extremistisch zu wählen. Den Multis ist es recht und die Politik läuft hinterher.

      • @guzman:

        Welche Politik meinen Sie? Es gibt global gesehen ca. 1,4 Milliarden KfZ. Ob deren Besitzer wohl alles extremistisch Wählende sind?

      • @guzman:

        Wenn es doch nur die mit Erdöl betriebene Mobilität wäre. Gerne vergessen wird, dass die Petrochemie ein relevanter Großabnehmer von Öl und Gas ist. Und was wäre die moderne Zivilisation ohne "auf der Basis von Erdgas oder Erdöl hergestellte Ausgangs- und Zwischenprodukte für die Herstellung von Kunststoffen, Elastomeren, Fasern, Waschmitteln, Farbstoffen, Textilhilfsmitteln u. a." (Lexikon der Chemie).

  • Das sind kriminelle Vereinigungen wie sie im Buche stehen. Auch die Kohle-Könige. RWE, z.B., wurde von Altmaier mit Unsummen (waren's 2.6 Mrd Euro?) an Steuergeldern zugeschissen und halten jetzt schon wieder [1] die Hand auf.

    Wenn die o.a. Investitionen getätigt werden, dann werden diese Mafiaklitschen auf entgangenem Gewinn klagen, wenn ihnen die Klimagesetzgebung zu strikt ist.

    Die gehören alle hinter Schloss und Riegel.

    [1] taz.de/Energiekonz...entionen/!5954342/

    • @tomás zerolo:

      Das Buch zum Thema, leider nur auf französisch ...



      Mickaël Correia, Criminels climatiques.



      Enquête sur les multinationales qui brûlent notre planète, Paris 2022 (ISBN : 9782348046773)

  • Und wenn es eng wird für fossile, rumjammern damit der Staat sie alimentiert.