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Insiderbericht aus dem BamfAnsichten eines Anhörers

Unser Autor war sechs Monate beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Er schätzte die Glaubwürdigkeit von Asylbewerbern ein.

Die meisten Antragsteller wissen nicht, dass es beim Bamf nicht auf ihre Integrationsbemühungen ankommt, dass es egal ist, ob sie schon drei Deutschkurse mitgemacht haben (Symbolbild) Foto: dpa

NEUBURG taz | Anfang 2016 stand das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) vor der Aufgabe, das Merkel’sche Versprechen „Wir schaffen das“ einzulösen. Amtsleiter Frank-Jürgen Weise lehnte sich weit aus dem Fernster und meinte, dass der Berg von Asylanträgen bis zum Jahresende abgebaut werden könne. Als im Sommer der Antragsberg nicht kleiner geworden war und die Wahl näherkam, stellte man notgedrungen auch Geisteswissenschaftler ein.

Ich zählte zu den etwa 130 Geisteswissenschaftlern (unter insgesamt etwa 2.000 neuen Anhörern), die im Sommer 2016 beim Bamf begannen, befristet auf sechs Monate. Wir bekamen – ohne Ansehen der vorherigen Qualifikation – alle die gleiche Schulung, die uns in drei Wochen auf die Arbeit als Anhörer vorbereiten sollte: rechtliche Grundlagen, digitale Aktenführung, Anhörungstechniken, Verhalten in kniffligen Situationen.

Wir sollten die Antragsteller nur anhören, ohne dann über ihren Schutzstatus zu entscheiden. Das ist etwa so, als wenn ich zum Arzt ginge und der erste Doktor untersuchte mich und schriebe einen Bericht, der zweite Doktor verschriebe mir aufgrund des Berichts des ersten Doktors eine Therapie. Man kann diese Arbeitsteilung machen, muss dabei aber bedenken, welche Menge an Information und welches Maß an Intuition auf diesem Weg verlorengehen.

Ein Gesundheitssystem, das auf dieser Art von Rationalisierung beruhte, würde die Menge an behandelten Patienten auf Kosten ihrer Gesundheit erhöhen. Auf den Fluren erzählte man sich, dass die Idee zu dieser Aufteilung von den Unternehmensberatern gekommen wäre, die beim Amt an einem Tag so viel verdienten wie wir in einem Monat. Sie haben bestimmt länger als einen Tag darüber nachgedacht.

Sind sie glaubwürdig?

Einer der wichtigsten Punkte während der Anhörung der Antragsteller ist die Beurteilung von deren Glaubwürdigkeit. Denn das allermeiste von dem, was sie erzählen, können sie nicht durch Dokumente oder andere Beweismittel belegen. Wir mussten uns auf das verlassen, was sie sagen.

Zu allen Punkten muss ich mir als Anhörer eine Meinung bilden: Kommt sie tatsächlich aus Barawe in Somalia (und nicht etwa aus Äthiopien)? Ist er tatsächlich persönlich von den Taliban verfolgt worden (und kennt er die Geschichte, von der er erzählt, nicht etwa „nur“ vom Hörensagen)?

Ich schenkte ihr – oder ihm – erst einmal einen ganz persönlichen, unbürokratischen Glauben, denn 90 Prozent der Antragsteller, die ich angehört habe, hatten keine Papiere dabei, die zumindest ein paar Eckpfeiler ihrer Geschichten hätten belegen können. Fünfzig Prozent haben noch nie im Leben Papiere besessen, wie sie glaubhaft berichteten. Es ist nicht die Unschuldsvermutung, es ist die Wahrhaftigkeitsvermutung, mit der wir den Antragstellern begegnet sind: erst einmal glauben, was erzählt wird. Bei einigen von ihnen fällt dann trotzdem auf, dass sie nicht die Wahrheit sagen.

Sie holen sich Tipps

Natürlich bereiten sich viele auf die Anhörung vor, holen sich Tipps von alten Hasen, Anwälten und nationalen Communities. Natürlich tauschen sie sich untereinander aus – wie auch nicht, es geht um eine Lebensentscheidung bei ihnen. Es fällt bei gewissen Moden auf. Wenn etwa plötzlich von Menschen, die alle vor Monaten noch angaben, aus dem Senegal zu sein, und auch dortige Geburtsorte angegeben hatten, nun gewissenhaft Geburtsurkunden aus Gambia nachgereicht werden – vermutlich weil sie erfahren haben, dass Gambia (im Gegensatz zum Senegal) bei uns nicht als sicheres Herkunftsland gilt.

Trotz einiger organisatorischer Defizite, die der großen Anzahl an Antragstellern und an neuen Mitarbeitern geschuldet waren, schafften wir neuen und alten Anhörer ordentlich etwas weg. So weit ich das sagen kann, waren die allermeisten Anhörer engagiert bei der Sache.

Dennoch war den Oberen die Anzahl der durchgeführten Anhörungen durchgehend zu gering. Auf allen Ebenen wurde gezählt, gemessen und in Quoten umgerechnet, tägliche, wöchentliche, monatliche Anhörungen pro Nase, pro Team, pro Außenstelle und bundesweit. Es reichte nie.

Wenn ich dem Antragsteller in einem deutschen Büro gegenübersitze, ist klar, dass nach unseren Regeln gespielt wird

Hätte das Amt allerdings die Möglichkeiten des Dublin-Abkommens, das deutsche Asylsystem zu entlasten, tatsächlich ausgeschöpft, wären wir effizienter gewesen. Hätte man jeden Asylantrag sofort darauf geprüft, ob Deutschland überhaupt für ihn zuständig ist, hätte man eine Menge Arbeit gespart.

Wenn ich dem Antragsteller in einem deutschen Büro gegenübersitze, ist klar, dass nach unseren Regeln gespielt wird: Ich lege die grobe Schablone des deutschen Asylrechts über die persönliche Geschichte des Antragstellers. Die meisten haben eine Tortur hinter sich. Besonders die Afrikaner sind oft von Schleppern erpresst und ausgeplündert, in libyschen Sklavenlagern gefangen und auf hochseeuntüchtige Seelenverkäufer getrieben worden.

Für die Antragsteller bin ich die Bundesrepublik, ich stehe für das Gesetz. Genau genommen vertrete ich das Gesetz vor dem Land, in das die Menschen wollen, weil es so gute Gesetze hat. Das sagen sie auch und meinen es offensichtlich ernst: Wir möchten nach Deutschland, weil hier die Menschen und die Menschenrechte respektiert werden.

Natürlich ist manchmal auch Opportunismus dabei, wenn die Antragsteller vor mir das Land loben, dessen (mitentscheidender) Vertreter ich bin. Viele wollten dieses Lob als Abschlusswort in das Protokoll aufgenommen sehen. Ebenso gern verweisen sie auf ihre bisherigen Integrationsbemühungen, um einen Pluspunkt zu bekommen.

Werden sie verfolgt?

Beides ist vergebliche Liebesmüh. Die meisten Antragsteller wissen nicht, dass es beim Bamf nicht auf ihre Integrationsbemühungen ankommt, dass es egal ist, ob sie schon drei Deutschkurse mitgemacht haben, sondern dass es nur um die Frage geht, ob sie im Heimatland verfolgt werden.

Die Anerkennung – beziehungsweise der Aufenthalt, wie viele von ihnen sagen – ist das Ziel der Antragsteller, aus welchen Gründen sie auch immer kommen. Verschwindend wenige von ihnen (etwa 0,5 Prozent) bekommen politisches Asyl. Denn dafür müssten sie auf direktem Weg aus dem Land, in dem sie drangsaliert werden, nach Deutschland kommen. Das aber stellt sich als sehr schwierig dar: Sie müssten mit dem Flugzeug kommen (und durch die Grenzkontrolle in ihrem Heimatland) oder mit dem Boot über die Nordsee. Der Weg über ein sicheres Drittland schließt politisches Asyl aus.

Es bleiben allerdings noch andere Arten des Schutzes, die einem Antragsteller gewährt werden können: zunächst der Schutz vor Verfolgung gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention; dann der subsidiäre Schutz für Menschen aus Gebieten, in denen Bürgerkrieg herrscht. Zusätzlich prüfen wir, ob die Antragsteller in ihrem Heimatland ihr Existenzminimum erreichen könnten. Oder ob sie schwer krank sind. Erst wenn alle Schutzgründe verneint werden, haben die Antragsteller keinen rechtlichen Anspruch auf den Aufenthalt.

Unser Asylrecht ist ein hervorragendes Recht. Und es wird – so mein Eindruck – im Asylverfahren gewissenhaft und wohlwollend angewendet von Leuten, die es ernst meinen mit der Rechtsstaatlichkeit.

Zugleich ist es ein schlechtes Recht, weil es häufig nicht auf die Situation passt, in der es angewendet wird. Der Antragsteller und ich sitzen uns gegenüber und sehen uns in die Augen. Wir ahnen, dass wir gleich aneinander vorbeireden werden, weil es eigentlich nicht darum geht, dass der Antragsteller Asyl oder Schutz vor Verfolgung, sondern ein besseres Leben sucht.

Wir ahnen, dass wir gleich aneinander vorbeireden werden, weil es eigentlich nicht darum geht, dass der Antragsteller Asyl oder Schutz vor Verfolgung, sondern ein besseres Leben sucht

Er – oder sie – möchte die Chance, die ihm unser Asylrecht bietet, ergreifen, auch wenn es nicht wirklich passt. Aber es gibt nichts Besseres in Deutschland. Es ist, als ob er sich auf eine Stelle als Hausmeister beworben hätte, aber beim Vorstellungsgespräch befragt würde, als wäre er Zeuge eines Verbrechens gewesen. Sie – oder er – weiß, dass ich hören möchte, wie sie verfolgt worden ist, und ich weiß, dass sie gleich eine Verfolgungsgeschichte erzählen wird, die ich dann auf ihre Plausibilität abklopfen werde.

Wir reden aneinander vorbei, weil es kein differenziertes Zuwanderungsgesetz gibt. Denn auch die Menschen aus Nigeria oder dem Irak, die nicht nach Deutschland kommen, weil sie verfolgt wurden, sondern um in einem Rechtsstaat zu leben, müssen sich faktisch dem Asylverfahren stellen. Solange dem Bundesamt für Migration nicht gesetzlich vorgeschrieben wird, eine zweite Tür zu öffnen, die dem Namen des Amtes gerecht wird, wird das Asylgesetz von zwei Seiten verbogen.

Mein Zeit beim Bundesamt endete übrigens nach sechs Monaten, als es dem Personalrat gefiel, sich der Anlage 2 zur Verwaltungsvorschrift der Bundeslaufbahnverordnung zu erinnern. Diese stellt fest, dass Beamtinnen und Beamte mit einem geisteswissenschaftlichen Studienabschluss nicht in der Lage sind, eine Laufbahn des nichttechnischen Verwaltungsdienstes – wie es Anhören/Entscheiden offensichtlich ist – einzuschlagen.

Wir Geisteswissenschaftler wurden also als unqualifiziert aussortiert. Da unsere direkten Vorgesetzten aber der Meinung gewesen waren, wir würden den Job gut machen und uns bereits für eine Verlängerung des Arbeitsvertrages auf zwei Jahre vorgeschlagen hatten, begriffen wir die Auffassung des Personalrats als willkürlich und klagten dagegen. Das Arbeitsgericht entschied, dass das Bundesamt als Arbeitgeber machen kann, was es will, und bestätigte unser Ausscheiden. Ich bin trotzdem froh, in einem Rechtsstaat zu leben.

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33 Kommentare

 / 
  • = + + + ) Danke für diesen ungeschminkten Beitrag!

     

    “Wir ahnen, dass wir gleich aneinander vorbeireden werden, weil es eigentlich nicht darum geht, dass der Antragsteller Asyl oder Schutz vor Verfolgung, sondern ein besseres Leben sucht.“

     

    Wir sollten uns hier, auch als sozial- und gesellschaftspolitisch Linke, nichts in die eigenen Taschen lügen. Für viele Menschen aus ökonomischen Schwellen- und Entwicklungsländern, dient die Realität der sozialen Krisen und des Krieges, in den eigenen Herkunftsländern, wie in anderen Armutsregionen, als eine angenommene Möglichkeit, sich aus ihren sozialen Elend zu verabschieden und auf die Teilnahme an einer notwendigen sozialen Erhebung und Umwälzung -in ihren Regionen- zu verzichten bzw. Sich nicht an dieser Aufgabe für die Gemeinschaft zu beteiligen!

     

    Diese Feststellung der Wahrheit ist kein Rassismus und auch keine Fremdenfeindlichkeit! Wir sollten schon die Tatsachen zu der Mehrzahl der vorgegebenen und vorgebrachten Fluchtgründe deutlich ansprechen!

     

    An diesem Zustand wird sich aber auch nichts ändern, wenn wir Linke und Gutmenschen hier, in den Wohlstands-, Wirtschafts-, Konsum- und Reichtumsmetropolen, die ökonomischen Ursachen für die Fluchtgründe –der großen Mehrzahl aller Migranten– nicht verändern wollen!

     

    Dazu gehören (moralisch) gerechte Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, keine Geschäfte mit korrupten Staatsdienern und Oligarchien in den Herkunftsländern und anderswo! Faire Preise für Rohstoffe und Bodenschätze! Vorrangige produktive und industrielle Veredelung der Rohstoffe in den Ländern der Lieferanten! Nachhaltige Kontrolle der sozioökonomischen Standards in den Herkunftsländern! Keinen Abzug von hochqualifizierten (billigen) Personal aus den Entwicklungsländern! Zusammenarbeit mit den jeweiligen regionalen und nationalen progressiven Organisationen der Basis, der sozialistischen Parteien und unabhängigen Gewerkschaften!

  • Na ja, wir Deutschen haben ein besonderes Verhältnis zur Wahrheit und Aufrichtigkeit. Das ist in vielen Kulturen so nicht gegeben. Und wir lieben Details, das ist praktisch unser Alleinstellungsmerkmal. Deswegen fliegen bei uns die Lügner schneller auf, als anderenorten. Aber im Kern ist die deutsche Bevölkerung nicht für eine planlose, willkürliche Einwanderung. Das wissen die Menschen, die hierher kommen praktisch nie. Dann haben wir hinterhältige Innenminister, die sagen einfach, wieso Kabul ist sicher, als kann man Afghanen dorthin fliegen. Dann schiebt man Hazara ab, die noch nie Sicherheit in ihrer Heimat hatten, die seit 40 Jahren immer wieder in Gefahr leben. Ich meine, es gibt hier keine echten moralischen Kriterien, die sich irgendwie mit dem Recht und der Politik decken würden.

  • Warum politische Fragen so verrechtlichen?

    Asyl ist ein Menschenrecht und muss es bleiben. Das ist jedoch eine politische Grundsatzentscheidung.

    Die ganzen Gesetze sind nur eine enorme Einschränkung besonders das Leistungs- und Verfahrensgesetz.

     

    Es gibt europäische Länder, in denen mangelt es sehr an einer grundsätzlichen Bereitschaft für dieses Menschenrecht.

    So lange das so ist, können Flüchtende nicht einfach von Deutschland abgewiesen werden.

    Damit protestiere ich gegen die Auffassungen Herrn Stenglins.

     

    Und, ja Fluchtwellen kommen von

    a) Diktaturen wie Assad, die die Bevölkerung auffordern: sie können das Land verlassen, sie würden nicht mehr gebraucht

    b) der Folgen von Kriegen, Weltmarkt und Klima, an denen viele Akteure verantwortlich sind.

    • @nzuli sana:

      Es geht nicht um Arbeit!

      Es geht um Zuflucht!

  • Nach dem Lesen der letzten zwei Absätze hab' ich mich kaputt gelacht. Was sind da für Knaller am Werk, die solche Regeln machen.

     

    Da sitzen in den Verwaltungen vermutlich die gleichen Unfähigen wie in der Politik: Vom Leben und Arbeiten keine Ahnung, aber anderen Vorschriften machen (wollen). Armes Deutschland

  • "Das Asylrecht sollte durch ein Einwanderungsgesetz ersetzt werden."

    Dann ist immer noch die Frage was in diesem Gesetz stehen soll. Darüber gibt es nämlich keinen Konsens.

    Wollen Sie den wirklich (als Beispiel), ein Gesetz wonach Flüchtlinge nur aufgenommen werden wenn sie hochqualifiziert sind?

     

    Vollkommen recht haben sie das diese Mühle der Asylrechtsverfahren auf 99% der hier ankommenden gar nicht paßt. Es müßte ein anderer Weg gefunden werden. Der würde aber sicher darin bestehen, daß ein Großteil der Flüchtlinge bei der Einreise in die EU abgewiesen und und zurückgebracht würde. Und das ist nun mal auch inakzeptabel für alle Seiten.

     

    Es wird also bei dieser Lügerei bleiben, die - ich stimme Ihnen zu - "eines Rechtsstaats unwürdig" ist.

    • @Werner W.:

      "Wollen Sie den wirklich (als Beispiel), ein Gesetz wonach Flüchtlinge nur aufgenommen werden wenn sie hochqualifiziert sind?"

       

      Genau darüber müsste offen diskutiert werden. Wem wollen wir helfen? Wem wollen wir nicht helfen.

       

      Bestimmte Gruppen an Hochqualifizierten - Ärzte - würde ich vom Schutz völlig ausnehmen, weil sie in den Heimatländern dringend gebraucht werden.

       

      Man könnte z.B. für Afghanistan ein Kontingent vo 10.000 Zuwanderern zwischen 20 und 30 Jahren, mit mindestens mittlerem Schulabschluss und Englischkenntnissen festlegen, das dann ausgelost wird. Natürlich je zur Hälfte Männer und Frauen.

       

      Jeder hat dann eine kleine Chance. Egal was man macht, gerechter wird es nicht.

      • @A. Müllermilch:

        "Bestimmte Gruppen an Hochqualifizierten - Ärzte - würde ich vom Schutz völlig ausnehmen, weil sie in den Heimatländern dringend gebraucht werden."

        Das ist höchstgradig perfide. Sie wollen Menschen anhand ihres Berufsstands dazu verurteilen, sich abschlachten zu lassen? Ausgerechnet Menschen, die sich der Hilfe am Menschen verschrieben haben!

        • @Frida Gold:

          "Ausgerechnet Menschen, die sich der Hilfe am Menschen verschrieben haben!"

           

          Das ist der hypokratische Eid. Hilfe am Menschen, da wo es am nötigsten ist - im Herkunftsland.

      • @A. Müllermilch:

        "Mittlerer Schulabschluss" in Afghanistan...Sie waren noch nie in afghnischen Schulen,oder?

        • @Mephisto:

          nein. da will ich auch nicht hin.

           

          Mit mittlerem Schulabschluss meine ich halbwegs in englischer Sprache lesen und Schreiben können.

           

          Schließlich klagt unsere Wirtschaft über Fachkräftemangel.

  • Sicher. Ein zeitgeschichtlich wichtiges Dokument. Niemand bestreitet das und's folgende.

    Denn. Das zeigt - wie's - doch -

    In FrozenThomas BAMF-Häusel noch schlechter - insuffizienter & damit letztlich menschenverachtender läuft!

    kurz - Bescheide&Anhörprotokolle

    Erst recht in die Tonne kloppen.

    Soweit klar.

     

    Als Wichtigtuer mal ergänzend so.

    Anhörung - insbesondere von Flüchtlingen - ist ein mehr als schwieriges Unterfangen! &

    Darum gings mir - & ich hatte aus dem Beitrag den Eindruck - die bekannte Durchlauferhitzung reicht eher noch weniger & dürfte nicht folgenlos sein!

     

    Denn. Selbst Richter sind dabei eher nicht sattelfest.

    Etliche Jährchen habe ich bei diesbezüglichen Fortbildungstagungen den Grüßgott gegeben - & hab als erstes selber gut dazugelernt!

    Ein Senatsvorsitzender brachte es am Ende gleich beim ersten Durchgang - cum grano salis wie viele andere - trocken auf dem Punkt:"Muß mir eingestehen - hab das bisher weitgehend falsch gemacht. Bin 55 & froh noch 10 Jahre Zeit zu haben -

    das auszubügeln!"

    So jet halt.

  • PS

    Der Autor war als "Anhörer" tätig, nicht als Entscheider.

    • @M.Schneider:

      Und genau dieser Verschreiber Ihres ersten Kommentars ist erheblich. Der Autor hat den Unterschied scheinbar nict begriffen - siehe der hinkende Vergleich mit dem (diagnostizierenden) Arzt.

  • Der Autor war sechs Monate beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge als "Entscheider" tätig.

     

    Im Artikel berichtet er dankenswerterweise über diese Zeit und vermittelt damit ziemlich einzigartige Einblicke. Insofern liegt hier ein wertvolles zeitgeschichtliches Dokument vor.

     

    Was ist das Resultat: Man fällt im Kommentarbereich wegen diesem und jenem über ihn her, zum Beispiel, weil er angeblich nicht den Unterschied zwischen glaubhaft und glaubwürdig kennt.

     

    Geht es noch lächerlicher? Hat Wichtigtuerei keine Grenzen?

     

    (1) Ob der Autor den Unterschied zwischen den genannten Konzepten nicht kennt, nicht begreift oder in seiner Schilderung einfach auf juristisch exakte Sprache verzichtet hat, weiß von den Lesern niemand,

     

    und es ist, wie manches andere im Kommentarbereich angeführte,

     

    (2) für die Validität des Artikels, und allein darum sollte es gehen, auch vollkommen unerheblich.

  • "Natürlich bereiten sich viele auf die Anhörung vor, holen sich Tipps von alten Hasen, Anwälten und nationalen Communities. "

     

    " Bescheide des BAMF - soweit diese neben seitenlangen Textbausteinen - individuelle abschichtbare Ausführungen enthielten."

     

    Ansichten aus Kafkas Schloss: Textbausteine werden ausgetauscht. Auf den Wahrheitsgehalt kommt es nicht an. Auf beiden Seiten. Es geht nicht um Einzelfälle sondern um Massenabfertigung.

     

    Politische Verfolgung beim afghanischen Flüchtling dann ja, wenn er bei den Taliban war, den Taliban entsagt hat und nun von den Taliban verfolgt wird, weil er sich zu westlichen Werten oder christlichem Glauben bekennt, sonst nein!

     

    Was soll dieser Unsinn. Jeder, der 30 Mio. Afghanen hat wegen Bürgerkrieg und allgemeiner Perspektivlosigkeit genug Grund zur Flucht ohne dass es auf an das Asylverfahren angepasste Geschichten ankommt.

     

    Europa muss nicht 30 Mio Afghanen aufnehmen und die Ablehnung mit Textbausteinen begründen.

     

    Das Asylrecht ist verlogen und eines Rechtsstaats unwürdig, weil der Schutz der Menschenrechte weltweit versprochen - aber nicht eingehalten werden kann.

     

    Das Asylrecht sollte durch ein Einwanderungsgesetz ersetzt werden.

  • @...

    Ok. Versuchs mal.

     

    Das Vier-Augen-Prinzip - ist so originell neu ja nicht!

    1. In der Stroke-Klinik life erlebt - der eine schaut/benennt nur -

    Der andere "wertet ein" - wohl aus Ami-Land!

     

    Daß der Autor in seinem Bericht wertet ist – klar.

    Ist aber ersichtlich - in meiner Anmerkung unter "rechtliche Wertung" nicht gemeint – nicht dasselbe!

     

    2. Beispiel: Ein Gutachter liefert mir als Richter Fakten - Wissenschaftliche Einschätzungen etc - . Ist sozusagen mein 2. Augenpaar ! But.

    Ein rechtliche Bewertung hat er zu unterlassen - wäre fachlicher Fehler!

    (Leider - gerade bei "Psychofällen" - fällt solches den jew. meist Herren schwer. (im Zuge der Diskussion Gurlitt-Verfahren der Präsi. der Psychologen

    “Ein Richter ist gut beraten meinem Urteil zu folgen!“ = Schuß nicht gehört! -

    & (Leider) sind auch Richter Menschen - & gern "bequem" = Nehm ich!

    Klarer Rechtsverstoß – Sie sind verpflichtet - das Angediente rechtlich zu bewerten!)

    Gleiche “Arbeitsteilung“ - seh ich beim reinen Anhörer am Werk.

    Es ist nicht sein Job rechtlich! zu werten. &

    Er ist zudem dazu juristisch auch gar nicht ausgebildet. Punkt.

    Das meinte ich mit fehlendem Handwerkszeug! & nochens

     

    ff

    • @Lowandorder:

      ff

       

      Moderne Beweislehre/Glaubwürdürdigkeit/Glaubhaftigkeit.

      Letztere Unterscheidung ist keine Spielerei.

      Schließlich steht hier der spätere Erlaß eines staatlichen Akts -

      Eines Bescheides in Frage. Nicht Feuilleton!

      Glaubwürdigkeit bezieht sich auf Person.

      Glaubhaftigkeit auf die Aussage / die Angaben.

      Dabei hat sich als solidestes Handwerkzeug

      (Stuttgarter Schule via Richard Schmidts Anregungen;) erwiesen:

      Jede! Aussage/Angabe mit 50% zu bewerten & sodann je nach positiven/negativen Beweiszeichen die Glaubhaftigkeit jeweils abschließend zu bewerten!

      Der Glaubwürdigkeit (Volksmund "Wer einmal lügt usw" gilded gerade nicht!!) kommt dabei eine eher nachrangige Rolle zu!

       

      kurz - Das hier diffus Dargelegte - Steht mühelos mit der Qualität der mir langjährig untergekommenen Bescheide des BAMF - soweit diese neben seitenlangen Textbausteinen - individuelle abschichtbare Ausführungen enthielten.

      Die Anhörungsprotokolle genügten zudem durch die Bank keinerlei Standards!

      Dem Vernehmen nach von jüngerer Kollegen -

      Ist sogar letztzeitlich eine deutliche Verschlechterung zu konstatieren.

      Meine diesbezüglichen Nachfragen - "Schlimmer geht immer!"

      So jet halt.

       

      (Ps Es geht nicht darum - dem Autor am Zeuge zu flicken, sondern zu verstehen - was abläuft!)

  • Der Autor scheint nicht als Beamter geeignet, wenn er denn zwar seine Rolle erkennt, aber dann nicht bereit ist, diese auszufüllen. Der Beamte muss das Recht umsetzen, sich daran halten und nicht darüber entscheiden oder es bewerten.

     

    Deswegen kann er auch nicht dem Asylbewerber ersteinmal Glauben schenken, sondern statt dessen Fakten sammeln die für oder gegen das Asylbegehren sprechen ...

     

    Auch wenn ich diese Selbstreflektion erstmal gut finde, fehlt mir doch die Frage des Autors nach seinem Anteil an (Fehl- und Richtig)Entscheidungen ...

  • Schaun mer auch mal rein.

     

    "Hat der Anhörer gerade keine -

    Rechtlichen Wertungen vorzunehmen"

     

    Das tut er hier im Text, und da ist es sein gutes Recht, weil er als Autor seine persönliche Einschätzung mitteilen darf.

    Die Akten, die er erstellt hat, kennen weder Sie noch ich. Sie haben also schlichtweg keine Ahnung, ob er für seine Arbeit die handwerklichen Voraussetzungen hatte und ob er sie korrekt ausgeführt hat.

     

    "Der Unterschied zwischen Glaubhaftigkeit&Glaubwürdigkeit -

    Nicht geläufig ist"

    Der Sprachgebrauch nutzt diese beiden Begriffe vollkommen synonym. Die Juristerei hat bekanntlich die magische Gabe, in Begriffe Bedeutungsunterschiede hineinzugeheimnissen, die der Sprachgemeinschaft als Ganzes komplett schleierhaft sind.

     

    Im Rahmen dieses Artikels ist übrigens glaubhaft und glaubwürdig ohnehin dasselbe: Der Autor berichtet schließlich gerade davon, dass es auf ihm als Person lastete einzuschätzen, ob die berichteten Tatsachen der Wahrheit entsprechen oder nicht. Also ob er die gegenübersitzende Person als so glaubwürdig einschätzt, das ihre Geschichte glaubhaft ist und umgekehrt. Exakt das ist das Dilemma der Anhörer - das ist das Thema das Artikels.

  • Wahrscheinlich der beste Bericht den ich je in der TAZ gelesen habe. Schnörkelos inside information. Weitere Wertungen des Sachinhaltes erspare ich mir. Das Meiste spricht für sich.

  • Das ist ein selten guter Bericht. Trotzdem hat er Schwächen. Unser Asylrecht ist keineswegs vom Himmel gefallen. Ich war persönlich 1993 in Bonn, um gegen die Asylrechtsänderung, eine quasi Abschaffung, zu protestieren. Das hat meine Beobachtung geschärft.

     

    Denn das Gesetz wird sehr wohl auf aktuelle Entwicklungen angepasst. Vor Jahren kamen verstärkt Bewerber aus dem Balkan. Das Problem: diese Leute schienen exakt dem Recht seit 93 zu entsprechen. Daraufhin gab es eine Debatte, diese 'Flut' zu stoppen. Verfolgung, Menschenrechte waren kein Thema. Hauptsache die Grenzen dicht.

     

    Daher auch die Debatte um die 'sicheren Drittstaaten'. Sicher brauchen die keineswegs zu sein. Wichtig ist eher, ob sich dort viele Flüchtlinge aufhalten. Dieser Zynismus ist unerträglich. Selbst die deutsch-nationale FDP fordert ein Einwanderungsgesetz. Das Sagen haben dagegen diejenigen, für die "bereits der erste Flüchtling einer zuviel" ist. So ein wenig 'Reichsbürger' steckt eben in zu vielen im Lande.

     

    Der Wirtschaft ist das egal. Ohne Aufenthaltsstatus leben die Asylbewerber in prekären Verhältnissen, für 'Illegale' gibt es keinen Arbeitsschutz. Sie ergänzen das Überangebot an Jobsuchenden ohne Gehaltsforderungen zu stellen. Als Arbeitszeit bieten sie 'rund um die Uhr' und das an sieben Tagen und zwölf Monaten.

     

    Solange sich mit Sanktionen gegen Flüchtlinge Wahlen gewinnen lassen, wird sich daran nichts ändern.

    • @mdarge:

      "Sicher brauchen die keineswegs zu sein." Aber nein, wozu denn auch... . Nach Herrn de Maizière schiebt man ja auch in Kriegsgebiete ab.

       

      Gut, dass die Vorfahren des Herrn de Maizière damals in Deutschen Landen nicht auf Politiker wie ihn angewiesen waren. Der hätte sie wohl wieder abgeschoben mit der Begründung, dass es irgendwo in Frankreich sicher ist, und wenn sie sich dort stapeln müssten... .

  • Danke für den Bericht - vor allem auch dafür dass er differenziert ist und die wichtigsten Probleme anspricht.

     

    Es ist aus meiner Sicht ein komplettes Versagen, dass wir kein modernes Einwanderungsgesetz haben und deshalb - wie der Autor schreibt - das Asylrecht von 2 Seiten verbogen wird.

     

    In einem Einwanderungsgesetz würde dann festgelegt wer kommen darf (will die Rechts nicht) und wer nicht kommen darf (will Links nicht). Beides für die jeweilige Strömung eine schmerzhafte Entscheidung, aber dann wird die Frage der Einwanderung endlich wieder auf der Bühne der Demokratie entschieden und nicht in Hinterzimmern und von (offiziell) unqualifizierten Angestellten in Behörden...

  • Na schaun mer mal rein -

     

    "Insiderbericht aus dem Bamf

    Ansichten eines Anhörers

    Unser Autor war sechs Monate beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Er schätzte die Glaubwürdigkeit von Asylbewerbern ein."

    &

    "…Ich schenkte ihr – oder ihm – erst einmal einen ganz persönlichen, unbürokratischen Glauben, denn 90 Prozent der Antragsteller, die ich angehört habe, hatten keine Papiere dabei, die zumindest ein paar Eckpfeiler ihrer Geschichten hätten belegen können.…"

    &

    "…Trotz einiger organisatorischer Defizite, die der großen Anzahl an Antragstellern und an neuen Mitarbeitern geschuldet waren, schafften wir neuen und alten Anhörer ordentlich etwas weg. …"

    &

    "…Wenn ich dem Antragsteller in einem deutschen Büro gegenübersitze, ist klar, dass nach unseren Regeln gespielt wird: Ich lege die grobe Schablone des deutschen Asylrechts über die persönliche Geschichte des Antragstellers. …"

     

    & Däh.

    "…Unser Asylrecht ist ein hervorragendes Recht.…"

     

    Muß frauman mehr sagen? Eigentlich nicht!

     

    Ok. Ein Geisteswissenschaftler berichtet - dem ersichtlich -

    Der Unterschied zwischen Glaubhaftigkeit&Glaubwürdigkeit -

    Nicht geläufig ist - ebensowenig wie die Grundsätze der modernen

    Beweislehre im übrigen. & Vor allem!

     

    Wenn die Trennung - Anhörung - Entscheidung -

    Irgend einen Sinn haben sollte/kann -

    Hat der Anhörer gerade keine -

    Rechtlichen Wertungen vorzunehmen -

    Wozu ihm ja auch - wie hier erkennbar -

    Die erforderlichen handwerklichen Voraussetzungen fehlen!

    kurz - Danke für einen wirren Blick inside -

    Von einem der dabei war!

     

    Die Bescheide des BAMF -

    Die mir in fast 20 Jahren über den Tisch kamen

    Spiegelten den desolaten Zustand des innerbehördlichen

    Verfahrensablaufs - mühelos wider!

    Eine "Schulung" via Gerichte - findet hingegen nicht statt -

    Weil die Verhandlungen in Asylverfahren traditionell -

    Einseitige "Geisterprozesse" sind -

    Denn das BAMF - nimmt die Gerichtstermine -

    Schlicht nicht wahr!

    Was ein zusätzlicher Skandal ist!

    • @Lowandorder:

      Sie haben ja schon wieder so recht, man könnte Sie fast für einen notorischen Rechthaber halten, wenn Ihre Meinungsäußerungen nicht immer so ausgewogen wären. Wie kann man nur so halbgebildete Menschen zu Anhörern machen, statt Profijuristen, wie Sie selber einer sind. Und was sind wohl die Grundsätze der modernen Beweislehre? fragt sich ein dummer Fahrradflicker

      • @Motzkopf:

        Uppsala - Ja was les ich etwas beschämt

        Denn da?

         

        "…wenn Ihre Meinungsäußerungen nicht immer so ausgewogen wären.…"

         

        Na da schau her!

        B.B. mal beiseite - kerr!

        Modderatistas du taznettikettistas -

        Sagt euch das - auch mal was?!;)

        Ja - bin da ganz Ohr -

        Wo bleibb da Hummoooa¿?;!)

        Na z. B. hier https://www.dasgedichtblog.de/humor-in-der-lyrik-folge-4-ernst-jandl-19252000-wo-bleibb-da-hummoooa/2015/02/25/

        & da ers https://m.youtube.com/watch?v=1KetwjNMcPo

        Ergo - auch dort https://m.youtube.com/watch?v=oMtCa-_ygto

        Danke. Fin.

        • @Lowandorder:

          Das hat ja echt gedauert, obwohl ich Ihnen nicht abnehme zu wissen wie es sich anfühlt, beschämt zu sein.

          • @Motzkopf:

            Das Gefühl zu standardisieren -überlass ich getrost & ganz unvermessen der Singularität der Menschheit 2.0 eines Kay Kurzweil.

            (Na - Nomen ist omen - wa!;)

            Motzkopp kann ich nämlich auch ganz gut!

            "Widerborst von Natur!" faßte das ming Ohl gern schmunzelnd zusammen. "Doch - ist ne Frechheit!"

            Mein Lieblingspauker usw usf!;))

    • @Lowandorder:

      Respekt vor diesem Kommentar.

    • @Lowandorder:

      Danke, Sie bringen es auf den Punkt.

  • Sie werden lachen, werter Jürgen von Stenglin. Genau so machen die das: Der erste Doktor (mitunter ist es auch eine Ärztin) „untersucht“ einen verbal und schreibt wohlmeinend eine Diagnose auf, und alle folgenden Doktoren verschreiben einem aufgrund dieser Diagnose irgendwelche Mittel oder Therapien. Ob bei dieser Art der Arbeitsteilung eine „Menge an Information“ verloren geht, ist völlig wurscht. Das Ziel wird jedenfalls erreicht. Und das besteht nicht etwa in der Heilung des Patienten, sondern in der schnellstmöglichen, billigsten und (rechts-)sichersten Abarbeitung eines lästigen Falls – und der dauerhaften Sicherung der ärztlichen Daseins-Berechtigung.

     

    Mehrwertschaffung durch Ausbeutung der Schwächsten aller Schwachen – wieso sollte es beim Bamf anders zugehen? Greift da der Kapitalismus etwa nicht? Immerhin kann man der Behörde ja nicht unterstellen, sie würde geflüchtete ausländische Hilfesuchende anders behandeln, als man in Deutschland auch als Deutscher behandelt wird von Deutschen, wenn man Hilfe sucht.

     

    Je nun. Nur keine Panik, liebe Leser. Auch ich bin froh, in einem Rechtsstaat zu leben. Dass es in den aller meisten Ländern dieser Erde noch willkürlicher zugeht als hierzulande, weiß ich zu gut. Es gibt nichts Besseres derzeit. In Deutschland nicht und auch nicht anderswo. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht (wieder) schlechter werden könnte, wenn wir uns weiter wehrlos treiben lassen.

     

    Schon heute müssen sich Hausmeister-Anwärter vielfach nicht nur wie potentielle Zeugen eines Verbrechens behandeln lassen von den „Arbeitgebern“ unter uns, sondern wie potentielle Räuber oder Diebe. Nur, wer erzählt, was die, die an den Hebeln sitzen, hören wollen, kriegt einen Job. Dieses Prinzip ist nicht auf Hausmeister beschränkt. Wenn wir nicht demnächst auch zu Fremden erklärt werden wollen, wo wir bisher zu Hause waren, sollten wir unsre Angst nicht den Neuen anlasten, finde ich. Wir sollten uns an unsre eigne Nase greifen.