Inflation in Deutschland: Immer noch weniger Essen für mehr Geld
2024 stiegen die Preise im Schnitt um 2,2 Prozent. Trotz hoher Lohnzuwächse dürften die Kaufkraftverluste der letzten Jahre noch nicht aufgeholt sein.
„Die Inflation hat sich im Jahr 2024 gegenüber den Vorjahren deutlich abgeschwächt und lag sehr nah am Inflationsziel der Europäischen Zentralbank“, sagt Silke Tober vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Teuerung sei aber noch stark von den Folgen der Energie- und Nahrungsmittelpreisschüben der Jahre 2022 und 2023 geprägt gewesen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine Inflationsrate von zwei Prozent als Ziel, um Preisstabilität zu gewährleisten. Diesen Wert überschritt die Teuerung von Mai 2021 bis Juli vergangenen Jahres. Besonders in den Monaten nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 schossen durch die daraus folgende Energiekrise die Preise in die Höhe. Im Oktober und November 2022 erreichte die Inflationswelle mit einer Rate von jeweils 8,8 Prozent ihren Höhepunkt.
Auch wenn sich die Inflation wieder normalisiert hat und Energie zwischenzeitlich wieder etwas günstiger wurde, bleiben die Preise hoch. Nahrungsmittel waren zum Beispiel im vergangenen November um rund ein Drittel teurer als im Jahr 2020. Bei Haushaltsenergie und Kraftstoffe waren es über 40 Prozent.
Erhebliche Kaufkraftverluste
Für die Menschen im Land bedeutet dies erhebliche Kaufkraftverluste, da die Einkommen nicht mit der Inflation mithalten konnten. So stiegen die Reallöhne, also die Löhne im Verhältnis zur Inflation, aufs Jahr betrachtet das letzte Mal deutlich im Jahr 2019. Im darauffolgenden Jahr sanken sie aufgrund der Coronakrise um 1,2 Prozent, 2021 stagnierten sie, 2022 brachen sie um 4,0 Prozent ein und 2023 stiegen sie nur um 0,1 Prozent. Für das vergangene Jahr gibt es noch keine abschließenden Daten, es ist aber trotz relativ hoher Lohnsteigerungen nicht von einer Kompensation der Teuerung auszugehen. Die Reallöhne waren zuletzt im dritten Quartal niedriger als jene des dritten Quartals 2018.
Besonders hart traf die Teuerungswelle Familien mit mittleren und unteren Einkommen, da diese einen besonders hohen Anteil ihres Geldes für Energie und Nahrungsmittel ausgeben. Deren Leben verteuerte sich in den vergangenen fünf Jahren laut IMK um knapp 21 Prozent, während es bei Singles mit hohem Einkommen lediglich knapp 19 Prozent waren.
Dabei kehrte sich in den vergangenen Monaten das Verhältnis etwas um, weil insbesondere Produkte und Dienstleistungen wie Flugtickets, Restaurant-Besuche und Kfz-Versicherungen teurer wurden, was sich wiederum eher auf die Geldbeutel von Besserverdienenden auswirkte. Dies bewirkte auch, dass die durchschnittliche Inflationsrate wieder etwas zulegte. Sie belief sich im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 2,6 Prozent, nachdem sie im November noch 2,2 Prozent betragen hatte.
Für das neue Jahr gibt Ökonomin Tober indes Entwarnung: „Im laufenden Jahr dürfte sich die Inflationsdynamik normalisieren.“ Die Dienstleistungspreise würden weniger stark steigen. Das liege etwa daran, dass die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Speisen in Gaststätten keine Rolle mehr spiele.
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