Indische Aktivistin Irom Chanu Sharmila: 16 Jahre Hungerstreik reichen ihr
Irom Sharmila kämpft in der Provinz Manipur gewaltfrei gegen Menschenrechtsverletzungen. Nun beendet sie ihren Hungerstreik. Sie hat eine neue Strategie.
Die inzwischen 44-jährige Sharmila, die ehrfurchtsvoll „die eiserne Lady von Manipur“ genannt wird, kämpft mit den Methoden Mahatma Gandhis so konsequent gegen das umstrittene Gesetz wie niemand sonst. Sie wäre dabei schon längst verhungert, und ihr Tod hätte womöglich einen Volksaufstand ausgelöst, wenn sie nicht auf Anweisung der Regierung seit November 2000 über einen durch die Nase geführten Schlauch zwangsernährt würde.
Indiens Gerichte werten ihren Hungerstreik als versuchten Suizid. Der kann in Indien mit einem Jahr Gefängnis bestraft werden, was die Zwangsernährung in einem bewachten Hospital ermöglicht. Nach Ablauf eines Jahres hat Sharmila stets den Hungerstreik wieder aufgenommen – worauf sie erneut in dem Krankenhaus in der Hauptstadt Imphal des nordöstlichen Bundesstaates Manipur weggesperrt und zwangsernährt wurde. So ging das all die Jahre.
Doch damit soll jetzt plötzlich Schluss sein, hat Sharmila zur Überraschung aller am Montag verkündet. Sie wolle den Hungerstreik am 9. August beenden und stattdessen bei Manipurs Regionalwahlen im nächsten Frühjahr als unabhängige Kandidatin antreten. Als Abgeordnete könne sie wirksamer gegen das Sondergesetz kämpfen. „Ich habe meine Strategie geändert,“ zitierten indische Medien am Mittwoch. „Ich will mein politisches Ziel lebendig erreichen.“
Für ihre nicht eingeweihten Unterstützer ist diese Ankündigung ein Schock. Hinzu kommt, dass Sharmila angekündigt hat zu heiraten. Ihr auserkorener Ehemann, ein britischer Staatsbürger indischen Ursprungs, ist weder bei ihrer Familie noch bei ihren Unterstützern beliebt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße