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Indiens Beziehung zu RusslandNarendra Modi trifft Wladimir Putin

Der Russland-Besuch des indischen Premiers fördert die engen indisch-russischen Beziehungen. Modi demonstriert gleichzeitig strategische Unabhängigkeit.

Modi und Putin im Dezember 2021 bei ihrem letzten bilateralen Treffen in Neu-Delhi vor dem russischen Angriff auf die Ukraine Foto: Manish Swarup/AP/dpa

Mumbai taz | Die engen indisch-russischen Beziehungen sind über Jahrzehnte gewachsen, zuletzt kühlten sie oberflächlich aber etwas ab. Nun reist Indiens gerade wiedergewählter hindu-nationalistischer Premier Narendra Modi am Montag und Dienstag dieser Woche nach Moskau. Es ist der erste bilaterale Auslandsbesuch seiner dritten Amtszeit.

Im Juni hatte Modi in Italien beim G7-Gipfel noch die Spitzen der führenden Industriestaaten getroffen, bei denen der 73-Jährige längst Stammgast ist. Zudem traf er dort auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Auch wenn Indien bisher Russlands Ukrainekrieg nicht verurteilte und nur an beide appellierte, ihre Feindseligkeiten beizulegen, pflegt Delhi mit West und Ost gleichermaßen gute Beziehungen.

Modi kommt jetzt auf Einladung von Präsident Wladimir Putin nach Moskau und wird am 22. indisch-russischen Gipfel teilnehmen, bevor es weiter nach Österreich geht. Auf der Agenda stehen Kooperationen bei Verteidigung, Handel, Investitionen, Energie, Bildung sowie Themen der regionalen und globalen Entwicklungen.

Erstes Treffen mit Putin seit Beginn der Ukraine-Invasion

Seit Beginn des russischen Angriffskrieg vermieden Modi und Putin persönliche Treffen und bevorzugten Telefonate. So schickte Putin im letzten Jahr seinen Außenminister zum G20-Gipfel nach Delhi und Modi entsandte seinen Außenminister nach Russland.

Im Vorfeld betonte Außenminister Subrahmanyam Jaishankar jetzt, die starke historische Zusammenarbeit sei „eine großartige Gelegenheit für Premier Modi und Präsident Putin, sich zusammenzusetzen und direkt miteinander zu sprechen“.

Indien bezieht nicht nur große Mengen Rohöl aus Russland, sondern importiert mit 36 Prozent nach wie vor die meisten Rüstungsgüter von dort. Zwar verschoben sich in letzter Zeit die Rüstungslieferungen zugunsten von Frankreich und den USA. Doch ist Indiens Militär russisches Gerät gewöhnt und auf Ersatzteile von dort angewiesen.

Das zeigt auch der bilaterale Handel, der zuletzt das Rekordniveau von über 65 Milliarden US-Dollar erreichte, damit aber noch unter Indiens Handelsvolumen mit der EU liegt, das 133 Milliarden Dollar beträgt. Russlands wichtigste Exporte nach Indien sind Öl, Erdölprodukte, Kohle, Dünger, Edelsteine, Metalle und Pflanzenöle. Indien exportiert nach Russland Arzneimittel, Chemikalien, Maschinen, Eisen, Stahl, Tee, Kaffee und Tabak.

„Russland ist Indiens Quelle für Militärtechnologie“

Gerade erst berichteten Medien, dass 35.000 Sturmgewehre AK-203 eines gemeinsamen Unternehmens, das in Nordindien produziert, an Indiens Streitkräfte übergeben wurden. Es zeigt laut indischer Regierung die wachsende Zusammenarbeit im Verteidigungssektor.

„Man darf nicht vergessen, dass Russland Indiens wichtigste Quelle für moderne Verteidigungstechnologien war und ist, auch in so sensiblen Bereichen wie Raketentechnik und dem Bau von Atom-U-Booten“, sagt der US-Militäranalyst Anthony Bell.

Modis Russlandbesuch fällt zeitlich mit dem Nato-Gipfel in Washington zusammen, bei dem es auch um das Schicksal der Ukraine gehen wird. Manche sehen in Modis Reise eine Demonstration von Indiens strategischer Unabhängigkeit. Andere vermuten, Modi könnte die Rolle eines Friedensstifters anstreben. Meenakshi Ganguly von Human Rights Watch fordert, dass Modi zum Krieg klar Position bezieht.

Bisher konnten politische Entwicklungen die Freundschaft zwischen beiden Staaten nicht brechen. Doch belasten die Beziehungen derzeit Fälle, in denen indische Staatsbürger mit falschen Versprechungen zum Kämpfen für Russland an die ukrainische Front gelockt wurden. Modi dürfte Putin zum bereits verlangten Stopp der Rekrutierung von Indern und auf ihre Rückkehr aus den Kriegsgebieten in der Ukraine drängen.

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1 Kommentar

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  • "Zwar verschoben sich in letzter Zeit die Rüstungslieferungen zugunsten von Frankreich und den USA."

    Natürlich. In Indien nutzt man natürlich die Möglichkeit, sich in der ganzen Welt umzusehen und die Erkenntnisse in Eigenentwicklungen und Kooperationsprojekte mit Russland einfließen zu lassen. Das Indien jetzt auch im Westen kauft, ist kein Grund zur Freude.