In Prenzlauer Berg: Eltern zahlen für Kitaplatzsuche
Die Agentur Maternita hat sich als „Kitaplatz-Service“ für Besserverdienende etabliert. Eine problematische Entwicklung, sagt die Senatsbildungsverwaltung.
Bisher kostete die Kitaplatzsuche in Berlin Eltern vor allem Zeit und Nerven. Nun kann, wer es finanziell vermag, auch suchen lassen: Die Agentur Maternita in Prenzlauer Berg hilft bei der Suche nach dem Wunschkitaplatz – für eine Vermittlungsgebühr, die zwischen 255 und rund 500 Euro liegt.
Das ist zwar teuer, aber erlaubt – solange zahlungskräftigen Eltern kein Vorteil entsteht. Offenbar nutzen allerdings einige Kitas inzwischen lieber den Direktkontakt zur Agentur, als ihre freien Plätze etwa auf der Online-Kitaplatzbörse der Senatsbildungsverwaltung zu annoncieren. „Für die Kitas ist das eine Entlastung, weil es weniger Aufwand bedeutet“, sagt Inga Sarrazin, Kogeschäftsführerin bei Maternita.
Eine „nicht unproblematische Entwicklung“, findet Ilja Koschembar, Sprecher von Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD). „Bisher haben wir aber keine Hinweise, dass zahlungskräftigen Eltern Kitaplätze exklusiv angeboten werden“, betont er. Das ließe sich auch kaum kontrollieren: Die offizielle Kitaplatzbörse des Senats ist nicht verpflichtend für die Träger. Wenn ein freier Kitaplatz dort nicht auftaucht, muss das also nichts heißen. Dennoch wolle man nun die Kitaaufsicht über diese „Entwicklung“ informieren, sagt Scheeres’ Sprecher.
Eine Folge der Wartelistenproblematik
Maternita hat nach eigener Auskunft 50 Plätze seit 2015 vermittelt, eine überschaubare Anzahl. „Aber die Anfragen nehmen zu“, sagt Ko-Chefin Sarrazin. Das Start-up an der Schönhauser Allee organisiert einer solventen Klientel so gut wie alles rund um das Thema Kinderkriegen: die Hebamme vor der Geburt, den Personal Trainer für danach. Und eben auch die Wunschkita. Zwischen drei bis sechs Stunden reine Arbeitszeit investiere man pro Kitaplatz, sagt Sarrazin. „Vor allem haken wir bei den passenden Kitas immer wieder nach – das ist ja das, was Zeit kostet.“
Das Eltern bereit sind, dafür zu zahlen, ist auch eine Folge der Wartelistenproblematik, die die Bildungsverwaltung nicht in den Griff bekommt. Aus Angst, keinen Betreuungsplatz zu bekommen, tragen sie sich auf möglichst vielen Wartelisten ein – und blähen diese so künstlich auf. Zwar gibt es inzwischen eine Art Wartelistenmanagement der Senatsbildungsverwaltung, doch das nutzen bisher, obwohl seit diesem Jahr verpflichtend, erst 15 Prozent der Träger. Zu zeitintensiv, heißt es aus den Kitas.
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