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Impfungen gegen CoronaHochrisikogebiet Deutschland

Kommentar von Kathrin Zinkant

Israel und andere Länder als Hochrisikogebiete zu brandmarken führt in die Irre. Die Lage in Deutschland ist nicht sicherer als andernorts.

„Corona ist keine Kinderkrankheit“ – Eltern in Tel Aviv demonstrieren gegen die Impfung ihrer Kinder Foto: Tsafrir Abayov/ap

D eutschland ist in der aktuellen Coronalage nun leider keine Insel. Aber man könnte den Eindruck gewinnen, wenn das Auswärtige Amt vor Reisen in inzwischen wieder zahlreiche Hochrisikogebiete warnt – seit Sonntag auch vor Reisen nach Israel. Dort rollt die nächste Welle bereits mit vollem Tempo, die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Coronatoten steigt. Und das alles, obwohl Israel doch so viel geimpft hat.

Tatsächlich ist die Impfquote der Israelis zwar geringfügig höher als jene der Deutschen, aber wie in Großbritannien und den USA reicht sie noch lange nicht, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Warum das so ist, weiß man: Die Impfungen schützen nicht vor Infektionen und auch nicht davor, andere anzustecken. Sie schützen vor schweren Erkrankungen. Wären genug Menschen geimpft, würde der Erreger trotzdem nicht ausgerottet.

Aber Corona geriete vom Risiko für Leib und Leben zum Schnupfenkeim, der nur noch sehr wenigen gefährlich werden könnte. Das war und ist das Ziel. Dass es nicht erreicht wird, liegt weder daran, dass die Inzidenz woanders schon höher ist, noch liegt es an Delta oder gar an den viel diskutierten, aber vermeintlichen Schwächen der Impfstoffe.

Es liegt nicht nur in Israel, sondern auch in Deutschland an der fehlenden Bereitschaft vieler Mitmenschen, sich die erste oder zweite Dosis der hochverträglichen, sorgfältig geprüften und wirksamen Vakzine abzuholen, die luxuriöserweise für sie bereitliegen. Kostenlos und schon jetzt niedrigschwellig. Es sei denn, man findet einen Besuch beim Hausarzt unzumutbar.

Es führt deshalb in die Irre, immer neue Hochrisikogebiete auf eine jetzt schon weltumspannende Liste zu setzen, als sei die Lage hier noch sehr viel sicherer als anderswo. Das ist sie nicht. Der Blick ins Ausland lehrt vielmehr, dass Deutschland sein eigenes Hochrisikogebiet ist. So lange zumindest, bis auch die Zögerlichsten sich endlich impfen lassen.

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3 Kommentare

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  • "Die Impfungen schützen nicht vor Infektionen und auch nicht davor, andere anzustecken. Sie schützen vor schweren Erkrankungen. Wären genug Menschen geimpft, würde der Erreger trotzdem nicht ausgerottet."

    "Der Blick ins Ausland lehrt vielmehr, dass Deutschland sein eigenes Hochrisikogebiet ist. So lange zumindest, bis auch die Zögerlichsten sich endlich impfen lassen."

    Widersprechen sich die beiden Aussagen nicht?

  • "Israel und andere Länder als Hochrisikogebiete zu brandmarken..."

    Wörter wie "brandmarken" sind hier völlig fehl am Platz. Es handelt sich um eine Einstufung aufgrund von Tatsachen. Da sich diese Einstufung mit den Fakten auch wieder ändert, ist damit keine Stigmatisierung verbunden.

    "Die Lage in Deutschland ist nicht sicherer als andernorts."



    Die Lage in Deutschland ist sicherer als in Ländern mit prozentual mehr Infizierten. Gleichzeitig ist sie unsicherer als in Ländern mit prozentual weniger Infizierten.



    Regionale Unterschiede und Qualität der medizinischen Versorgung mal außen vor.



    Was ist das denn für ein quergedachtes Statement?

  • 7G
    75880 (Profil gelöscht)

    Klare Regelungen ("Genesene" ernst nehmen, Immunisierung testen und anerkennen) und auch traditionelle Impfstoffe (Totimpfstoffe) zulassen. Geimpfte Menschen auch testen (möglichst auch Clustertests durchführen) keinen Impfdruck erzeugen der oft schon an Nötigung grenzt. Und eben nicht so viel Mist erzählen, das würde manche Kritik am Impfen abmildern und auch Menschen Vertrauen geben. Dieses ausschließlich auf Impfen Insistieren ist fast schon irrational und stärkt eher den Eindruck das big Pharma dahintersteht.