Impfstau in Berlin: Bald wieder mehr Termine
Aktuell sind in Berlin alle Impftermine ausgebucht, Impfpraxen führen wieder lange Wartelisten. Zusätzliche Angebote sollen Ende der Woche kommen.
Doch Hoffnung für alle Impfwilligen naht: Ende dieser Woche sollen die Impfkapazitäten Berlins deutlich hochgefahren werden. „Das Personal dafür wird gerade geschult“, berichtet Karsten Hintzmann, Sprecher des Deutschen Roten Kreuz Berlin (DRK), das die Impfzentren betreibt.
Aktuell können die Impfzentren Tegel und Messe je 3.000 Impfungen pro Tag abarbeiten. Bis Anfang nächster Woche sollen es 4.000 bis 4.500 sein. „Sobald alle Voraussetzungen geschaffen sind, wird es auch wieder Termine im Buchungssystem Doctolib geben“, so Hintzmann. Zusätzlich soll ebenfalls Ende der Woche das kleine Impfangebot im Fridrichshainer Ringcenter (bisher 2 Impfkabinen und 150 Impfdosen pro Tag) auf 16 Kabinen und 1.000 Dosen erhöht werden. Die Impfstelle richtet sich vor allem an Spontanentschlossene, nur 20 Prozent der Impfungen werden hier mit Termin vergeben.
An der Karlshorster Trabrennbahn bereitet das DRK ein ganz neues Angebot vor, das um den 3. Dezember eröffnen und ebenfalls 1.000 verabreichte Impfdosen pro Tag umfassen soll. „Die zwei großen Impfzentren sind vor allem aus dem Westteil der Stadt gut erreichbar, die zusätzlichen Angebote nun auch aus dem Ostteil“, so der DRK-Sprecher.
Genug Impfstoff – nur welcher?
Genug Impfstoff sei jedenfalls diesmal da – anders als im vergangenen Winter und Frühjahr. Die Frage ist nur: welcher. In dieser Woche habe man noch die bestellte Menge Biontech bekommen, heißt es vom DRK. Doch entsprechend der Ankündigung des geschäftsführenden Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) sollen die Biontech-Dosen beschränkt werden, damit mehr der im Frühjahr verfallenden Moderna-Impfdosen aufgebraucht werden. „Es kann sein, dass dann in der nächsten Woche auch Menschen, die einen Termin mit Biontech-Impfstoff gebucht haben, je nach Alter Moderna angeboten wird“, so Hintzmann.
An sich kein Problem, der Moderna-Impfstoff gilt als mindestens genauso gut wie der von Biontech. Nur für Unter-30-Jährige (und Schwangere) wird er nicht empfohlen, weil Herzmuskelentzündungen in dieser Altersgruppe als seltene Nebenwirkungen etwas häufiger sind als beim Biontech-Impfstoff. „Ein wirklich guter Impfstoff“, sagt auch Kreischer vom Hausärzteverband über Moderna. Aber die Diskussionen mit den Patient:innen, die sich auf Biontech versteift haben „können wir in den Praxen gar nicht leisten“. Die geplante Rationierung des Biontech-Impfstoffs sei insofern „eine Katastrophe“. In Kreischers Praxisgemeinschaft kriegen jetzt alle Biontech, die es unbedingt wollen – „aber es dauert halt länger“.
Wie gesagt: Termine gibt es erst wieder für Januar, mit Moderna schon deutlich früher. Ältere und Menschen mit vielen Kontakten werden beim Boostern bevorzugt. Rund 20 Prozent der Impfungen in Kreischers Praxisgemeinschaft seien Erstimpfungen.
Nur noch 2.000 impfende Ärzt:innen
Der Unmut der Hausärzt:innen beschränkt sich im Übrigen nicht nur auf die kurzfristig angekündigte Rationierung des Biontech-Impfstoffs. Schon länger schwelte der Konflikt um die mit 20 Euro pro verabreichter Dosis als zu gering empfundene Vergütung angesichts des vergleichsweise hohen Aufwands beim Umgang mit den Corona-Impfstoffen. „In der ersten Hochphase des Impfens haben rund 3.000 Berliner Ärzte geimpft, jetzt sind es unter 2.000“, so der Vorsitzende des Hasärzteverbands über die Auswirkungen. Seit kurzem würden die Praxen nun aber mit 28 Euro pro Impfung entlohnt. „Vielleicht werden es jetzt wieder etwas mehr impfende Ärzte“, so Kreischer.
Ansonsten bleiben ja noch Impfzentren und Co. Auf der Seite wirhelfenberlin.de listen die Berliner Hilfsorganisationen tagesaktuell alle mobilen Impfangebote von Yaam Berlin bis Kirchengemeinde Alt-Wittenau auf. Außerdem zeigt ein „minutenscharfes“ Ampelsystem, ob sich ein Spontanbesuch im Impfzentrum lohnt. Im Moment sind die Ampeln auf Rot. „Aber ab Freitag lohnt es sich wieder regelmäßig draufzuschauen“, verspricht DRK-Sprecher Karsten Hintzmann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen