Illegal gesprühter Pop-up-Radweg: Future-Großmütter bleiben straffrei
Marlies Jensen und Dorothee Tams wurden wegen dem Sprayen von Radweg-Symbolen von der Stadt Schleswig verklagt. Das Verfahren wurde nun eingestellt.
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Mit ihrer Aktion, die Ende 2020 stattfand, wollten die beiden „Großmütter for Future“ auf die Gefahren des Klimawandels hinweisen und gleichzeitig für mehr Radwege in der Kleinstadt an der Schlei werben. Dazu sprühten sie nachts farbige Markierungen an mehreren Kreuzungen. „Die Farbe war leicht mit Wasser und einem Kinderbesen abwaschbar“, sagt Jensen. Die Stadt sah es anders, schickte die Straßenreinigung und einen Putztrupp, der die Piktogramme wegwischte.
Um die Erstattung dieser Kosten und eben den Eingriff in den Straßenverkehr ging es der Stadt bei ihrer Anzeige. Viel zu ermitteln gab es nicht: Jensen und Tams hatten sich am Morgen nach der Aktion bei der Lokalzeitung gemeldet und berichtet, was sie mit dem selbst gebastelten Pop-up-Radweg bezwecken wollten: Schleswig lande beim ADFC-Fahrrad-Klima-Test regelmäßig auf den hintersten Plätzen.
„Wir wollen den Ausbau sicherer Fahrradwege als Anreiz zur notwendigen Verkehrswende“, sagt Jensen. Sie und ihre Mitstreiterin, eine Stadträtin der Grünen, hätten sich jahrelang dafür eingesetzt. Im vergangenen Sommer haben sie eine „Graswurzel-Bewegung“ unter dem Titel „von uns aus“ gegründet.
Zwar wurde die Aktion über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, doch dann wurde den beiden doch mulmig: Es gab einen Strafbefehl über 50 Tagessätze plus gerichtliche Nebenkosten, durchaus eine harte Strafe für die Rentnerinnen.
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Das Gericht stellte das Verfahren ein. Übrig bleibt die Rechnung der Stadtreinigung über 768,90 Euro: „Die werden wir zahlen, wir wissen, dass es um die Finanzen der Stadt nicht gut bestellt ist“, sagt Jensen. Und sie wollen weitermachen mit Aktionen: „Einmischung ist die einzige Möglichkeit.“
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