Hybrider Krieg: Greenpeace warnt vor Schattenflotte
Putin treibt mit russischer Schattenflotte sein Unwesen auch im Mittelmeer. Italiens Behörden zeigen wenig Aufklärungseifer.
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Über Monate hinweg wertete das Greenpeace-Team Bewegungsdaten Dutzender Tanker aus, überprüfte Schiffs- und Versicherungsregister ebenso wie Entladungsoperationen in Häfen wie auch auf offener See, mit einigermaßen eindeutigem Befund: Vor Italiens Küste kann die russische Schattenflotte, von Behörden nicht groß behelligt, weitgehend ungestört operieren.
Das gilt vorneweg für das Seegebiet vor dem an der ostsizilianischen Küste gelegenen Augusta. Dort gehören Öltanker zum Alltag. Augusta ist mit seinen Raffinerien ein wichtiger Petrochemie-Standort. Nicht zum Alltag gehören jedoch die Dutzenden Tanker, die dort, unmittelbar außerhalb der 12-Meilen-Zone der italienischen Hoheitsgewässer, sogenannte STS-Transfers durchführen, „Ship to Ship“-Öl-Umladungen von einem Tanker auf den anderen, deren Ziel es ist, die russische Herkunft des Öls zu verwischen.
Richtig in Schwung kamen diese Transfers im letzten Jahr aus einem einfachen Grund. Vorher hatten sie vor allem im Lakonischen Golf vor der Südküste des Peloponnes stattgefunden. Doch dann setzte die griechische Marine dem Treiben ein Ende. Die STS-Transfers dienen nur einem Zweck, der Umgehung der Sanktionen gegen Russland per Verschleierung der Herkunft des Öls. Gleich 33 solcher STS-Operationen allein vor Augusta mit 52 identifizierten Schiffen hat Greenpeace für den Zeitraum Januar bis November 2024 festgestellt. Die Umweltorganisation kalkuliert, dass über 5 Millionen Tonnen Öl umgeladen wurden.
Umweltkatastrophen blieben an Italien hängen
Und Greenpeace hat auch die Daten der Schiffe akribisch erhoben. 40 Prozent von ihnen fahren unter Flaggen, die sich auf der schwarzen und der grauen Liste der Flaggenstaaten befinden, auf jenen Listen also, die auf mangelnde Prüf- und Sicherheitsstandards hinweisen. Mehr noch: Auch die vor Italien aktiven Fliegenden Holländer sind in der Regel überaltert und unterversichert – Umweltkatastrophen blieben dort im Zweifelsfall an den italienischen Steuerzahlern hängen.
Hinzu kommen die Sicherheitsrisiken. Der Tanker „Eagle S“ etwa war im Februar 2024 beteiligt an einem STS-Transfer vor Augusta. Im Sommer 2024 wurde an Bord des Schiffs Spionageausrüstung gefunden, „offensichtlich russischen und türkischen Ursprungs“, wie Greenpeace festhält. Im Dezember wurde die „Eagle S“ von den finnischen Behörden beschlagnahmt, weil sie unter dem Verdacht steht, an der Sabotage des Hochspannungskabels EstLink2 beteiligt gewesen zu sein. Am Sonntag durfte der verdächtige Tanker dann Finnland wieder verlassen, nachdem die technischen Untersuchungen abgeschlossen waren.
Behörden schauen bloß weg
Greenpeace weist darauf hin, dass dieser Tanker vom 14. Januar bis zum 13. Februar 2024 ohne Ladung an Bord auch vor Augusta kreuzte, einem auch für Spionage interessanten Ort. Dort befindet sich ein Marinearsenal, während auf dem Meeresgrund sechs Telekommunikationskabel verlaufen.
Die italienischen Behörden schauen bloß weg – zum Beispiel auch bei mindestens viermal erfolgten Entladeaktionen im Hafen von Ravenna, an denen von den Sanktionen betroffene Tanker beteiligt waren. Nach geltendem Recht hätten diese Entladungen unterbunden werden müssen. Die Behörden lassen daneben auch italienische Unternehmen gewähren, die mit Dienstleistungen für die Schattenflotte aktiv sind.
Kein Versicherungsschutz
Vorneweg: die Schiffsregistrierungsgesellschaft Rina, ein privates Unternehmen, in dessen Verwaltungsrat jedoch auch Vertreter des italienischen Verkehrsministeriums sitzen. Bei Rina zertifiziert ist zum Beispiel der Tanker „MARTA 1“, ein 18 Jahre altes Schiff, das ohne hinreichenden Versicherungsschutz unter panamaischer Flagge fährt. Das Schiff fuhr im letzten Jahr nie einen Hafen an, sondern lag vor Malta und nahm dort regelmäßig Umladeaktionen der russischen Schattenflotte vor, unter anderem auch 26 solcher Aktionen vor Augusta.
Italiens Behörden zeigen keinerlei Aufklärungseifer, wenn es um Erdölschmuggel mit Libyen geht, der wiederum dazu dient, russisches Öl über den südlichen Umweg nach Europa zu importieren.
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