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Hurrikan verwüstet KaribkinselKlimawandel treibt Wirbelsturm an

Hurrikan „Beryl“ hat auf Union Island 90 Prozent der Häuser beschädigt. Noch nie wurde ein Hurrikan der Stärke 5 so früh registriert.

Der Hurrikan Beryl über der Karibik Foto: Matthew Dominick/NASA/Handout via REUTERS

Kingston/Berlin ap/taz | Der Hurrikan „Beryl“ ist über die östliche Karibik hinweggefegt und hat eine Spur der Verwüstung im Touristenparadies hinterlassen. Auf Union Island, der südlichsten Insel von St. Vincent und den Grenadinen, seien 90 Prozent der Häuser schwer beschädigt oder zerstört worden, sagte Ministerpräsident Ralph Gonsalves am Dienstag. Er bestätigte einen Todesfall, weitere könnten in den kommenden Tagen folgen. Auf der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou kam den örtlichen Behörden zufolge eine weitere Person ums Leben. Nun bewegt sich der tropische Wirbelsturm auf Jamaika zu.

In einem Videobericht des Journalisten Jonathan Petramala von der Insel Carriacou sind zahlreiche vollkommen zerstörte Häuser zu sehen. „Alles ist weg“, erzählt eine Frau. „Wir brauchen Hilfe“, sagt ein Mann.

Nach Angaben der US-Behörde National Hurricane Center (NHC) tobt „Beryl“ derzeit etwa 893 Kilometer von der jamaikanischen Hauptstadt Kingston entfernt, mit maximalen Windgeschwindigkeiten von 257 Kilometern pro Stunde. „‚Beryl‘ wird voraussichtlich ein mächtiger Hurrikan bleiben, wenn er im Laufe der Woche über das Karibische Meer zieht“, teilte das NHC am Dienstag mit. Er soll Jamaika am Mittwoch erreichen. Dort gelte eine Hurrikanwarnung.

Klimawandel heizt Stürme an

„Beryl“ ist der erste Hurrikan in diesem Jahr und zugleich der früheste, der die stärkste Kategorie 5 erreicht hat. Er erreichte diese bisher höchste Kategorie zwei Wochen früher als jeder bisherige Hurrikan im Atlantik.

Experten machen dafür die Kombination aus rekordverdächtigen Meerestemperaturen, Klimawandel und zyklischen Wettermustern verantwortlich.

Maßgeblich für ihre zerstörerische Kraft sei die Temperatur des Meerwassers – denn die Wärme des Wassers ist ihre Energiequelle, erklärte Stefan Rahmstorf, Klima- und Meeresforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, in einem Beitrag auf Spiegel Online. Weltweit liegt die Oberflächentemperatur der Weltmeere schon seit über einem Jahr auf Rekordniveau.

Es sei mittlerweile gängige Meinung unter Experten, dass die Intensität der Tropenstürme seit Anfang der 80er Jahre zugenommen habe, schreibt Rahmstorf weiter. Zudem kämen die Stürme heute langsamer voran. Dadurch fällt an den betroffenen Orten mehr und länger Starkregen, was zu heftigen Zerstörungen führt.

Die enorme Stärke der jüngsten Tropenstürme hat unter Experten die Diskussion entfacht, ob eine weitere, höhere Stufe 6 zu ihrer Klassifizierung eingeführt werden soll, berichtet der Guardian.

Anm. der Redaktion: In der ursprünglichen Version dieses Textes hieß es, der Hurrikan Beryl sei gut zwei Wochen früher als alle anderen Hurrikans in dieser Region zuvor gekommen. Das war falsch. Beryl erreichte aber zwei Wochen früher als alle bisherigen Hurrikane der Region die Kategorie 5.

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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Um das Klima zu retten, müsste man die weltweite Anbetung des Götzens des Wirtschaftswachstums enden.



    Wir werfen aber lieber die zukünftigen Generationen als Opfer ins Feuer des modernen Molochs..



    "Die Geister, die ich rief, die werde ich nicht los",.und sie fangen an, uns zu verzehren.

  • Wie die Entwicklung der Tropischen Wirbelstürme in den letzten Jahren und Jahrzehnten aussieht wird hier vom Klimaforscher Rasmus Benestad dargestellt:

    www.realclimate.or...cal-cyclone-count/

  • Es gibt wohl keinen Zweifel am Klimawandel. Aber dieser Satz zerstört es in Teilen wieder:



    "Es sei mittlerweile gängige Meinung unter Experten, dass die Intensität der Tropenstürme seit Anfang der 80er Jahre zugenommen habe"

    Also entweder man hat eine "gängige Meinung" oder man kann es mit Zahlen unterfüttern. Aber eine Meinung wird nicht besser auch wenn sie gängig ist.

  • Hoffentlich wurde durch Baerbocks 184 Kilometer Kurzstreckenflug vom EM-Spiel in Frankfurt nach Luxemburg nicht der Kipppunkt ausgelöst!

    • @Carl W:

      Wenn es dieser Flug nicht war, dann der Umzug von Jana Azizi nach Malle und das folgende dauernde Hin und Her.