Hungerstreik fürs Klima: „Was kann ich noch machen?“
Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick tritt in den Hungerstreik. Er fordert damit von Bundeskanzler Scholz eine Regierungserklärung zur Klimakrise.
Dafür hat Metzeler-Kick am Donnerstag einen Brief an Scholz am Kanzleramt einem Mitarbeiter der Poststelle übergeben. Darin zitiert er den UN-Weltklimarat. Der CO2-Gehalt in der Luft sei mit 0,42 Promille zu hoch. Der Klimarat zeige einen Weg auf, dass bis zum Jahre 2150 der Wert auf 0,35 Promille gesenkt werden müsse, damit die Menschheit die besten Überlebenschancen hätte.
Es würde über den CO2-Ausstoß gesprochen, dabei jedoch vergessen, dass bereits zu viel Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre sei. Das CO2 müsse aus der Atmosphäre gesaugt werden, so Metzeler-Kick. Der ehemalige Ingenieur war durch den Hungerstreik der Aktivist:innen der Vorgängerorganisation von der „Letzten Generation“ im Jahr 2021 auf diese Protestform aufmerksam geworden. Damals habe er sich entschlossen, sich den Aktivist:innen anzuschließen: „Mit denen kann man was anstellen“, sagt Metzeler-Kick.
Durch seine Aktionen mit der „Letzten Generation“ landete er 2022 in der bayrischen Präventivhaft. Dort sei er bereits für 18 Tage in den Hungerstreik getreten. Doch der Hungerstreik seit Donnerstag sei „nochmal eine ganz andere Nummer“, so Metzeler-Kick. Es sei ein „moderner Hungerstreik“. Er habe vor, jeden Tag 250 Milliliter Saft zu trinken und Vitamine zu sich zu nehmen. Damit hofft er, bis zu 300 Tage aushalten zu können.
Bis zur Eskalation
„Ich behalte mir vor, den [Hungerstreik] zu eskalieren“, sagt der Aktivist. Das bedeute konkret, den Saft wegzulassen. Der Höhepunkt seines Protestes könnte etwa zur Zeit der Europawahl am 9. Juni sein. Scholz solle die Regierungserklärung seiner Meinung nach aber schneller Abgeben.
Die Kampagne „Hungern bis ihr ehrlich seid“ sei ein unabhängiges Aktionsbündnis und kein Teil der „Letzten Generation“, betont Metzeler-Kick. Sie würde nur für die Dauer des Hungerstreikes bestehen. Eine weitere Person würde sich ihm in den kommenden Tagen noch anschließen. Es bestehe jedoch kein Gruppenzwang: „Das muss das Individuum entscheiden.“ Der Hungerstreik werde medizinisch begleitet. Im Vorhinein sei ein Blutbild gemacht worden, welches regelmäßig mit aktuellen Werten verglichen wird.
Auf die Frage, warum er diesen drastischen Schritt gewählt hat, antwortet Metzeler-Kick: „was habe ich an friedlichen Mitteln noch nicht probiert? Was kann ich noch machen?“ Er wolle seinen Gewichtsverlauf regelmäßig veröffentlichen. Ab dem 25. März soll der Hungerstreik im Berliner Spreebogenpark – an der gleichen Stelle 2021 – in der Öffentlichkeit stattfinden. Ein früherer Zeitpunkt wurde nicht genehmigt.
In seinem Brief weist Metzeler-Kick Scholz darauf hin, dass er bei seinem Amtsantritt 2021 geschworen hätte, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden: „Die Klimakatastrophe ist eine existenzielle Gefahr für die Menschen in Deutschland und in aller Welt.“ Das Bundeskanzleramt wollte sich am Donnerstag zu dem Brief nicht äußern.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links