Hungersnot in Ostafrika: "China ist nicht schuld"
Landkäufe sind nicht generell das Problem, aber sie müssen transparenter werden, sagt der Afrika-Beauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke.
taz: Herr Nooke, Sie waren damit zitiert worden, dass China wegen seiner Landkäufe schuld sei am Hunger in Afrika. Dann sind Sie öffentlich zurückgerudert. Haben die Chinesen Druck auf Sie ausgeübt?
Günter Nooke: Überhaupt nicht. Bei mir hat sich von chinesischer Seite niemand beschwert. Ich habe selbst einen Brief an den chinesischen Botschafter geschrieben und mich für die falsche Berichterstattung entschuldigt.
Was war denn falsch?
Ich habe zu keinem Zeitpunkt China für die Hungersnot am Horn von Afrika verantwortlich gemacht. Generell sind nicht Landverkäufe das Problem, sondern was mit dem Land gemacht wird. Die Hungersnot hat viele Ursachen, auch die afrikanischen Regierungen tragen Verantwortung.
Und die Landkäufe der Chinesen tragen nicht zur Verschärfung bei?
Neue Untersuchungen zeigen, dass China in Äthiopien wohl nur 25.000 Hektar gekauft hat und damit nicht zu den großen Landkäufern gehört. Und Landkäufe sind auch nicht per se schlecht. Problematisch wird es erst, wenn durch den Anbau von landwirtschaftlichen Produkten, etwa für Biosprit für den Export, Menschen ihre Hütten und Felder aufgeben müssen und nicht mehr genug zu essen haben.
52, ist Afrika-Beauftragter der Kanzlerin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Er kam vom ostdeutschen Bündnis 90 zur CDU.
Aber das geschieht häufig.
Bei dem verkauften Land handelt es sich meist um ungenutzte Flächen. Zudem hat die äthiopische Regierung vor allem an internationale Investoren wie Fonds verkauft - also auch an Europäer.
Dennoch: Den Chinesen wird nachgesagt, dass sie mit Investitionen in Rohstoffabbau die Menschen in Afrika ausbeuten. Ist da nichts dran?
Bei den mineralischen und Energierohstoffen sind chinesische Firmen in der Tat sehr aktiv in Afrika. Aber auch hier gibt es positive Seiten des chinesischen Engagements. Wir können einem Land wie China auch nicht vorwerfen, dass es strategische Außenpolitik und Rohstoffsicherung betreibt. Das wollen die Europäer auch, aber sie sind weniger erfolgreich. Wenn wir China seine Erfolge vorwerfen, wirkt das eher infantil.
Die Schattenseiten sollen also verschwiegen werden?
Nein. Ich kämpfe darum, dass Verträge über Rohstoffe und Landverkäufe in Afrika insgesamt transparenter werden. Diese Forderung geht aber nicht nur an China, sondern an alle Lizenznehmer und die afrikanischen Regierungen.
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