Hund in süßer Soße: Trump, Haustiere und warum Nordkorea schuld ist
Das Essen wurde auf den Tisch gestellt und alle aßen es brav. Einmal sagte die Reiseleitung später: Das war übrigens Hundefleisch.
M an muss übrigens keine Prophetin sein, um Folgendes vorauszusehen: Sollte Trump die Präsidentschaftswahl im November gewinnen, wird man künftig bei der Einreise in die USA wohl per Lügendetektor beweisen müssen, keine Hunde und Katzen zu essen oder jemals gegessen zu haben. Denn wer weiß schon, ob nur die lateinamerikanischen Migrant:innen Haustiere von US-Amerikaner:innen essen?
Die Frage ist durchaus berechtigt. Ich zum Beispiel habe schon mal Hundefleisch gegessen. Yes, Mr. Trump, it’s true, I ate dog meat. Es geschah im Schurkenstaat Nordkorea. Das war 1983, ich lebte in der DDR und habe die Reise ins damals befreundete Land geschenkt bekommen. Nein, nicht finanziell, der Trip, von dem ich damals glaubte, er würde der einzige nach Asien in meinem Leben bleiben, kostete mich zwei ganze Monatsgehälter. Aber der Platz in der Jugend-Reisegruppe wurde kurzfristig frei – und ich griff zu.
Das erste Mal in meinem Leben probierte ich Glasnudeln, Seetang, Meeresfrüchte. Für gewöhnlich wurde uns ein Gericht hingestellt und wir aßen es brav. An einem Tag gab es Kartoffel und Fleischstückchen in einer süßen Soße. Beim Nachtisch hieß es von der nordkoreanischen Reiseleitung: „Das war übrigens Hund.“ Die ganze Gruppe war schwer begeistert. Ob die Fleischstücke vorher ein Haustier waren, wurde uns nicht gesagt.
Auch Schlange, Krokodil und Heuschrecken
So ein Erlebnis senkt lebenslang die Hemmschwellen. Später habe ich in Laos mal Schlange gegessen. Ganz freiwillig. Was soll ich sagen? Schmeckt ein bisschen wie Huhn. So wie Krokodil, das ich auch schon gekostet habe. Immerhin sind Krokodile keine Haustiere. Aber es gibt Leute – mitten in Berlin! –, die halten sich Schlangen zu Hause. Und haben Heuschrecken als Haustiere. Auch Heuschrecken habe ich in Asien schon gegessen. Und Würmer, Grillen, Maden und einen Skorpion. Nordkorea ist schuld.
Auf jeden Fall würde ich Menschen aus dem asiatischen Raum, die demnächst die USA besuchen, raten, im Flugzeug nicht nach Hundegulasch zu fragen und sich absolut unauffällig zu verhalten, sonst gefährden sie womöglich ihre Einreise.
In dieser Hinsicht kann ich persönlich locker bleiben. Ich habe schon in diesem Frühsommer zwei Monatsgehälter in New York verballert. Und Bagels gegessen. Ohne Hund.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau