Homosexuelle in Polen: Zufluchtsort für Homophobie-Opfer
Polen plant Notunterkünfte für verfolgte Homosexuelle. Auch eine konservative Stiftung beteiligt sich an der Finanzierung des Projektes.
WARSCHAU taz | Geheim soll der Ort sein, geschützt von Bodyguards und Überwachungskameras: In Polens Hauptstadt Warschau soll die erste Notunterkunft für Gewaltopfer unter Lesben und Schwulen sowie Transsexuellen entstehen. Schon heute bieten die LGBT-Stiftungen Lambda und Trans-Fuzja rechtliche und psychologische Hilfe an. Doch immer wieder zeigte sich, dass Gewaltopfern aus lesbischen oder schwulen Beziehungen die Aufnahme in Frauenhäusern oder Obdachlosenasylen verweigert wurde.
Insgesamt zwölf Personen sollen in dem anzumietenden Haus oder den Wohnungen für drei Monate Schutz finden. Die konservative Stefan-Batory-Stiftung unterstützt das Hilfsprojekt mit umgerechnet knapp 100.000 Euro. Die LGBT-Stiftungen Lambda und Trans-Fuzja haben zusammen rund 11.000 Euro an steuerabzugsfähigen Spenden sammeln können. „Ohne den Zuschuss wären wir kaum in den Lage, unser Hilfsprojekt auch in die Tat umzusetzen“, erklärt die Lambda-Sprecherin Yga Kostrzewa. „Jetzt können wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Haus oder auch nach Wohnungen machen. Das Geld sollte für anderthalb Jahre reichen.“
Noch gebe es keinen genauen Termin für die Einweihung der Notunterkunft, so Kostrzewa. Denn nach der Anmietung eines geeigneten Objekts müsse dieses nicht nur renoviert und auf die Bedürfnisse der Gewaltopfer zugeschnitten werden, sondern es seien auch eine ganze Reihe formal-rechtlicher Fragen zu klären und Genehmigungen einzuholen. „Anfang nächsten Jahres möchten wir jedoch mit allem fertig sein.“
Der genaue Ort solle geheim bleiben, um die Opfer vor ihren Peinigern zu schützen und ihnen ein größtmögliches Maß an Sicherheit und Ruhe zu gewährleisten. Umfragen zufolge halten knapp 40 Prozent der Polen Homosexualität für eine Krankheit. Zudem fordern immer häufiger radikal eingestellte Publizisten, Politiker und Priester das möglichst vollständige Verschwinden von Schwulen und Lesben aus dem öffentlichen Leben Polens.
Regenbogen als „Homo-Provokation“
Dies betrifft sogar Kunstinstallationen wie den neun Meter hohen Regenbogen aus bunten Papierblumen im Zentrum Warschaus. Siebenmal schon seit 2012 haben ihn homophobe Fanatiker abgefackelt. Dass die Künstlerin Julita Wojcik ihre Installation vor allem als farbenfrohe Himmelserscheinung sieht, die schon immer als Symbol des Bundes mit Gott, als Friedens- und Hoffnungszeichen interpretiert wurde und einfach „unglaublich schön“ sei, interessiert die Täter nicht. Sie interpretieren den Regenbogen als „Homo-Provokation“, die sie auf keinen Fall dulden würden.
Die nationalrechten Oppositionsparteien im Stadtrat von Warschau machten sich die Meinung des Straßenmobs zu eigen und kündigten bereits an, dass der Regenbogen endgültig aus dem Stadtbild Warschaus verschwinden werde, sollten sie die Kommunalwahlen im Herbst gewinnen.
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