Homophobie gegen Gareth Thomas: Übergriff auf schwule Rugby-Legende
Der Ex-Rugbyspieler Gareth Thomas wurde schwulenfeindlich attackiert. Die Reaktionen zeigen aber: Die Unterstützer sind in der Überzahl.
Im Jahr 2009 hatte Thomas als erster aktiver Rugby-Profi öffentlich über seine Homosexualität gesprochen und dafür viel positiven Zuspruch erhalten. Im taz-Interview erklärte Thomas: „Rugbyfans sind tendenziell vielleicht ehrlicher. Ich glaube, die Spiele sind so ereignisreich, dass die Fans wirklich nur an das Spiel denken – da ist kein Platz für andere Dinge.“
Nach dem Ende seiner Karriere 2011 setzte sich Gareth Thomas verstärkt für LGBT-Rechte ein, arbeitete für Jugendberatungsstellen und thematisierte letztes Jahr in der BBC-Dokumentation „Gareth Thomas v Homophobia: Hate in the Beautiful Game“ Homophobie im Profisport.
Dieses Engagement mag dazu beigetragen haben, dass Thomas nach dem jetzigen Angriff in Cardiff auf ein gängiges Strafverfahren verzichtete. Sein Video solle niemanden anprangern, sondern vielmehr eine positive Botschaft sein. Er plädiert für eine Art Wiedergutmachung mit dem jugendlichen Täter. Diese Alternative zum traditionellen Strafverfahren ermöglicht einen von Mediatoren begleiteten Dialog zwischen Opfer und Täter*innen. So wird der Fokus eher auf eine öffentliche Thematisierung des Verbrechens gelegt. Dies könne so einen größeren Lerneffekt für den Täter erzielen, begründet Thomas seine Entscheidung.
Wie die Polizei von South Wales nun mitteilte, entschuldigte sich der 16-jährige Täter mittlerweile bei Thomas. Auch die große Masse an bestärkenden und mitfühlenden Kommentaren in den Sozialen Medien zeigt, dass der Profisport bzw. dessen Anhänger beim Umgang mit Homophobie Fortschritte gemacht haben. Dies kann als Einlösung der im Video geäußerten Hoffnung von Gareth Thomas gedeutet werden: „Es gibt viele Menschen da draußen, die uns verletzen wollen, aber bedauerlich für sie ist, dass es viel mehr Menschen gibt, die uns helfen wollen. Deshalb hoffe ich, dass dies eine positive Botschaft ist.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers