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Homöopathie in FrankreichGlobuli sind keine Kassenleistung

Weil sie wissenschaftlich unwirksam seien, sollen französische Kassen homöopathische Medikamente nicht mehr zahlen. Da horchen in Deutschland manche auf.

Lecker sind sie ja: homöopathische Globuli Foto: dpa

Paris dpa | Homöopathische Arzneimittel müssen in Frankreich künftig aus eigener Tasche bezahlt werden. Von 2021 an sollen die Medikamente nicht mehr von der Krankenkasse erstattet werden. Die homöopathischen Arzneien seien wissenschaftlich gesehen nicht ausreichend wirksam, erklärte das französische Gesundheitsministerium in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung.

Aus Sicht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sollten die Krankenkassen auch in Deutschland Patienten keine homöopathischen Leistungen finanzieren. „Es gibt keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit homöopathischer Verfahren“, sagte KBV-Vorsitzender Andreas Gassen der Rheinischen Post von Donnerstag. „Wer homöopathische Mittel haben möchte, soll sie auch bekommen, aber bitte nicht auf Kosten der Solidargemeinschaft.“

In Frankreich soll der von Krankenkassen erstattete Anteil bei Homöpathie ab Januar 2020 von 30 auf 15 Prozent sinken. So solle den Patienten, verschreibenden Ärzten und der betroffenen Industrie Zeit zur Anpassung gegeben werden, erklärte das Ministerium.

Vorangegangen war eine Einschätzung der Obersten Gesundheitsbehörde (HAS) in Paris, die mit der Prüfung der homöopathischen Mittel beauftragt war. Die HAS hatte nach eigenen Angaben neun Monate lang fast 1200 homöopathische Arzneimittel untersucht und mehr als 1000 wissenschaftliche Publikationen analysiert.

Hohe Nachfrage für Homöopathie in Deutschland

Am Ende kam die Behörde zu dem Ergebnis, dass eine Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden kann. Die HAS betonte außerdem, dass die Anwendung der Homöopathie bei schwerwiegenden fortschreitenden Krankheiten die medizinisch notwendige Behandlung nicht verzögern darf.

In Deutschland wird immer wieder über die Homöopathie gestritten und darüber, ob die Allgemeinheit die Kosten für eine solche Behandlung tragen muss. Hierzulande ist Homöopathie zwar kein Bestandteil des gesetzlichen Leistungskatalogs der Krankenkassen. Allerdings erstatten viele Kassen ihren Versicherten die Behandlungskosten, weil es eine entsprechende Nachfrage gibt.

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18 Kommentare

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  • @Zwieblinger



    "Der Rest Ihrer Antwort ist reiner Whataboutism. Was hat die Geldvernichtung bei der Gorch Fock oder bei S21 oder BER mit der medizinischen Wirksamkeit von Milchzuckerkügelchen zu tun?"



    "Und wieso sollen die – unbestrittenen – Fehler, die richtige Mediziner immer wieder machen, irgendwie beweisen, dass der Hokuspokus der Homöopathen kein Betrug ist?"







    Zitat Zwieblinger:



    "Aber wenn sie nicht dafür zahlen, wechseln einige Versicherte zu den Kassen, die dafür zahlen. Deshalb finde ich zB. keine Kasse, die meine Beiträge nicht für diesen Schwachsinn verplempert."



    Sie haben Ihre Fragen selbst beantwortet: es geht (wie immer) ums Geld, um Geldverschwendung, um "Verschwendung" von Menschenleben.



    Und "Whataboutism": geschenkt – ein m. E. ober-blödes Totschlagargument.



    Meine Aufzählungen könnte frauman auch als Hinweis verstehen, wirklich wichtige Dinge ins Auge zu fassen.



    Es hängt doch alles mit allem zusammen, gerade und besonders im Kapitalismus.



    Und doch noch ein Satz grundsätzlicher Natur zur Homöopathie.



    Es gibt so viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir (uns) nicht erklären können – und trotzdem sind sie da und trotzdem wissen wir darum. Da ist die Homöopathie dann doch ein vergleichsweise kleines Übel bei der sonstigen Geld- und Ressourcenverschwendung.



    Der Beweis dafür, dass die Sonne morgen wieder aufgeht, ist auch immer noch nicht erbracht (funktioniert auch nicht). Macht uns aber auch keine allzu großen Sorgen, oder… daran kann frauman m. E. auch sehr gut sehen, wie "gut" und tauglich Beweise angeblich sind…



    Beweis:



    de.wikipedia.org/wiki/Beweis



    Ich bleib' dabei: Einfach mal durchatmen.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Das Wort Wissenschaft hat das Wort Gott abgelöst.

  • Aufgemerkt, in Frankreich geht es um Abschaffung des bisherigen Rechts auf Bezuschussung von Homöopathie Mitteln durch Krankenkassen, bei uns geht es um Ruf nach Abschaffung der Freiwilligkeit.

    Instrumentalisieren SPD Gesundheitssprecher Karl Lauterbach u. a. mit Ruf nach Verbot freiwilliger Bezahlung Homöopathie Mittel durch Krankenkassen ohne deren Mitglieder zu befragen als Aufbruch in einen Systemwechsel im Gesundheitswesen?, wenn ja, durch einen Angriff auf die Krankenkassen Selbstverwaltung, Recht auf freie Vertragsgestaltung?

    Sind der Schulmedizin als staatsnahes Super Geschäftsmodell medizinisch- psychiatrisch- administrativen Komplex unseres Jahrhunderts bei Ausplünderung der Sozialkassen globaler Gemeinwesen, Ressourcen die Kritiker abhanden gekommen? Ja!, weil nicht einmal mehr die Komplementärmedizin auf alternativer Ebene u. a. im Bereich Homöopathie, Nahrungsergänzungsmittel Kritik zu üben wagt?

    Homöopathie als Nahrungsergänzungsmittel einzustufen ist keine Lösung, weil die dann steuerlich gefördert steuerlich absetzbar sind Kritik allein an Homöopathie wenn es um notwendige Kritik an Medikamenten Zulassungspraxis geht, nehme ich als Feigheit vor Freunden

    Was jetzt einmal mehr auf Twitter in Echokammern radikalisiert hochemotionalisiert abgeht, ist nicht das, was ich an Differenziertheit, Gelassenheit im Umgang mit dem Thema Homöopathie Pro & Contra im taz Artikel "Das weiße Nichts" von Bernd Kramer mitgenommen habe.

    www.taz.de/Kontrov...eopathie/!5574123/

    www.youtube.com/wa...k&feature=youtu.be

  • Im Text heisst es "weil sie wissenschaftlich unwirksam seien ...". Diese Formulierung suggeriert dass es mehr als eine Art der Wirksamkeit gibt. Dem ist nicht so: ein Medikament ist entweder wirksam oder unwirksam. Die Methode die Wirksamkeit oder eben deren Abwesenheit nachzuweisen, ist eine wissenschaftliche Studie. Diese wurden durchgeführt (methodisch sauber und unabhängig beispielsweise [1]) mit dem klaren Ergebnis: unwirksam. Dementsprechend sollte die Formulierung heissen: "weil sie nachgewiesenermaßen unwirksam sind".

    Eine ähnliche Verwässerung findet sich auch in einigen Leserkommentaren: beispielsweise "solange eine Wirksamkeit nicht nachgewiesen wurde...". Die Formulierung "solange..." suggeriert, dass für die Zukunft andere Ergebnisse zu erwarten sind. Dass eine Wiederholung identischer Experimente plötzlich neue Ergebnisse bringt kann manchmal eine sinnvolle Annahme sein, beispielsweise bei Ergebnissem am Rande statistischer Signifikanz, oder bei Studien mit methodischen Mängeln, oder zu begrenztem Scope. Das Thema wurde aber vorwärtes und rückwärts untersucht, es gibt keinerlei Grund zur Annahme, dass neue Studien auf einmal andere Ergebnisse bringen.

    [1] Robert T. Mathie (2016) Systematic Reviews 6(63).

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Wie nennt man Alternative bzw. Homöopathische Medizin mit einem Wirkungsnachweis?

    Medizin.

    Diese Bezuschussung für Quacksalberei und Absurde Alchemie, die nichts mit Wissenschaft zu tun hat, sollten sich die Krankenkassen sparen (also bis auf die bloße Herstellung der Zuckerkügelchen..Placebos sollte man schon übernehmen ;-) ). Dafür müssen die Gesetze geändert werden. Ich empfehle das aktuelle Video von MaiLab zu dem Thema.

  • „Weil sie wissenschaftlich unwirksam seien …“

    Falsch. Es muss heißen: „Weil sie wissenschaftlich unwirksam sind …“

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Zwieblinger:

      Was ist der Unterschied zwischen unwirksam und wissenschaftlich unwirksam?

  • Wenn Globuli einen Heilungserfolg durch Placebo-Effekt erzielen – und das ganz ohne Nebenwirkungen – dann finde ich das toll und SEHR kostengünstig.



    Nachgewiesene Wirksamkeit hin oder her. Globuli helfen offensichtlich ziemlich oft ziemlich gut.

    • @Frau Kirschgrün:

      @Zwieblinger, @KaosKate



      M. W. werden in D die Globuli sowieso nicht von der Kasse bezahlt – also mal durchatmen.



      M. E. hat jeder Mensch, der behauptet, es gäbe keinen Placeboeffekt, keine Ahnung von Heilen und Gesunden, ganz besonders in der heutigen kapitalistischen Zeit. Es gilt auch die Prozesse, die da ablaufen in Betracht zu ziehen, der erfahrene Halt, die erfahrene Akzeptanz als Mensch, und vieles mehr … … auch wenn sich dieser Mensch das alles selbst "suchen" und anwenden muss.



      Den Zeitaufwand des Homöopathen kann sich jeder Mensch selbst schenken, und auch da und dann wirkt der Placeboeffekt.



      Zu den Kosten: wäre alles so durchgerechnet wie die Gesundheitskosten der normalen Bürger, an denen ja aus Gründen der Gewinnmaximierung immer weiter gespart werden "muss", dann gäbe es keine Gorchfock-Kostenexplosion, keine Millionen-Beraterverträge für Verwandte, keine Dieselaffäre, keine Agrarindustrie, keine Qualzucht, keine Braunkohleverstromung, keine Klimazerstörung, keine kein keine kein … … …



      Das mit den Kosten ist immer sehr relativ. Auch hier gilt: "Cui bono?"



      "Die" Schulmedizin verabreicht zu viele, zu gleiche und oft in Bereichen paralell wirkende Medikamente, ohne sich über die hochkomplexen Wechselwirkungen im Klaren zu sein – dagegen lohnte es sich zu meckern… daran sterben nämlich nicht wenige Menschen wirklich, DAS "schaffen" Globuli nicht.

      • @Frau Kirschgrün:

        Liebe Frau Kirschgrün,

        erstens zahlen die meisten Kassen für Homöopathie, obwohl sie wissen, dass das Zeug nicht hilft. Aber wenn sie nicht dafür zahlen, wechseln einige Versicherte zu den Kassen, die dafür zahlen. Deshalb finde ich zB. keine Kasse, die meine Beiträge nicht für diesen Schwachsinn verplempert.



        Zweitens bestreitet niemand, der bei Sinnen ist, den Placeboeffekt – bis auf die Homöopathen. Die behaupten ja ausdrücklich, dass ihre Zuckerkügelchen aufgrund der von Herrn Hahnemann postulierten Erkenntnisse wirken würden. Vom Placeboeffekt ist dabei keine Rede.



        Der Rest Ihrer Antwort ist reiner Whataboutism. Was hat die Geldvernichtung bei der Gorch Fock oder bei S21 oder BER mit der medizinischen Wirksamkeit von Milchzuckerkügelchen zu tun?



        Und wieso sollen die – unbestrittenen – Fehler, die richtige Mediziner immer wieder machen, irgendwie beweisen, dass der Hokuspokus der Homöopathen kein Betrug ist?

    • @Frau Kirschgrün:

      Placebos sind aber i.d.R. billiger als Globuli. Außerdem haben Globuli natürlich Nebenwirkungen, sogar ohne dass man sie einnehmen muss: Jeder naturwissenschaftlich denkende Mensch bekommt nämlich schlimmes Kopfweh und Übelkeit durch die „Erklärungen“ der Homöopathiegläubigen, auf welchen esoterischen Wegen das Zeug angeblich wirken soll.

      Das, was da hilft, sind der Placeboeffekt und die Selbstheilungskräfte des Körpers. Diese beiden Wirkmechanismen werden allerdings unterstützt durch die Zeit und Aufmerksamkeit, die der homöopathische Arzt seinen Patienten widmen darf. Wenn stattdessen die richtigen Ärzte so viel Beratungszeit aufwenden dürften (d.h. bezahlt bekämen!), dann wäre allen Beteiligten weit besser geholfen.

    • @Frau Kirschgrün:

      Bilden Sie sich einfach ein, dass Gummibären heilende Kräfte haben und Sie kommen zum selben Ergebnis wie mit teuren Globulis.



      Ich mache das auch schon, und fordere daher, dass meine Krankenkasse mir die Gummibären zahlt.... "nachgewiesene Wirksamkeit hin oder her".

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Wenn man nun auch noch für die Globulifreunde die Beiträge senkt, um die Globulifeinde nicht querzusubventionieren...

  • Vive la France!

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Die Kassen etstatten bisher homöopathische Therapien nur bei Nichthomöopathen.

  • Wir reden über Peanuts:



    Insgesamt zahlen in D die Krankenkassen 42 MRD Euro für Medikamente im Jahr. Davon nur 96 Mio.(!) Euro für Homöopathie.

    www.zeit.de/wirtsc...wettbewerb/seite-2

    Diese Baustelle unseres Gesundheitssystems ist für das Allgemeinwohl und Sparpotential ungleich wichtiger:



    Aktuelle Studie des BMJ stellt fest:



    "Für mehr als 50% der neuen Medikamente, die in das deutsche Gesundheitssystem gelangen, wurde kein Zusatznutzen nachgewiesen."

    www.bmj.com/conten...zuLR5eSW8yOvCOLN7Y

    Die Kampagne gegen Globuli ist in diesem Zusammenhang schlichtweg unlogisch und scheint v.a. ideologisch motiviert.

    • @Tigerlilie:

      Sie haben offensichtlich nicht begriffen, was Sie da zitieren.



      „Kein Zusatznutzen“ ist nicht dasselbe wie „keine Wirksamkeit“. Das Zeug wurde getestet und es hilft; nur eben nicht besser als andere schon länger verfügbare Medikamente.



      Bei der Frage nach dem Zusatznutzen geht es vor allem um die Preise, die die Krankenkassen für das neue Medikament bezahlen. Ich zitiere aus Ihrer Quelle:



      „The conclusions on added benefit are used to inform pricing negotiations between the umbrella organisation of statutory health insurance and the drug company. Even if the G-BA concludes that a new drug has no added benefit, the drug is permitted to stay on the market. However, in general, a new drug with no added benefit should not cost more than standard care.“

    • @Tigerlilie:

      In meiner Welt sind 96 Mio. Euro überhaupt keine Peanuts. Es hilft auch nichts, auf Medikamente zu verweisen, die keinen Zusatznutzen bringen - ist ein anderes Thema, und es ändert nichts daran: Homöopathie wirkt nicht jenseits des Placeboeffekts und gehört nicht in den Leistungskatalog einer gesetzlichen KV, so lange keine echte Wirksamkeit wissenschaftlich bewiesen wurde. Wer das Zeug braucht, möge selbst zahlen oder sich eine private KK suchen, die den Schmarrn mitmacht.