piwik no script img

Hohe EnergiepreiseBundesbank gegen Brückenstrompreis

Laut den Wäh­rungs­hü­te­r*in­nen haben die deutschen Unternehmen keine Probleme mit den Kosten. Wären da nicht die Energiekosten.

Energielandschaft in Gelsenkirchen Foto: Rupert Oberhäuser/imago

Berlin taz | Während die Industriegewerkschaften die Werbetrommel für einen Brückenstrompreis rühren, spricht sich die Bundesbank gegen eine solche Maßnahme aus. Eine Subvention dieser Art drohe den Strukturwandel zu verlangsamen und wäre insofern nicht zielführend für die Energiewende, schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Zudem wäre der Effekt auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit überschaubar. Laut der Behörde ist die konjunkturelle Lage in Deutschland nicht gut.

Die Wirtschaftsleistung dürfte der Bundesbank zufolge im Sommer geschrumpft sein. Geht sie auch im Herbst zurück, befindet sich Deutschland in einer Rezession. Gründe für die schwache Entwicklung sind laut der Bundesbank unter anderem die Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte, die schwache Nachfrage aus dem Ausland nach Industrieprodukten sowie die gestiegenen Finanzierungskosten für Unternehmen. Die Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten weiter zurückgehen.

Eins ist trotz der zuletzt hohen Teuerungsraten jedoch kein Problem für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen: die Preise. So könne die preisliche Wettbewerbsposition Deutschlands und des Euroraums „aktuell als günstig eingestuft“ werden, schreibt die Bundesbank. Der schwache Euro hat diese Position demnach im vergangenen Jahr „weiter spürbar verbessert“.

Allerdings, warnen die Währungshüter*innen, dürften die anhaltend hohen Energiepreise „die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Bereich der energieintensiven Produktion für sich genommen geschwächt haben“. So stiegen die Energiepreise für die Unternehmen von Januar bis September 2022 hierzulande im Vergleich zu anderen Industrieländern zeitweilig um bis zu fast 30 Prozent an.

Brückenstrompreis-Effekt ist vernachlässigbar

Ein Brücken- beziehungsweise Industriestrompreis könnte die Kosten für die Unternehmen stark senken. Laut Berechnungen der Bundesbank würden die Stromkosten mit dem Modell, das das Bundeswirtschaftsministerium vorschlägt, unter Berücksichtigung relevanter Steuern und Abgaben gegenüber der aktuellen Regelung um grob gerechnet 35 Prozent fallen. Da die Stromkosten jedoch nur einen Bruchteil der gesamtwirtschaftlichen Produktionskosten ausmachen, ist der Effekt laut Bundesbank „vernachlässigbar gering“.

Allerdings warnt sie, dass die Belastungen durch die gestiegenen Energiepreise für energieintensive Industrien „um ein Vielfaches“ größer seien. Statt für einen Industriestrompreis plädiert die Bundesbank für bessere Rahmenbedingungen zur Effizienzsteigerung oder Sicherung der Energieversorgung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • "Bundesbank gegen Brückenstrompreis"



    Welche "Brücke"? Da ist nichts zu überbrücken: Mit Netzausbau, Resevekraftwerken, Speicherung etc. wird der Strompreis nicht sinken, sondern steigen.



    Ist die Subvention erst mal da, dann wird sie bleiben.

  • "Gründe für die schwache Entwicklung sind laut der Bundesbank unter anderem die Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte, die schwache Nachfrage aus dem Ausland nach Industrieprodukten sowie die gestiegenen Finanzierungskosten für Unternehmen."

    Punkt 1 und 3 sind direkte Folgen der Zinspolitik der EZB und genauso beabsichtigt. Die schwache Nachfrage aus der Ausland, tja bei absoluter Exportfixiertheit der dt Wirtschaft, kommt so etwas vor , wenn`s dann auch noch gleichzeitig mit anderen Krisen zusammentrifft, die durch die EZB auch noch im Binnenmarkt verstärkt werden, tja, dann passiert genau das... es kommt eine Rezession. Da fragt man sich wo all die Wirtschaftsweisen ihre Ökonomiekenntnisse erworben haben.....

    "Die Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten weiter zurückgehen."



    naja, ist irgendwie nicht verwunderlich, die externen Energiepreise sind gestiegen und nun sinken sie wieder, da hat die EZB keinerlei Einfluß drauf. Genau das gleiche wäre passiert, wenn die EZB nichts getan hätte, geschenkt. Durch die Zinssteigerungen ist nun aber zusätzlich der Konsum und die Investition rückläufig, weil das Geld dazu fehlt.... so was heißt glaube ich Pyrrhussieg.

    Verwunderlich, dass auch die Medien nicht eins und eins zusammenzählen können.... Dies sind exakt die Folgen, die durch die EZB intendiert waren, aber alle wundern sich darüber...