Hoffnungslose Piraten: „Uns fehlt die Kraft“
Piratenchef Bernd Schlömer blickt vor dem Parteitag wenig zuversichtlich in die Zukunft. Andere wenden sich gegen den verjagten Ponader.
Vor dem Bundesparteitag der Piraten in Neumarkt ist die Partei aufgrund ihres anhaltenden Umfragetiefs und ihrer Personalquerelen schwer demotiviert. "Uns fehlt die Kraft und die Motivation für den Wahlkampf", sagte Parteichef Bernd Schlömer der taz.am wochenende. Er hoffe aber, das das noch komme.
Der scheidende Politische Geschäftsführer Johannes Ponader macht auch die Kommunikationsform der Piraten dafür verantwortlich, dass sie es etwa nicht geschafft haben, das Thema Arbeit erfolgreich zu besetzen. „Wir hätten uns in der Partei auf diese Hartz-IV-Debatte vorbereiten müssen, wir hätten besser kommunizieren müssen, nicht immer über Twitter“, sagte Ponader der taz.am wochenende.
Ponaders Parteikollegen dagegen sehen auch in dessen Person eine Ursache für die Schwierigkeiten der Piraten. „Wir Piraten haben ihm nichts zu verdanken“, sagte der Bundesvorsitzende Bernd Schlömer. Er hatte in einem Interview vorgeschlagen, Ponader solle doch einfach mal arbeiten gehen.
Die Note Sechs für Ponader
„Johannes hat uns unglaublich geschadet“, sagte der bayerische Piratenchef Stefan Körner der taz.am wochenende. Er hatte Ponader in einem Interview zum Rücktritt aufgefordert.
Das Porträt "Der Gescheiterte" über Johannes Ponader und den Abstieg der Piratenpartei lesen Sie in der neuen taz.am wochenende vom 4./5. Mai 2013. Darin außerdem: Die Titelgeschichte "Die Machtfrage" über das neue Sorgerecht, ein Gespräch mit dem heimlichen Star des Kirchentages Fulbert Steffensky - und: Wie in einem Dorf in Brandenburg ein Schweinestall zur Opernbühne wird. Außerdem klingelt die taz mal wieder an fremden Türen - diesmal in Friedland. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo.
„Ich möchte mich zu Ponader nicht mehr äußern“, sagte Christopher Lauer, Berliner Fraktionschef. Er hatte Ponader eine SMS mit der Drohung geschickt, er solle endlich gehen, sonst „knallt es ganz gewaltig“.
Johannes Ponader war wegen seiner ständigen Alleingänge von immer mehr Piraten angegriffen worden. Zuletzt hatten ihm bei einer Abstimmung die Hälfte der Mitglieder die Note 6 gegeben.
"Vielleicht war ich zu blauäugig, vielleicht habe ich Fehler gemacht", sagte Ponader selbst. Er fühle sich ausgebrannt. „Jetzt mache ich erst mal Urlaub. Aus der Partei zurückziehen werde ich mich aber nicht.“
Die taz.am wochenende hat Johannes Ponader seit Juli 2012 in seinem Amt begleitet. Das Porträt „Der Gescheiterte“, das von ihm und dem Abstieg der Piratenpartei erzählt, lesen Sie in der Ausgabe vom 4./5. Mai 2013.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen