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Hoffenheim in der Fußball-BundesligaDie erfolglose Suche nach dem Selbst

Der einst aufstrebende Mäzenverein startet als Tabellenletzter in die Rückrunde. Dabei wähnte sich der Klub auf dem Weg der Konsolidierung.

Braucht in der Rückrunde Glück: Kevin Volland Foto: dpa

Zuzenhausen taz | Anfang der Woche hatte die TSG Hoffenheim die ständigen journalistischen Begleiter zum lockeren Austausch ins Schloss Seehälde im Trainingszentrum nach Zuzenhausen geladen. Außer Gesellschafter Dietmar Hopp, der gesundheitlich verhindert war, waren alle Entscheider des Klubs anwesend, auch Trainer Huub Stevens und Kapitän Pirmin Schwegler.

Es gab Schnitzel und Gespräche, ein Karikaturist malte die Anwesenden. Manche konnten sich auf den Bildern wiedererkennen, denen, die das nicht konnten, ging es damit so wie derzeit der TSG Hoffenheim. Von einer mit stolzen Europapokal-Ambitionen in die Runde gestarteten Auswahl verwandelte sich die TSG im Lauf dieser Vorrunde immer mehr in einen schnöden Abstiegskandidaten.

Diesen Samstag startet Hoffenheim als Tabellenletzter mit einem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen in die Rückrunde. Aufbruchstimmung im Abstiegskampf konnte auch der Trainerwechsel von Markus Gisdol zu Huub Stevens im Herbst bislang nicht entfachen.

Hoffnung macht einzig, dass die Konkurrenz noch nicht enteilt ist. Aufsteiger Darmstadt 98, in zwei Wochen nächster Heimspielgegner, liegt derzeit fünf Punkte entfernt mit 18 Zählern auf Rang 13. Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass die TSG dem Underdog aus Südhessen so hinterherhechelt?

Im Klub glaubt man, eine Mannschaft zu haben, die stärker ist als ihr Tabellenplatz

Hoffenheim ist in seiner achten Spielzeit erneut auf der Suche nach sich selbst, gerade wurde wieder der Geschäftsführer ausgetauscht. Im Mai 2013 stand die TSG schon einmal vor dem Absturz, als nach einer vermaledeiten Runde mit vier Trainern unter Markus Gisdol der Abstieg erst in der Relegation gegen Kaiserslautern verhindert wurde.

Damals schlitterte die TSG nach einem Richtungsstreit zwischen Mäzen Hopp und dem langjährigen Erfolgstrainer Ralf Rangnick in die Krise. Rangnick wollte weiter investieren, Hopp, dass der Verein sich selbst finanziert. Spieler wie Luiz Gustavo zum FC Bayern München wurden für viel Geld verkauft. Dabei galt die TSG unter Rangnick als Innovationsschmiede.

Als der damalige Aufsteiger im Dezember 2008 als Herbstmeister vor dem Spitzenspiel beim FC Bayern München zur Pressekonferenz lud, kamen fast 100 Journalisten aus ganz Europa, auch die New York Times schickte einen Reporter. Für einen kurzen Moment schien es damals, als könnte der von den Millionen des Milliardärs und SAP-Mitgründers Hopp alimentierte Emporkömmling tatsächlich ein ernsthafter Herausforderer des deutschen Fußball-Establishments werden. Immerhin konnte der Komplettabsturz verhindert werden, mit Gisdol schien wieder Kontinuität eingekehrt.

Jetzt-erst-recht-Stimmung ist nötig

War der erste Abstiegskampf das Resultat von Ränke- und Machtspielen, ist der aktuelle Absturz aber das Ergebnis einer sportlichen Krise, wie sie viele Vereine in der ausgeglichenen Liga ereilen kann. Der vermeintliche Umbruch, wie ihn der gescheiterte Trainer Gisdol als Grund für die Krise anführte, taugt dabei als Erklärung nicht. In Andreas Beck (Beşiktaş Istanbul) und Roberto Firmino, der in Erfüllung des Hopp’schen Diktums der Eigenfinanzierung für 41 Millionen Euro zum FC Liverpool verkauft wurde, verließen nur zwei Stammspieler den Klub.

In den letzten beiden Jahren aber kamen beispielsweise mit Oliver Baumann, Pirmin Schwegler oder dem Chilenen Eduardo Vargas vor allem Profis, die glaubten, sich in Hoffenheim den Traum von Europapokalspielen erfüllen zu können. Auch die deutschen Nationalspieler Kevin Volland und Sebastian Rudy verlängerten ihre Verträge in dieser Hoffnung. Doch die Enttäuschung über die Kluft zwischen den eigenen Erwartungen und der Realität wuchs mit jeder Niederlage.

Noch immer glauben die Verantwortlichen eine Mannschaft zu haben, die stärker ist als ihr momentaner Tabellenplatz. Aber stimmt das auch? Mit dem Kroaten Andrej Kramarić lieh die TSG jetzt einen Stürmer von der Ersatzbank von Leicester City bis Saisonende aus. Der 24-Jährige soll Wege in die Tiefe gehen und so Räume für die zuletzt notorisch torungefährlichen Offensivkollegen öffnen. Auch ein „Typ“ soll noch kommen, der die Elf mit Leistung auf dem Platz mitreißt. Die verunsicherte Mannschaft braucht neue Impulse, die ihr der Niederländer Huub Stevens bislang kaum geben konnte.

Gewinnt diese Mannschaft nach dem schweren Auftaktprogramm gegen Leverkusen und beim FC Bayern nicht gegen Darmstadt, wird es noch schwerer werden, die nötige Jetzt-erst-recht-Stimmung zu erzeugen.

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