Hochwasserkatastrophe in Texas: Die Todeszahlen steigen weiter
Bei der Katastrophe sind mindestens 104 Menschen ums Leben gekommen. Darunter sind mehr als zwei Dutzend Kinder.

Die Tragödie, die sich in den letzten Tagen in Texas ereignet hat, zählt damit zu den tödlichsten Hochwasserkatastrophen der vergangenen 50 Jahre in den USA. Die hohen Opferzahlen und die weitläufige Zerstörung sorgen bei örtlichen Behörden für große Bestürzung. Gleichzeitig werfen sie Fragen auf, wie es dazu kommen konnte und was getan werden muss, um ein ähnliches Szenario in Zukunft zu verhindern. Vor allem Familienangehörige und Eltern, die ihre Kinder in den Fluten verloren haben, suchen nach Antworten. Die hohe Anzahl von Kindern, die bei den Überschwemmungen ums Leben kamen, ist besonders erschütternd.
Ein religiöses Sommerlager für Mädchen mit dem Namen „Camp Mystic“ ist dabei zu einem tragischen Symbolbild geworden. Knapp 750 Mädchen waren während des Unglücks im Sommerlager. Fotos aus dem Camp verdeutlichen die zerstörerischen Auswirkungen. In den Gebäuden liegen überall Schlamm und Geröll, dazwischen die Matratzen, auf denen die Camp-Teilnehmerinnen schliefen. Persönliche Gegenstände wie Stofftiere oder Kuscheldecken sind auf dem gesamten Areal verstreut.
Der texanische Gouverneur Gregg Abbott, der sich am Samstag selbst ein Bild der Lage machte, sagte, dass er noch bei keiner Naturkatastrophe eine derartige Verwüstung erlebt habe. „Die Höhe des reißenden Wassers, das bis an die Decke der Gebäude reichte, war schockierend.“
Noch immer werden Menschen vermisst
Mindestens 27 Mädchen, Betreuer und Camp-Mitarbeiter haben laut offiziellen Angaben in Camp Mystic ihr Leben verloren. Weitere zehn Personen aus dem Sommerlager werden noch immer vermisst. Viele Menschen wurden von den Wassermassen im Schlaf überrascht. Starke Regenfälle sorgten dafür, dass der Guadalupe River am frühen Morgen des 4. Juli über das Ufer trat. Die Naturgewalt überschwemmte ganze Landstriche. Fotos und Videoaufnahmen aus den betroffenen Regionen zeigen Fahrzeuge, die in den Baumkronen stecken, und Häuser, bei denen ganze Wände fehlen oder wo nur noch ein Trümmerhaufen zu sehen ist.
Obwohl der US-Wetterdienst NWS bereits mehrere Stunden vor dem Unglück vor einer „lebensbedrohlichen Situation“ gewarnt hatte, kam diese Warnung bei vielen Menschen nicht an. Die Hintergründe, wie es dazu kommen konnte, sollen laut offiziellen Aussagen in den kommenden Tagen und Wochen genauer beleuchtet werden.
Der republikanische Senator Ted Cruz erklärte jedoch, dass die Kürzungen bei der Katastrophenschutzbehörde FEMA und dem nationalen Wetterdienst, die von der Trump-Regierung veranlasst wurden, zu keiner Verzögerung bei den Vorhersagen und Warnungen geführt habe. „Die Zeit wird kommen, in der es darum geht, herauszufinden, was man anders hätte machen können. Ich hoffe, dass wir mit der Zeit die Lehren daraus ziehen, die wir beim nächsten Hochwasser umsetzen können“, sagte der Senator aus Texas am Montag.
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