Hochschul-Gewerkschaft in Frankfurt: Profs bleiben draußen
An der Goethe-Uni Frankfurt entsteht die erste Gewerkschaft für den Unterbau: von Studierenden über Putzkräfte bis zu Lehrbeauftragten.
Die Angestellten hangeln sich von einem Kurzzeitvertrag zum nächsten, ein Großteil der wissenschaftlichen Mitarbeiter hat befristete Verträge, Hilfskräfte bekamen lange Zeit nur etwas mehr als den Mindestlohn. Putzkräfte, Sicherheitsdienst und anderes Personal wurden längst in Subbetriebe außerhalb von Tarifverträgen ausgegliedert.
In den letzten Jahren formierte sich immer wieder Widerstand gegen solche Praktiken an den Unis. In Frankfurt streikten die Hilfskräfte schon zwei Mal für einen Tarifvertrag und legten dabei gleich mehrere Bibliotheken teilweise lahm. In anderen Städten wie Dresden, Leipzig oder Oldenburg gründeten sich Initiativen für den „Mittelbau“, also wissenschaftliche Mitarbeiter, Doktoranden und Lehrbeauftragte. Zwar sind die Initiativen untereinander solidarisch, aber nur mittelmäßig vernetzt. Außerdem vertreten sie zumeist nur die Interessen einzelner Gruppen.
In Frankfurt könnte sich das bald ändern. In der vergangenen Woche ging die Website von „unter_bau“ online, der voraussichtlich ersten Hochschul-Basisgewerkschaft. Zurzeit vorangetrieben von etwa 50 AktivistInnen, will sie eine Gewerkschaft für alle Hochschulangehörigen sein, egal ob Putzkraft, StudentIn oder eben Angehörige des klassischen Mittelbaus. Nur ProfessorInnen dürfen nicht mitmachen.
Noch befindet sich unter_bau in der Gründungsphase. An die Öffentlichkeit gegangen ist man trotzdem, denn man will möglichst viele Mitglieder möglichst früh an der Ausgestaltung der Gewerkschaft beteiligen.
Goethe-Uni ist nicht amused
„Unter_bau soll Hochschulpolitik und Gewerkschaftsarbeit verbinden“, erklärt Manuel Müller, Medizinstudent und Sprecher der Bald-Gewerkschaft. Und die Forderungen haben es durchaus in sich: Die Gewerkschaft schreibt auf ihrer Website, sie wolle eine „kämpferische Organisation“ schaffen, die den „herrschenden Betrieb aufzumischen vermag“. Verhältnisse sollen „nicht mitverwaltet, sondern umgestaltet werden“. Und zwar basisdemokratisch, sozial und abseits von ökonomischer Verwertbarkeit.
Gemeinsam, wenn alle in einem Boot sitzen und sich basisdemokratisch verständigen, soll diese Transformation gelingen. Zumindest zahlenmäßig stellt der „Unterbau“ die größte Gruppe an der Uni dar. „Noch spiegelt sich das aber zu wenig in den Entscheidungsstrukturen wider“, beklagt Müller.
„Im Gegensatz zu herkömmlichen Gewerkschaften, die häufig nur einzelne Interessengruppen vertreten, wollen wir es ganzheitlicher angehen“, sagt Müller. Konkurrenz sei man aber nicht, betont er. Auch weil unter_bau die Ersten seien, die sich auf den Kontext Hochschule konzentrierten. „Wir sehen uns eher als anregenden Faktor.“
Die Goethe-Uni ist indes nicht ganz so amused. „Es erscheint sicherlich nicht sonderlich vertrauensbildend, wenn die Erstansprache ausgerechnet über die Medien erfolgt“, antwortete ein Sprecher der Universität auf die Frage der taz, ob man sich eine Kooperation vorstellen könne. Auch die Frage, ob es möglicherweise Versäumnisse gebe, wenn sich ausrechnet in Frankfurt die erste Uni-Gewerkschaft gründet, wies der Sprecher zurück. Es habe viele Verbesserungen gegeben, etwa mehr Partizipation und regelmäßige Tariferhöhungen für Hilfskräfte. Das Problem der befristeten Stellen sei etwas, für das die Universität nichts könne. Das liege an der Grundfinanzierung, über die der Bund und die Länder entscheiden.
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