Hochhausprojekt an Warschauer Brücke: Klein-Manhattan in Friedrichshain
Gegenüber dem Amazon-Tower könnte ein weiteres Hochhaus entstehen. Es wäre damit das vierte in näherer Umgebung. Der Bezirk fürchtet Spekulation.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg kritisiert das Vorhaben, und fürchtet, der Senat könnte abermals die Planungshoheit an sich ziehen.
„The Hub“ soll mit einer Höhe von 120 Metern etwas kleiner werden als sein 140 Meter hohes Gegenüber. Entstehen soll der Turm auf der kleinen Freifläche zwischen Warschauer Brücke, S-Bahn-Gleisen und U-Bahnhof. Dort befinden sich derzeit eine Fußgänger:innenbrücke und ein Aufzug. Außerdem sollen die U-Bahngleise perspektivisch bis zum S-Bahnhof Warschauer Straße verlängert werden, um die Umsteigezeiten zu verkürzen.
Der Investor plant, den neu zu bauenden Bahnhof und die Fußgänger:innenbrücke einfach zu überbauen – daher der Name, der auf einen Mobilitätshub anspielt. Entstehen sollen dabei überwiegend Büros. Nur ein Drittel der Geschossfläche ist für Wohnungen und Gewerbe vorgesehen.
Ablehnung vom Bezirk
Florian Schmidt, Baustadtrat
Der Investor, der schon fast das gesamte Areal um die Uber-Arena entwickelt hat, stellte das Vorhaben bereits 2020 dem Bezirk vor. Dieser sprach sich seitdem immer wieder gegen ein Hochhaus an dem Standort aus. „Wir können so viele Hochhäuser in dieser Enge und Dichte nicht rechtfertigen“, sagt Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) nun der taz.
Schon jetzt sei die Infrastruktur im Kiez, vor allem die Grünflächen, total überlastet. Auch gebe es bereits ausreichend Büroflächen in Berlin, der Leerstand sei zunehmend ein Problem. „Eigentlich bräuchten wir ein Büro-Moratorium“, fordert Schmidt.
„The Hub“ wäre das vierte Hochhaus an der Warschauer Straße. Auf dem jetzigen RAW-Gelände soll nach dem Umbau ein 100-Meter-Büroturm entstehen. Im April zog der Senat entgegen dem Willen des Bezirks die Planungshoheit für ein weiteres 140-Meter Hochhausprojekt an der Rudolfstraße an sich – keine 300 Meter vom geplanten „The Hub“-Standort entfernt.
Florian Schmidt fürchtet, dass sich der Senat auch bei „The Hub“ über den Bezirk hinwegsetzen könnte. „Dass es im Baukollegium besprochen wird, ist ein Zeichen, dass der Senat positiv zu dem Projekt steht.“ Das Baukollegium ist ein beratendes Expert:innengremium, das Empfehlungen zu städtebaulichen, architektonischen und stadtentwicklungspolitischen Fragen gibt. Die nächste Sitzung findet am 29. September statt.
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Vorwurf: „Hinterzimmerpolitik“
Der Baustadtrat kritisiert, dass der Bezirk nicht in den Entscheidungsprozess eingebunden wird und erst durch die Einladung vom Baukollegium davon erfahren habe, dass sich der Senat mit dem Projekt befasst. Dabei sehe Berlins Hochhausleitbild eine Einbindung der Bezirke vor. Als „undemokratisches Hinterzimmerverfahren“ kritisiert Schmidt das Vorgehen des Senats.
Auf taz-Anfrage weist die Bausenatsverwaltung die Vorwürfe entschieden zurück: „Mit einer Befassung im Baukollegium ist kein Präjudiz verbunden“, sagt Pressesprecher Martin Pallgen. Es sei noch nichts entschieden, weil das Projekt auf der Tagesordnung stehe. Mehr noch: „Die Senatsverwaltung plant nicht gemeinsam mit einem Investor.“
Baustadtrat Schmidt fürchtet hingegen, die investorenfreundliche Politik des Senats werde die Spekulationsspirale in der Umgebung noch weiter beschleunigen. „Ein Hochhausprojekt weckt Erwartungen, und schon steigen die Bodenpreise“, erklärt Schmidt, „natürlich wird ein Investor alles in Bewegung setzen, um noch einen Turm dort hinzusetzen.“ Die Entwicklung wirke sich auch auf die Bestandsimmobilien aus, indem Mieten stiegen oder Eigentümer:innen vermehrt auf teures möbliertes Wohnen setzten.
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