Hitzeschutz durch Bäume in Städten: Schatten rettet Leben
Das Wissenschaftsjournal „The Lancet“ zeigt in einer neuen Studie, wie anfällig Städte für Hitze sind. Und wie Bäume da helfen können.
Worum geht’s?
Hitzewellen sind tödlich. Wie tödlich, das lässt sich kaum erfassen, denn wenn Menschen aufgrund von Hitze sterben, liegen meist Krankheiten zugrunde, die durch hohe Temperaturen verstärkt werden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etwa. Durch den Klimawandel werden unsere Sommer immer heißer, ganz Europa erlebt immer extremere Wetterphänomene. Der Sommer 2022 war der heißeste seit mindestens dem Jahr 1500. Städte sind dabei besonders anfällig für Hitze. Wissenschaftler*innen nennen das den „Urbanen Hitzeinseleffekt“.
In dicht bebauten Gebieten mit gut isolierten Gebäuden staut sich die Luft stärker als in ländlichen Umgebungen. Denn Menschen, Autos und Industrie geben Wärme an ihre Umwelt ab. Und versiegelte Flächen heizen sich schneller auf als grüne. Bereits 1982 zeigten Messungen, dass zwischen Stadt und Umland im Schnitt ein Temperaturunterschied von bis zu 5 Grad Celsius herrscht, in extremen Fällen sogar von bis zu 9 Grad Celsius. Heute, 40 Jahre später, beträgt der Hitzeinseleffekt in Deutschland laut dem Umweltbundesamt bereits bis zu 10 Grad Celsius.
Aber es gibt Hoffnung: Bäume können helfen, die Hitze in den Städten zu reduzieren. Wissenschaftler*innen konnten zeigen, dass Bäume durch ihre Beschattung die Lufttemperatur um bis zu 5 Grad Celsius senken und Oberflächen um bis zu 25 Grad Celsius kühlen können. Ein Forscher*innenteam aus Barcelona hat nun im Wissenschaftsjournal The Lancet dargelegt, wie viele vorzeitige Tode Hitze verursacht und wie viel kühler eine Stadt durch Bepflanzung werden könnte.
Die Studie
Grundlage der Studie sind Temperaturmessungen aus dem Sommer 2015 in 93 europäischen Städten. Die Städte waren dabei im Schnitt 1,5 Grad Celsius wärmer als ihr Umland. Mithilfe von Satellitendaten schätzten die Forscher*innen die durchschnittliche Baumbedeckung in Städten auf 14,9 Prozent. Auf der Grundlage bisheriger Forschung berechneten sie, dass Städte um 0,4 Grad abkühlen würden, wenn man die Baumbedeckung auf 30 Prozent erhöht. Durch doppelt so viele Bäume könnten laut der Studie 40 Prozent aller vorzeitigen Tode durch Hitze verhindert werden.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Was bringt's?
Bäume sind die Lunge der Erde: Sie filtern Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre, speichern es und liefern Sauerstoff. Die Studie zeigt, dass sie darüber hinaus mit ihrem Schatten Leben retten können. Die Sommerhitze in Ballungsräumen ist jetzt schon ein Problem. Und es wird durch den Klimawandel schlimmer. Mehr Bäume könnten die Lösung sein: Sie sorgen nicht nur für Abkühlung, sondern steigern auch das Wohlbefinden. Die Forscher*innen des Barcelona Institute for Global Health empfehlen Städten, die wenig Platz haben, alternativ Dächer oder Fassaden zu begrünen. Auch Sträucher oder anderer Bewuchs kann Kühlung bringen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links