Hisbollah-Angrif auf Israel: Unnütze Panikmache
Ständig wird vor der großen Eskalation in Nahost gewarnt. Tatsächlich schürt das nur Ängste. Hisbollah und Israel wollen den Krieg nicht ausweiten.
I srael bombardiert nach eigenen Angaben in einem Präventivschlag Raketenabschussstellen der Hisbollah im Libanon: Ein Angriff der Miliz habe bevorgestanden. Diesen führte die Hisbollah am frühen Sonntagmorgen auch tatsächlich aus und schickte Hunderte Raketen und Drohnen Richtung Israel. Sie wurden fast alle abgefangen.
Ist das der Beginn der ganz großen Eskalation?, fragen sich viele. Manche ehrlich angsterfüllt, andere dagegen – vor allem außerhalb des Nahen Ostens – eher sensationsheischend.
Mit nüchternem Blick betrachtet haben beide Seite mit ihren Angriffen gezeigt, wo sie stehen: Die Hisbollah hat auf den Tod ihres Kommandaten Fuad Shukr mit einer Gegenattacke reagiert. Und sie hat wieder einmal belegt, dass sie über ein großes Arsenal an Raketen verfügt und auch befähigt ist, einen koordinierten Angriff durchzuziehen.
Israel hat wiederum gezeigt, dass es über solide Informationen zur Infrastruktur der Hisbollah hat und auch eine signifikante Attacke abwehren kann.
Hisbollah setzt auf Masse, Israel auf präzise Informationen
Es ist gewissermaßen eine Pattsituation: Weder Israel noch die Hisbollah verfügen offenbar derzeit über einen realen militärstrategischen Vorteil. Während die Hisbollah über viele Raketen gebietet und ihre Infrastruktur – etwa ihr Tunnelsystem – wohl immer ausgeklügelter wird, wächst Israel mit: Die Luftabwehrsysteme – auch in Zusammenarbeit mit anderen Staaten – halten zumindest bisher stand. Und während die Hisbollah auf Masse setzt, agiert Israel im Libanon bisher eher mit der Macht präziser Informationen.
Die Hisbollah selbst verkündete: Mit dem Angriff von Sonntagmorgen war es das vorerst. Sicherlich könnte sie bluffen. Doch eine andere Strategie, als die Attacke von Sonntagfrüh zu wiederholen – möglicherweise mit einer höheren Zahl an Raketen oder zusammen mit anderen Milizen –, scheint unwahrscheinlich.
Das Ergebnis eines erneuten Angriffs würde wohl dem vom Sonntagmorgen gleichen. Und wäre somit kaum einer weiteren Eskalationsschleife wert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu