Hier spricht die sonstige Partei (12): „Max und Liesel sind nicht blöd“
Oft belächelt, kaum beachtet: die europäischen Kleinparteien. Die taz lässt sie zu Wort kommen. Dieses Mal: die Freien Wähler aus Bayern.
taz: Herr Aiwanger, Sie waren zum Interview bei Russia Today. Sprechen Sie Russisch?
Hubert Aiwanger: Ich spreche Bayerisch, das hört sich manchmal wie Russisch an.
Sprechen Sie Englisch?
Schon. Aber nicht so gut, dass ich den Ukrainekonflikt treffsicher erläutern könnte.
Was ist Ihre treffsichere Analyse?
Dass weder der Max noch die Liesel blöd sind, weil sie beide die Sandkastenschaufel haben wollen, sondern dass Russland und die Ukraine zu Europa gehören und wir denen eine Perspektive bieten müssen, die beiden Seiten Frieden und Wohlstand bringt. Der deutsch-französische Krieg wurde auch nicht mit Atomwaffen überwunden.
Was wollen Sie in Brüssel?
Europa föderaler aufstellen. Mit Bankenunion, Währungsunion, Union, Union, Union wird dieses Europa immer mehr ein Fremdkörper für die Länder, die den Euro gar nicht haben. Europa muss eine Zwiebel mit Schalen sein und nicht ein abgeschotteter Europakern.
ist Parteivorsitzender.
Die Partei: Die Freien Wähler sind mit derzeit 19 Sitzen im bayerischen Landtag vertreten. Bei der Bundestagswahl 2013 erreichte sie 1 Prozent, bei den EU-Wahlen vor fünf Jahren holte sie 1,7 Prozent. Prominentes Ex-Mitglied: Gabriele Pauli. Mehr Infos unter www.freiewaehler.eu
Die Rubrik: „Hier spricht die sonstige Partei“ erscheint täglich in der taz.europa. Alle Parteivertreter werden dabei mit den gleichen Fragen konfrontiert.
Vertreten Sie eine Minderheitenposition?
Ich kriege breite Zustimmung in der Öffentlichkeit. Nur hab ich zu wenig Öffentlichkeit. Die Leute werden nicht genug mit dem Föderalismus konfrontiert.
„Bayern raus aus der EU“ oder aus Deutschland ist keine Option für Sie?
Das ist nicht mal Patriotismus, das ist eine primitive Geisteshaltung.
Sehen Sie separatistische Bestrebungen in Europa wachsen?
Ja, weil man sich aus dem zentralistischen Korsett befreien will. Die Leute brauchen eine längere Leine, damit sie nicht so an der Leine zerren.
Wie viele Sitze erwarten Sie?
Vier bis fünf, wenn’s gut geht. Wenn’s dumm geht, einen. Die FDP darf sich bei uns bedanken, wenn sie reinkommt. Für die Dreiprozenthürde haben wir gegen die FDP geklagt. Witzig!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!