Heizungsgesetz der Ampelkoalition: Kein Schnäppchen für jederman
70 Prozent Rabatt ist ein tolles Angebot. Nur dumm, dass man für die neue Heizung auch eine passende Immobilie braucht.
D ie Minderjährige, die zu meiner Hausgemeinschaft gehört, schaut manchmal aus Versehen Nachrichten mit mir. Zum Beispiel, weil es gerade zu anstrengend ist, vom Sofa aufzustehen. Diese Woche also einen ausführlichen Bericht über das neue Heizungsgesetz beziehungsweise über den neusten Entwurf der neuen Version, auf die man sich in der alleroberneusten Koalitionsstreitschlichtung geeinigt hat.
Während ich gerade überlege, ob ich nicht aus dem Journalismus aussteigen sollte, um mich nach intensivem, möglicherweise mehrjährigem Gesetzesstudium als Sachverständige für das neue Heizungsgesetz selbstständig zu machen, wird man hellhörig in der Sofaecke. Denn wer schon in den nächsten fünf Jahren eine Wärmepumpe in sein Haus einbaut, bekommt bis zu 70 Prozent dazu. 70 Prozent! Frühbucherrabatt! Diese Worte sind einfach elektrisierend in der Schnäppchenrepublik Deutschland.
Auch die Minderjährige und ich würden sofort eine Wärmepumpe kaufen. Leider fehlt uns eine dazu passende Immobilie. Frühbucherrabatte sind zugegebenermaßen ohnehin nicht meine Stärke; es bleiben stets Zweifel, ob nicht vielleicht doch noch ein anderes, besseres Angebot daherkommt. Wie ungünstig sich eine frühe Entscheidung auswirken kann, ist schließlich gerade an der CDU zu beobachten.
Die Christdemokraten waren überzeugt, mit Friedrich Merz als neuem Parteichef ein Schnäppchen gemacht zu haben. Wer früh bucht, kann seinen Kandidaten bis zum nächsten Wahlkampf wunderbar aufbauen und präsentieren. Die Menschen können ihn mit all seinen Stärken kennenlernen. Zum Beispiel seiner Fähigkeit, die AfD zu halbieren. Oder die CDU wieder dauerhaft auf über 30 Prozent zu bringen. Oder die Flügelkämpfe in seiner Partei zu beenden.
Tja, und dann stellte sich heraus, dass Merz doch kein Schnäppchen war. Es ist, als hätte die CDU ein Hotelzimmer mit Blick auf den Parkplatz gebucht, auf dem gerade noch gebaut wird. Zum Meer fährt einmal am Tag ein Bus, und in der Lobby laufen den ganzen Tag „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen und „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef – Angela Merkels Lieblingslieder.
Bald Schnee von gestern
Auch Heizungshabeck ist im Augenblick kein Freund früher Festlegungen mehr. Zuerst einmal soll Schnäppchendeutschland ganz viele zu 70 Prozent ermäßigte Wärmepumpen kaufen. Anschließend sollen die Menschen den ganzen Schlamassel rund um das Heizungsgesetz mal ganz schnell vergessen – hat bei Annalena Baerbock und ihrem von Plagiaten geschönten Lebenslauf sowie von üppigen Sonderzahlungen der Partei geprägten Wahlkampf schließlich auch ganz gut geklappt.
Und dann soll die Partei in einer Urabstimmung über die nächste Kanzlerkandidatur 2025 entscheiden. Apropos Kanzler: Olaf Scholz ist ein viel beschäftigter Mann, dem oft vorgehalten wird, sich zu wenig in der Öffentlichkeit zu zeigen. Manche würden sagen: Danke, Herr Kanzler. Aber andere finden ihn tatsächlich gut und haben sich an das Scholzige gewöhnt, zumal man immer schon weiß, was er gleich sagen wird. Eine beruhigende Vorhersehbarkeit in einer beunruhigenden Welt.
Bei künstlicher Intelligenz habe ich deshalb schon immer an Scholz gedacht: In Wahrheit spuckt bestimmt eine Maschine diese Scholz-Sätze aus. Der KI-Pionier Jürgen Schmidhuber hat mich diese Woche bei Markus Lanz allerdings eines Besseren belehrt. Bei KI geht es darum, Maschinen zu schaffen, die lernfähig sind und intelligenter als der Mensch. Kurzum: Olaf Scholz ist definitiv Olaf Scholz.
Die Minderjährige würde eine solche KI-Maschine gerne schon jetzt früh buchen. Nie wieder Hausaufgaben, Referate oder sich durch lange Texte quälen. Und ein niedlicher Roboter, der das Katzenklo sauber macht, den Hund ausführt und die Klamotten vom Boden aufliest, braucht sie natürlich auch. Schön wäre, wenn dieses KI-Gerät im Duktus und mit der Stimme ihrer Mutter spräche. Auf diese Weise bräuchte sie sich gar nicht erst umzugewöhnen.
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