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Hass in DeutschlandWir haben ja nur den Stock besorgt

Sie fühlen sich als Opfer, die niemand repräsentiert. Das Gegenteil ist der Fall: Die gesellschaftliche Mitte hat Gewalt und Hass entdeckt.

Pegidisten: gerne auch mit Südstaatenfahne Foto: dpa

Berlin taz | Es gab einen Moment im Leben von Arno Gruen, über den sich der Herr mit den zerfurchten Wangen und dem so eigenen, unerschütterlichen Blick immer wieder wunderte. Es war die Frage nach dem Rohrstock. Es war Ende der Zwanzigerjahre, Gruen war sechs Jahre alt, als seine Lehrerin vor ihm und seiner lärmenden Klasse stand.

Sie wollte einen Stock beschaffen, zur Züchtigung, denn sie hatte keinen. Sie fragte ihre Schüler, wer denn gehen wolle, um den Hiebstock zu besorgen. Arno Gruen hat sich damals nicht gemeldet – als Einziger. „Alle wollten unbedingt den Stock kaufen, mit dem sie geschlagen werden sollten“, schrieb er später. Das Ausgeliefertsein führt zu den seltsamsten Dingen.

Es gab wohl Gründe für diese Willigkeit: Würde nicht, wer den Stock besorgte, noch am ehesten geschont werden? Und ist es nicht besser, an der Seite der Täter zu stehen, als sich zum Opfer machen zu lassen? Die Konkurrenz von 30 Kindern, die alle vielleicht bald zum Opfer werden könnten, brachte kleine, scheue Mittäter hervor. Eins, das ist das Perfide an der Taktik der Lehrerin, könnten diese Kinder immer sagen: Sie haben ja nicht den Stock geführt, sie haben ihn nur besorgt.

Am Dienstag dieser Woche starb der Psychoanalytiker, dem es in seinem Leben so sehr um Hass und Empathie und um die Angst vor dem Fremden ging, im Alter von 92 Jahren.

taz.am wochenende

Richard Berk ist Soziologe und Statistiker. Er sagt, seine Algorithmen könnten bei der Geburt herausfinden, ob ein Kind einmal ein Verbrecher werde. Wie berechenbar sind Menschen? Die Titelgeschichte „Wird dieses Kind ein Mörder?“ lesen Sie in der taz. am wochenende vom 24./25. Oktober. Außerdem: Heini Rudeck fällt das Gehen schwer. Trotzdem besucht er das Grab seiner Freundin täglich. Er setzt sich einfach an den Computer. Und: Klaus von Dohnanyi veröffentlicht die Briefe seines Vaters aus der Gestapo-Haft. Ein Gespräch. Das alles gibt es am Kiosk, eKiosk oder im praktischen Wochenendabo.

Dies ist kein Nachruf, sondern eine Erkundung. Sie beginnt mit der Ohnmacht und jenem Rohrstock, den 29 Kinder kaufen wollten, sie überspringt den deutschen Nationalsozialismus, und zunächst überspringt sie auch einen sächsischen Ort mit 33.800 Einwohnern und einem Sorbenbrunnen vor dem Rathaus: Hoyerswerda.

Bekennender Rechtsextremer

Die Erkundung führt direkt in die Gegenwart, auf einen Marktplatz in Köln-Braunsfeld, auf dem sich am Samstag, den 17. Oktober 2015, ein 44-jähriger Mann einer Frau in grauer Steppjacke mit braun abgesetzten Nähten nähert. Henriette Reker, die einen Tag später zur neuen Oberbürgermeisterin von Köln gewählt werden wird, trägt neun orangefarbene Rosen in der Hand. Dann sticht Frank S. ihr mit einem 46 Zentimeter langen Jagdmesser in den Hals. Reker fällt auf den Boden, die Rosen auch. Frank S. ist ein bekennender Rechtsextremer.

Zwei Tage später, am Montag, den 19. Oktober 2015, steht ein Mann namens Akif Pirinçcivor Tausenden Menschen auf einer Bühne am Theaterplatz in Dresden. Der Himmel ist nachtschwarz. Dann sagt der Mann, unter anderem, diesen Satz: „Es gäbe natürlich andere Alternativen, aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb.“ Es soll wohl eine ironische Anspielung sein.

Tröglitz.

Heidenau.

Hogesa.

Über 60 Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte allein in diesem Jahr. Demonstranten, die Galgen mit sich führen. Der Hass ist da.

Gemeinhin heißt es, Hass entstehe aus Ohnmacht. Wo kulturelle und gesellschaftliche, politische und materielle Teilhabe verwehrt blieben, erwachse jenes Gefühl. Dies soll erklären, weshalb gerade im wirtschaftlich abgehängten Osten und gerade im sogenannten Prekariat erst die Angst, dann der Hass besonders ausgeprägt sind. Die Erklärung ist wahr, aber unzureichend.

Der Hassbürger

Der Kasseler Soziologe Heinz Bude kann erklären, wie es sich verhält mit der Lehrerin und dem Stock. Denn viele wollen ja heute diejenigen sein, die den Stock nur geholt haben. Schlagen? Nein, das würden sie nicht. Flüchtlingsheime anzünden? Auch nicht. Bude nennt sie die „Hassbürger“. Er habe, sagt Bude, natürlich auch das Proletariat im Blick: die, die heute die Pakete bringen.

Doch der Hassbürger entstamme einem anderen Gesellschaftskreis: einem „Verbitterungsmilieu“ in der Mitte der Gesellschaft. „Das sind in der Regel Leute, die relativ hochgebildet sind; die sogar für sich in Anspruch nehmen, dass sie ein offenes Weltbild haben, aber von dem tiefen Gefühl geplagt sind, dass sie in ihrem Leben unter ihren Möglichkeiten geblieben sind aufgrund von Bedingungen, die sie selbst nicht haben kontrollieren können.“ Erhöht womöglich, wie damals in der Schulklasse von Arno Gruen, wer reglos bleibt, die Chance, selbst zum Opfer zu werden?

Wenn Frank S., der Mann, der die Kölnerin Reker niedergestochen hat, die Lehrerin ist in Gruens Schulszene, dann sind die Menschen auf den Straßen Dresdens ihre Schüler. Sie sind in einer Art Zwischenrolle, weder Opfer noch Täter. Sie machen doch nichts, sie sagen doch nur. Sie benennen. So sehen sie das. Die Frage ist: Wann lässt ihre Angst, ihr Hass es zu, dass sie Grenzen vergessen?

Intellektuelle Lüge des Wohlstandsmilieus

Es ist eine intellektuelle Lüge des Wohlstandsmilieus, vermitteln zu können, von Zuwanderung sei nur oder vor allem Gutes zu erwarten. Woher sollen die sozial Gedemütigten und die verunsicherte Mittelschicht die Erfahrung beziehen, dass signifikante Zuwanderung ihnen Gutes bringt?

Kann angesichts der Bilder kommender und wartender, orientierungsloser und natürlich auch fordernder Mengen von Flüchtenden ein kollektives Ohnmachtsgefühl entstehen, das ja gewohnheitsmäßig lange keinen Platz mehr in der Alltagswahrnehmung dieses ordentlichen Deutschlands hatte? Natürlich. Um ehrlich zu sein: Die Geschichte des deutschen Sozialstaatsmodells hat nicht gerade bewiesen, dass große Integrationsaufgaben von den Vermögenden dieses Landes bewältigt werden.

„Ab nach Auschwitz und Buchenwald, da ist genügend Platz, die Öfen müssen nur angeheizt werden.“ Ein 44-jähriger Lkw-Fahrer aus einem Ort bei Hoyerswerda, wo im September 1991 tagelang Hunderte Menschen ein Flüchtlingsheim angriffen, hat diesen Satz erst vor kurzer Zeit auf Facebook notiert. Die Bild-Zeitung hat seinen Satz dann herausgegriffen, neben Dutzenden weiteren, und veröffentlicht. Als die Zeitung den Mann danach befragte, sagte er: „Man muss auch mal überspitzen, um gehört zu werden von der Obrigkeit. Ich entschuldige mich, dass ich so extreme Worte gewählt habe.“

Hass und Gewalt im Allgemeinen und Fremdenfeindlichkeit im Besonderen entstehen, so heißt es gemeinhin, gerade dort, wo sich Menschen nicht mehr repräsentiert fühlen. In Sachsen versucht die CDU seit Anfang der Neunzigerjahre, genau diese dunkle Seite einer sich kollektiv ohnmächtig fühlenden Bevölkerung zu repräsentieren, in der Regierung und ihren Institutionen, bis hinein in die Staatsanwaltschaften.

Die Repräsentierten

Auch jenseits von Sachsen gibt es kaum eine politische Sphäre, in der der hassgetriebene Nationalismus nicht offenbar ist. Auf der Ebene des Terrors: Brandanschläge, Mordversuche, Mord. Auf der Straße: Pegida und all ihre Ableger. In der Opposition: die AfD. An der Regierung: Männer wie Horst Seehofer, der Zonen und Zäune fordert und sich, als Ministerpräsident, auf „Notwehr“ beruft. Notwehr, das ist die Gewissheit, affektiv handeln zu können, ohne bestraft zu werden. Ist die Ohnmacht der Opfer also wirklich unterrepräsentiert? Nein, ganz im Gegenteil.

Dürfen wir weiter ertragen, dass die vermeintliche Repräsentationskrise derer, die in diesen Tagen den Diskurs bestimmen, ihre institutionellen Entsprechungen erhält? In Form von Transitzonen und in Form von Zäunen?

Arno Gruen hob an jenem Schultag nicht seine Hand, als all seine Mitschüler zum Rohrstock laufen wollten. Einige Jahre später, 1936, emigrierte der damals 13-jährige Junge mit seiner jüdischen Familie in die USA, auf der Flucht vor dem aufkommenden Nationalsozialismus.

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19 Kommentare

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  • Auf einer Web-Site namens Sezession habe ich in den letzten Tagen einen Kommentar in der Rubrik "Widerstand" gelesen wie folgt:

    "42 (erfolglose) Attentate auf Adolf Hitler, 0 auf Angela Merkel. Da sollte man mal darüber nachdenken....."

    Es ekelt mich an was in Deutschland wieder möglich ist an Hetze und purem Hass. Versteckt hinter kleinbürgerlicher Sorge und angeblicher Angst, verstärkt von politischen Trittbrettfahrern.

    Wir haben keine Flüchtlingskatastrophe, Wir haben ein moralische Krise einer Gesellschaft die in weiten Teilen die hässliche Fratze von Unbarmherzigkeit, Neid, Rücksichtslosigkeit, Fremdenhass,uva. offen zeigt. Noch nicht einmal davor zurückschrecken zu Gewalt aufzurufen und Gewalt auszuüben. Mich erinnert das Szenario an den Vorabend der Machtübernahme der Nazis, die Reichskristallnacht.

    Da brannten jüdische Geschäfte und Wohnungen. Heute brennen Asylunterkünfte. Unbewohnte und bewohnte.

    Ich fordere Alle Vernünftigen auf sich dieser unseligen Hetze und ihren Protagonisten entgegenzustellen. Zivilcourage zu üben und ggf. Strafanzeigen wegen Volksverhetzung bzw. wegen Aufrufen zur Gewalt zu erstatten.

  • Es geht nicht um Inländer und Ausländer, Christen und Moslems, sondern ausschließlich um Reiche und Arme, zwischen herrschender Elite und ohnmächtigem Volk. Der Kommunismus ist trotz allem noch der beste Kompromiss. Genossen und Genossinnen, Gerechtigkeit bekommen wir nur mit Marx und Engels, nicht mit Obama und Assad. Die Arbeiterklasse sorgt für Gerechtigkeit.

  • Ursachen und Wirkung sollten Verantwortliche und deren Befürworten nicht verwechseln.

     

    Wenn Verantwortliche ein dreigliedriges Schulsystem aufbauen, und bis heute in Teilen noch befürworten? Die Volksschule heute Hauptschule für das Volk, die Mittelschule heute Realschule, für die Mittelschicht, die Oberschule hete Gymnasium für die Oberschicht? Sowie die vielen Sonderschulen, für Körperbehinderte und Lernschwache?

     

    Wer als Kind so über Jahrzehnte indoktriniert wurde und wird, braucht sich nicht über so viele Ressentiments im Land wundern.

     

    Als die ersten Ausländer in die BRD geholt wurden, nannte man diese auch nicht Immigranten sondern "Gastarbeiter" dieses Wort an sich impliziert schon Ausgrenzung, und bis heute wird eine "Gastarbeiter Politik" in Gesamt Deutschland betrieben? Das perfide, dass heute die Mehrheitsgesellschaft den sog. "Gastarbeitern" vorwirft sich nicht integrieren zu wollen? Aber für den "Immigranten" ist das ein schwieriges Unterfangen, auf der einen Seite, wirft man ihm vor sich nicht integrieren zu wollen, während gleichzeitig die Mehrheitsgesellschaft denen Immigranten, Steine in den Weg zu legen. Benachteiligungen bei Schule, Wohnung und Arbeit, sind nicht die Ausnahme sondern die Regel im Land. Als jemand der selber mit einer Ausländerin seit den 70ziger Jahren verheiratet ist, weiß ich wovon ich hier schreibe. Das was sich meine Frau von Anfang an auf den Behörden hat anhören müssen, dafür schäme ich mich noch heute. Deshalb war mir vom ersten Tag an, an dem nun so viele Flüchtlinge kommen, dass wieder die Flüchtlinge Schuld sind, nicht die Außenpolitik des Westens? Flüchtlinge werden und Fluchthelfer werden kriminalisiert, und viele Länder zu angeblichen sicheren Herkunftsländern erklärt, Schuld und Bestrafung. Statt die Außenpolitik des Westens an den Pranger zu stellen, werden Opfer in der Mehrheit an den "Pranger" gestellt?

  • Mit dem Kindheitserlebnis des Herrn Gruen hatte auch ich - in ähnlicher Form - zu tun. Auch als einziges Kind gegen den Rest der Klasse und ich spürte zu meinem Verständnis für ihre Haltung auch meine Verachtung, jedoch auch die Antipathie der Kinder, die sich von mir durchschaut und entblößt fühlten und dadurch zwischen uns eine Trennwand schoben, die mich ausgrenzte.

     

    Das Problem wurde mit der Abschaffung der Prügelstrafe bekanntlich nicht beseitigt. Es wurde nur verlagert und kehrte in die Gesellschaft zurück in wesentlich widerwärtigerer Form. Es bekam nicht nur ein anderes Gesicht, sondern auch einen anderen Namen: Bossing. Die bislang widerwärtigste Form von Machtausübung durch Vorgesetzte wie Lehrer in der nach oben offenen Skala der Menschenverbiegung, -verachtung und -verletzung.

     

    Immerhin - ich hatte die Muse, mir meine Gedanken zu machen über Ursache und Wirkung und meine Pläne für die Zukunft zu schmieden, sodass ich zumindest wusste, was ich nicht wollte, nämlich ein solch armseliger Wicht zu werden.

     

    Aber ich hatte auch verdammt viel Glück, dass ich meine Versätze verwirklichen konnte. Und das ist wahrhaftig nicht jedem vergönnt.

     

    Nur etwas ganz Wichtiges hätte mir keiner nehmen können - Würde und Selbstachtung, sowie Respekt und Menschenachtung, allen Menschen gegenüber. Ich kann nicht die ganze Gesellschaft veränder. Aber ich kann mich verhalten und kann Gleichdenkende finden. Unser Grundgesetz macht mich dankbar und dafür liebe ich dieses Land. Und diese Liebe kann man gut teilen mit denen, die die ihre aufgeben mussten.

    • @noevil:

      Glück gehabt - ja! - &

      Nicht zu vergessen - !!

      Bildungskapital* der Eltern.

       

      Aber - Vor Bossing -> Nicht Vergessen!

      Die Anschlußverwendungs;)-

      Zwischenphase -> Eli-Gymnasium -> Ohrendrehen - & Backpfeifen - & Staffelholzkloppe - & ->

      Brutale Persetter**-Schläger - Oh Ja!

      (mit links antäuschen - mit rechts in den Bauch boxen - aber Hallo!)

      Finish:"ich weiß - daß Sie schlagen -

      Wenn Sie mich einmal anfassen -

      Müssen Sie damit rechnen, daß Sie eine wiederkriegen!") ~ 2=>4! ->

      "Elemente zu Ascheimerzügen!" -/+

      -> OUT!

       

      Könnte zum 50. Abi doch mal

      Thema sein - odr?! Yes - Next - Year!!

       

      (*iSv Pierre Bourdieu;)

      **https://books.google.de/books?id=1QkIkp3Q3UcC&pg=PA144&lpg=PA144&dq=Persetter&source=bl&ots=SeEE0FAGCp&sig=vx5g5qyL6wpxyHq2iEy3Q6yB7N8&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=Persetter&f=false;((

      • @Lowandorder:

        :-)))))))))))

  • Lieber Herr Kaul -

    Danke für diesen feinen Beitrag -

    in Erinnerung an Arno Gruen.

    Der anstößig ist - & mit/mittels Widerhaken zum Nachdenken - & Nachsinnen anregt/verführt.

    Die Kommentare spiegeln das ja.

     

    (Reflektion a se & Stock

    - die Residuen ->

    Autoritär strukturierte Persönlichkeitsbereiche - oh ja; ->

    Als rabaukiger, aber "arbeitsscheuer" Volksschüler - zog ich den Rohrstock statt 100x irgendwas Schreiben - den Stock vor.)

    (pps zur Ehrenrettung des ganz wunderbaren Lehrers Reichwald sei gesagt - er lotste diese mit mehrheitlich russisch/polnisch/lettisch sprechenden Flüchtlingskindern bevölkerte Klasse weitestgehend ohne dieses preußische Ekelrelikt erfolgreich durch den

    Deutschen Bildungswald!;)

  • "Pegida-Demonstranten äußern sich (Dresden, 12.10.1015) ":

    https://www.youtube.com/watch?v=3BTY4D0B6cQ

     

    Soviel zur Aussage, dass die PEGIDA-Mitläufer aus dem "Prekariat" kommen:

     

    "Dies soll erklären, weshalb gerade im wirtschaftlich abgehängten Osten und gerade im sogenannten Prekariat erst die Angst, dann der Hass besonders ausgeprägt sind."

     

    Ich bin immer noch der Meinung, dass es eher der Sozialisation zuzuschreiben ist, wer dort mitläuft - Bildungsniveau und oder niedriges Einkommen stehen max. an zweiter Stelle!

     

    Aber immer wieder: "Die armen Ossis"

     

    Hören Sie denen zu, dann hören Sie, dass sie für Freundschaft mit Putin und vor allem auch Frieden sind - und nicht gegen Ausländer. Die Reaktionen in Sachsen ähneln ja auch denen der anderen, ehemaligen Ostblockländer.

    • @Hanne:

      Zum letzten Absatz Ihres Kommentares: Wenn jene, von denen Sie sprechen, das, was sie denken, auch denken würden, frag ich mich schon, warum sie es dann nicht auch so (und an die tatsächliche Adresse gerichtet) sagen, sondern sich stattdessen in Hasstiraden schamlos abreagieren an denen, die noch schwächer sind als sie selbst. Warum machen sie die Vorwürfe denen, die gar nicht die Ursache sind?

      • @noevil:

        Falls das falsch rüber kam: Ich möchte nicht die PEGIDA-Mitläufer entschuldigen, ich weise nur darauf hin, dass es nicht alles "arme, abgehängte Ostdeutsche" sind, wie manch ein Journalist gerne mitleidig und erklärend meint zu wissen.

         

        Das wird einmal mehr auch in der Sendung von Günther Jauch vom 18.10.2015 durch Herrn Björn Höcke (AfD) betont, dass es sich bei PEGIDA in Dresden um "Mittelschicht", "normales Bürgertum" handele.

         

        Nichtsdestotrotz könnten die Löhne im Osten mal - wie auch immer - angeglichen werden. Dann kommen vielleicht auch die möglicherweise etwas intelligenteren und weltoffeneren "Wirtschaftsflüchtlinge" aus dem Osten aus dem Westen wieder zurück in ihre Heimat. Es wird ja auch von den aktuellen globalen Flüchtlingen verlangt, dass sie in ihrer Heimat die Wirtschaft und den Staat mit aufbauen.

         

        Und zum Nach-unten-treten und Vorwürfe an Falsche richten: Ich weiß nicht, weshalb sie das machen. Ich kann nur vermuten, dass sie nicht gelernt haben, komplex zu denken und handeln, sondern nur zu parieren und ggfs. mal aufzumucken und zu meckern. Mehr gab es als "Volk" ja auch nicht in der DDR zu tun.

  • ...Zuwanderung soll mir "was Gutes" bzw. "nichts Gutes" bringen, wie soll ich das verstehen???! Was für ein Nonsens. Wir haben hier Essen, Wasser, Wohlstand, Freiheit, Sicherheit und und und im Überfluss, und wir diskutieren hier über "Flüchtlingsquoten" etc.??? Was für ein Schwachsinn. Die, die hier zu uns kommen sind zuerst nur eines, nämlich MENSCHEN. Wenn Flüchtlinge euch euren 'Billigjob' wegnehmen, dann schimpft nicht auf die Flüchtlinge, sondern auf eure (gewählte) Regierung, die euch diese 'Billigjobs' gegeben hat!

    • @Fotohochladen:

      Ja, manche haben noch nicht begriffen, daß nicht wir, sondern die Flüchtlinge die Bedürftigen sind.

  • "Es ist eine intellektuelle Lüge des Wohlstandsmilieus, vermitteln zu können, von Zuwanderung sei nur oder vor allem Gutes zu erwarten. "

     

    Vielleicht , Herr Kaul , fällt das Vermitteln der These auch deshalb so schwer , weil sie nicht stimmt . Weil nicht nur "die sozial Gedemütigten und die verunsicherte Mittelschicht" die begründete Vermutung haben , "dass signifikante Zuwanderung ihnen" n i c h t s Gutes bringt ? Man muß nämlich nicht "relativ hochgebildet" sein , um mitzubekommen , dass die kapitalistische Wirtschaftsweise seit 2008/9 anhaltend und ohne Aussicht auf eine Wende auf der Krankenstation liegt , dass die EU auch ohne Zuwanderung ca 24 Millionen Arbeitslose beherbergt , "Überflüssige" , für deren Arbeitskraft das Kapital keine Verwertungsmöglichkeit mehr hat , daneben Millionen , die sich mit unsicheren Billigjobs durchbringen müssen .

     

    Und das "Perverse" an der Situation : Das Wirtschaftssystem erstickt an seiner Produktivität , an seiner "Überproduktion" ! Es hatte sich schon in den letzten 30 Jahren nur noch mit fiktiver Liquidität aus Verschuldungsspiralen funktionsfähig gehalten , die Konjunktur und Nachfrage genährt haben . Außerhalb Deutschlands (noch...) steht in den meisten EU-Ländern bereits die Abwärtsspirale von Rezession , Deflation , Depression ... in der Tür .

     

    Die grosse Masse der Menschen hält die kapitalistische Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform für Naturgesetz . Heillos ...

  • Es ist notwendig, klar zu unterscheiden, wo Empathie mit Menschen angebracht ist, die eher rechtes Gedankengut von sich geben, und wo und wann nicht. Ich persönlich begegne am Arbeitsplatz auch einigen, denen man in einer Diskussion anmerkt, dass sie einfach nur nachplappern, was sie irgendwo gelesen oder gehört haben. Und wenn ich dann in Ruhe (und mit Akzeptanz der Person, nicht jedoch ihrer Position) dagegen argumentiere, dann kommt da auch schon mal ein "Hast ja recht, sowas hab ich auch gelesen." Vielleicht kommt auch noch ein Aber dahinter, aber das hört sich nicht immer genauso überzeugt an wie die ursprüngliche Aussage.

     

    Wer von uns hat noch nie irgendetwas nachgeplappert und sich später gedacht, dass die Aussage vielleicht doch nicht so ganz durchdacht war? Diese Erfahrung möchte ich gerne manchmal auftauchenden Zweifeln entgegensetzen, ob die Gegenrede wirklich so viel bringt. Die wirklich Radikalisierten wird sie natürlich kaum überzeugen, aber das Spektrum der Menschen und der Meinungen ist bekanntlich breit.

     

    Die entscheidende Frage ist in meinen Augen, was für eine Art von Erzählung wollen wir dem nationalen Gedankengut entgegensetzen? Es gibt ein Recht auf Asyl für Menschen, die vor Krieg und politischer Verfolgung fliehen - aber die Versorgung der gegenwärtigen Zahlen von Flüchtlingen ist ohne Frage eine große Herausforderung. Wir müssen fordern, dass die Reichen adäquat an den Kosten dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe beteiligt werden. Auch wenn diese Forderung unbequem ist.

    • @Smaragd:

      Eine sehr große Gefahr ist, die Macht der Ideen zu unterschätzen. Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts waren zum Beispiel die Ideen von Nationalismus und Rassismus schwer en vogue. Die Folge waren zwei extrem zerstörerische Weltkriege und der Holocaust. Ideen stehen nicht einfach neben oder jenseits der Realität; sie haben verdammt viel Macht auf die Frage, wie sich die Realität weiterentwickeln wird.

       

      Also keine Schüchternheit vorschützen: Es ist einfach Zeit für Steuererhöhungen für Reiche und Superreiche. Vermögenssteuer, höherer Spitzensteuersatz, evtl. Steuern auf Luxusartikel, etc. Die, die viel haben, sind lange genug geschont worden. Wann wäre es einfacher, solche Forderungen zu rechtfertigen als heute, angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen, die ein Recht auf Asyl haben?

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Smaragd:

        "Wann wäre es einfacher, solche Forderungen zu rechtfertigen als heute, angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen, die ein Recht auf Asyl haben?"

         

        Die mediale Reaktion auf den Vorschlag Grönemeyers zeigt, dass es wohl nicht so kommt. Eher wird man zwecks Integration der Flüchtlinge weiter den Arbeitsmarkt deregulieren und möglicherweise an die Sozialausgaben rangehen.

         

        In den letzten 2 JAhrzehnten hat die, nennen wir es plump so, neoliberale Elite ein riesiges mediales und politische Investment getätigt, damit wir jetzt niedrige Renten, stagnierende Löhne und ein System der Sozialfürsorge, der vom unteren Ende aus abschreckend (=disziplinierend) bis in die Mittelschicht hinein wirkt. Das lassen die sich nicht nehmen. Ich sehe auch, ehrlich gesagt, keine politische Kraft/Person mit der realistischen Gestaltungsperspektive, die es ihnen nehmen will.

        • @10236 (Profil gelöscht):

          Die Reichen mögen sich das nicht nehmen lassen wollen, aber das heißt nicht, dass sie eine Wahl haben. Auch die Könige sind gefallen. Wir brauchen heute nicht ihre Zustimmung und nicht stärkere Waffen, sondern nur die Mehrheit der Bevölkerung.

      • @Smaragd:

        Diese Forderungen sind schon lange überfällig - lange bevor die Flüchtlinge zu uns kamen. Denn auch die Zahl der armen Deutschen vermehrt sich ständig, die Löhne werden immer mehr gedrückt, die Rationalisierungsmaßnahmen der Wirschaft und der Arbeitsplatzabbau geht weiter (siehe nur Deutsche Bank und VW). Sozialleistungen und Renten werden seit langen scheibchenweise gesenkt und Arbeitnehmerrechte geschreddert.

         

        Deutschland ist ein unermeßlich reiches Land, in dem man gerne mit statistischen Mittelwerten bzgl. Einkommen und Vermögen operiert. Aber in Wirklichkeit ist die Verteilung eine schreiende Ungerechtigkeit. Den Reichen, den Superreichen, den Konzernen und Banken würde es nicht im geringsten weh tun, wenn sie auf einen Teil ihres Reichtums verzichten würden, den sie im übrigen sowieso nur mit Hilfe der Ärmeren angehäuft haben. Es ist genug für alle da: auch für die Flüchtlinge - und niemand müßte sich einschränken.

         

        Dazu müßte allerdings zunächst einmal die Einsicht des Mittelstandes und anderer Besitzstandbewahrer (auch gerade im unteren Einkommensbereich) wachsen, daß nicht Flüchtlinge, Ausländer, Arbeitslose oder andere Unschuldige nicht die Schuld an der Misere tragen und diese Menschen die eigenen Privilegien nicht angreifen und unterstützt werden müßten.

         

        Es entstehen völlig falsche Feindbilder, denn die Schuldigen sind ganz woanders zu suchen - nämlich in der Politik und beim scheuen Kapital. Wer kann nur so dumm sein, daß er nicht erkennen kann, wer Freund ist, den man solidarisch unter die Arme greifen muß oder wer der tatsächliche Feind darstellt, der uns das Wasser abgräbt?

        • @Peter A. Weber:

          Für Freunde der Steuererhöhungen ist jeder Zeitpunkt der richtige Zeitpunkt, um den Bürger noch etwas mehr auszuquetschen. Haben wir Rezession und knappe Kassen brauchen wir Steuererhöhungen, um zu investieren. Haben wir Aufschwung und volle Kasse, brauchen wir sie auch um zu investieren.