piwik no script img

Harvard und die WissenschaftsfreiheitStudierende, kommt nach Deutschland!

Gastkommentar von Andreas Gran

Wenn ausländische Studierende an der US-Uni Harvard nicht mehr lernen dürfen, sollten sie bei uns aufgenommen werden. Hier gilt Wissenschaftsfreiheit.

Die US-Elite-Uni Harvard ist seit Trumps Edikt, keine ausländischen Studierenden mehr zuzulassen, stark unter Druck Foto: Charles Krupa/AP/dpa/AP

K arl Lauterbach macht schon den ersten Schritt: Er lädt ausländische Forschende aus den USA nach Deutschland ein. „Wir bieten ebenfalls hervorragende Möglichkeiten und Perspektiven nach dem Studium“, sagt der Ex-Gesundheitsminister, selbst Absolvent und Gastprofessor an der US-Eliteuniversität Harvard. Dass Harvard auf Betreiben des US-Präsidenten Trump und des US-Heimatschutzministeriums die Berechtigung entzogen werden soll, ausländische Studierende auszubilden, erfordert nämlich eine deutliche politische Reaktion in Deutschland. Zwar hatte eine Bundesrichterin in Boston das Einschreibungsverbot für Ausländer gestoppt, aber in den USA ist das gerade keine Garantie, dass das auch so bleibt.

Und so könnten CSU-Forschungsministerin Dorothee Bär und CDU-Bildungsministerin Karin Prien Lauterbach folgen: Ja, liebe ausländische Studierende, kommt zu uns, wir freuen uns auf euch. Sie sollten zudem versichern, dass derart staatlicher Einfluss hierzulande unterbleiben wird. Das gebietet bereits die Wissenschaftsfreiheit im Grundgesetz, konkretisiert durch das Hochschul­rahmengesetz. Hochschulen fördern demnach internationale Zusammenarbeit und „berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse ausländischer Studenten“.

Um Menschen einander nahezubringen, sind Hochschulen wichtige Säulen der Weltgemeinschaft. Ohne sie wären Vorurteile und Berührungsängste noch bedrohlicher. Gemeinsames Lernen, akademischer Diskurs, studentische Freizeitgestaltung – all das ist hilfreich, um einander besser zu verstehen. Das muss staatlich gefördert werden, uneingeschränkt. Denn letztlich werden diese jungen Aka­de­mi­ker:in­nen oft in ihre Heimatländer zurückkehren und in wichtigen Positionen arbeiten. Ihre Erfahrungen bei uns werden dabei zeitlebens prägend sein.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Deutschland sollte als weltoffenes akademisches Umfeld in Erinnerung bleiben, nicht als na­tio­nalistisches Land. Andernfalls wird auch das Bemühen um Wirtschaftswachstum belastet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Harvard ist sehr sehr wichtig für internationale Vernetzung. Für ein volles interessantes Telefonbuch . Das würde Trump kaputtmachen. Immerhin werden auch deutsche Wissenschaftler in die USA eingeladen. Vielleicht gehen jetzt internationale Wissenschaftler nach Yale und anderswo.

  • Na da muss man aber auch mal fragen, welche deutsche Uni denn bitte mit Harvard mithalten soll. Klar ist die Eliteuni auch etwas überbewertet, aber allein was die an Forschungsgeldern u.ä. jährlich zur Verfügung haben, ich weis nicht ob hier alle Unis zusammen soviel bekommen. Und ich weis ja nicht wann der Author das letzte Mal an einer Uni war und ich gebe zu bei mir ist das auch schon ein paar Jahre her, aber es hat damals schon an allem gefehlt: Lehrpersonal damit auch Lehrangebot und Plätze in Seminaren und ganz besondern Wohnraum für Studenten. Und letzteres hat sich ja noch dramatisch verschlimmert, so dass man in einigen Großstädten Jahre auf Wartelisten von Studentenwohnheimen verbringen kann. Alles schöne Träume aber nicht mit der Realität und unser Infrastruktur oder der Qualität unsere Unis vereinbar.

  • Wie viele Studenten in Harvard studieren dort wohl auch oder sogar hauptsächlich, weil dann im Lebenslauf "Harvard" steht?

    Sorry, aber diese enorme Strahlkraft haben die Ruhr-Uni Bochum oder die Uni Osnabrück einfach nicht.

    • @Suryo:

      Wegen der Kontakte ! Vernetzung ! Können andere was zu meinem Thema beitragen. Es gibt weiterhin Yale u .a. renommierte Unis, und Colombia für Leute, denen Zensur nichts ausmacht.

    • @Suryo:

      Harvard ist overrated

  • Sehr gute Idee - bei den 59.000 Dollar, die im Schnitt ein Student ohne US-Pass in Havard jährlich für alles ausgibt, werden denen die Semestergebühren und Wohnungspreise hierzulande wie Peanuts vorkommen👍



    ...und fähige wirtschaftskompetente Menschen braucht dieses Land eh zuhauf.

  • "Denn letztlich werden diese jungen Aka­de­mi­ker:in­nen oft in ihre Heimatländer zurückkehren und in wichtigen Positionen arbeiten. Ihre Erfahrungen bei uns werden dabei zeitlebens prägend sein."



    So wird es in einigen Monaten oder Jahren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, auch in Syrien sein.



    www.sr.de/sr/home/..._saarland_100.html

  • Auf der einen Seite richtigerweise Solidarität zeigen, und auf der anderen Seite kommen dadurch noch mehr Studierende aus dem Ausland und konkurrieren mit den Einheimischen um die wenigen begehrten Uni-Plätze. Wie lässt sich das vereinbaren?