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Handel mit PlastikmüllNur sauberer Abfall ist eine Ware

187 Staaten haben sich darauf geeinigt, dass nur sortierter und sauberer Plastikmüll in Entwicklungsländer exportiert werden darf. Umweltverbände begrüßen das.

Wirklich ein Rohstoff – oder doch nur Müll? Metall- und Plastikverpackungen im gelben Sack Foto: dpa

Berlin/Genf dpa | Neue Vorschriften für den weltweiten Handel mit Plastik-Abfall sollen helfen, das Müllproblem in den Griff zu bekommen. „Die schärferen Exportregeln des Baseler Übereinkommens sind ein großer Fortschritt und eine wirksame Handhabe gegen den zunehmenden Meeresmüll“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Auch Umweltverbände wie Greenpeace begrüßten die Vereinbarung von 187 Ländern.

„Die Flut von Kunststoffabfällen, die heute von den Industrieländern Europas und den USA in die Entwicklungsländer Afrikas und Asiens fließen, kann nun eingedämmt werden“, sagte ein Greenpeace-Experte. Der Schritt werde es reichen Ländern schwerer machen, ihre gigantischen Müllberge in Entwicklungsländer abzuschieben, meinte Grünen-Chef Robert Habeck. Zugleich forderte er generell die weitere Reduzierung des Verbrauchs von Plastik.

Die Staaten hatten sich am Freitagabend in Genf darauf geeinigt, dass künftig nur noch sortierter, gereinigter und wiederverwertbarer Plastikmüll gehandelt werden darf. Für den Export anderer Plastikabfälle wird künftig weltweit eine Zustimmung der Behörden der Export- und der Importstaaten erforderlich sein. Die USA, weltweit größer Exporteur von Plastikmüll, waren nach Angaben der Nicht-Regierungsorganisation Ciel (Center for International Environmental Law) gegen den Schritt. Da sie nicht Teil des Basler Übereinkommens sind, werde dies ihre Exportmöglichkeiten nur in bestimmte Entwicklungsländer behindern, hieß es.

Jetzt sei ein Exportstopp für verschmutzte und fragwürdige Plastikabfälle aus der EU nach Asien und Afrika möglich, sagte Schulze zu der Vereinbarung. Landesbehörden und der deutsche Zoll könnten in Zukunft verhindern, dass solche Abfälle auf ungesicherten Deponien und am Ende im Meer landeten. Europa und Deutschland seien in der Verantwortung, ihren Plastikmüll selbst zu sortieren und möglichst auch selbst zu recyceln. Die neuen Regeln zeigten, dass die Staatengemeinschaft in Sachen Umweltschutz handlungsfähig sei, so Schulze.

Erfolg nur mit Kontrollen

Greenpeace unterstrich, dass die konsequente Umsetzung entscheidend für den Erfolg der Vereinbarung sei. „Der Erfolg des Beschlusses hängt nun von funktionierenden Kontrollen ab, sowohl im Plastikmüll exportierenden Europa, als auch in den Müll importierenden Ländern Südostasiens oder neuerdings auch der Türkei oder Indien“, sagte Greenpeace-Experte Manfred Santen.

Anfang 2018 hat China die Importe von Kunststoffabfällen zum Recycling stark eingeschränkt. Nun landen diese Abfälle in anderen Ländern vor allem in Südostasien, etwa Malaysia, Indonesien, Vietnam, Thailand und Indien – die zum Teil inzwischen selbst Einfuhrstopps verhängten. Weit mehr als 100 Millionen Tonnen Abfall verseuchen nach UN-Angaben bereits die Weltmeere. Ein erheblicher Teil des Kunststoffs, der in die Ozeane gelangt, stammt aus unkontrollierter Abfallentsorgung auf dem Festland.

Allein Exportverbote lösen laut Greenpeace das Müllproblem nicht. Nur wenn die die Produktion und der Verbrauch von Plastik drastisch reduziert werde, lasse sich die Vermüllung der Meere und vieler Länder Südostasiens und Afrikas eindämmen, hieß es.

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8 Kommentare

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  • Ich hoffe einfach mal still und heimlich das irgendein findiges Köpfchen auf eine Technik stößt, aus Plastik wieder Öl zu machen.



    Bitte jemand aus den Entwicklungsländern.

    Findige sind die Menschen da alle Mal.



    Man denke nur an die Frauen die dort einer Generator entwickelt haben, der aus Urin Strom erzeugt

    • @Reyde Lanada:

      Diese Technik gibt es bereits, jedoch ist sie nicht so effektiv, das die Produktion viel kostet (weil viel Energie zugeführt werden muss) als das was damit verdient werden kann.



      www.wiwo.de/techno...-oel/13553626.html

  • Das heißt also, der Müll muss hier vorsortiert werden und das qualitativ beste Material wird verschickt. Okay, dann darf die Frage erlaubt sein warum lässt man das gute Material dann hier und verarbeitet es zu Recyclingartikel und den Rest verbrennt man dann ohnehin. Also braucht man das Plastik nicht mehr übers Meer schippern, wo die Ladung "gelegentlich" über Bord geht.



    Natürlich leben ja von dem Aussortieren Menschen in den Ankunftsstaaten, wo der Müll bisher hingebracht wurde, da müsste man sich natürlich etwas einfallen lassen, bzw. reicht vielleicht das Material das andere Länder dann hinschicken aus um deren Verdienste beizubehalten.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Falls Herr Habeck tatsächlich meint, dass dieses Abkommen ein Fortschritt ist, sollte man ihn ganz rasch auf die richtige Spur bringen

  • Der größte Teil der Plastikabfälle sind in der Industrie. Die können sogar gut gesäubert und sortiert werden.

    Im Grunde sollte der Export von Plastikabfällen komplett verboten werden. Das vereinfacht die Kontrollierbarkeit und zwingt zu einem Aufbau lokaler Recyclingkapazitäten.

    Aber das würde ja die Wettbewerbsfähigkeit (vulgo Profite) einschränken.

  • 0G
    05654 (Profil gelöscht)

    Sofortiges Import- & Produktionsverbot für nicht zu 99,999% recycelbare & gesundheitsgefährdende Plastikprodukte , ein Gesetz dass das Plastik zu 100% im Land wo es weggeworfen wird recycelt werden muss und ein zusätzliches Import- & Exportverbot von Plastikmüll , damit der `Grüne`Punkt kein hahnebüchender Etikettenschwindel bleibt & die Um-Welt nicht weiter dadurch vergiftet wird , auf Antrag der Grünen & Linken im Bundestag .

    ( Dokumentation/en zum Thema Plastikmüll ) www.youtube.com/watch?v=SfWa4Z5NkIE , www.youtube.com/watch?v=w6XnJ7TpQnQ

    • @05654 (Profil gelöscht):

      Danke Ihnen!

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @05654 (Profil gelöscht):

      Die Zitate: '...könnten in Zukunft verhindern', '...seien in der Verantwortung', '...möglichst auch selbst zu recyceln' zeigen die Haltung von CDU und SPD:



      'Wir, CDU und SPD möchten die Unternehmen und den gelben Punkt höflich bitten, ein kleines Signal zu setzen. Sie brauchen ja deswegen nicht gleich ihren Export einzustellen. Es soll nur mal so eine kleine Anregung sein, wenn Sie mal wollen ...'.



      Der Kapitalismus und die konservative Politik ist der erklärte Feind unserer Lebenswelt. Pfui Teufel.